Herr Ehrnsperger, was bedeutet die Energiekrise für Ihr Unternehmen?
Wir nutzen seit langem zu 100 Prozent Ökostrom. Für die Brauereiprozesse müssen wir noch auf Erdgas zurückgreifen, sind aber bis 2026 preislich abgesichert. Nichtsdestotrotz suchen wir nach Lösungen, komplett von fossiler Energie unabhängig zu werden. Außerdem sind wir dieses Jahr der internationalen Science Based Targets-Initiative beigetreten. Im Rahmen der dabei formulierten Klimaziele haben wir uns als erster mittelständischer Lebensmittelhersteller in Deutschland verpflichtet, 42 Prozent unserer CO2-Emissionen bis 2030 zu reduzieren.
Wofür brauchen Sie Erdgas?
Für unsere Mälzerei, wo das gekeimte Getreide getrocknet wird, das Sudhaus, in der die Würze gekocht wird, und Reinigungsprozesse bei Flaschen sowie Tanks und Rohrleitungen. Wir haben bereits die Verbräuche so weit als möglich reduziert, jetzt beschäftigen wir uns mit dem Ersatz des restlichen Erdgases. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, etwa Solarthermie oder Biomasse – und wir prüfen gerade, welche in der Praxis die beste Wirkung zeigt.
Heißt das, Ihre Preise bleiben vorerst stabil?
Wir haben zu Jahresbeginn erhöhen müssen, denn in manchem sind auch wir vom Weltmarkt abhängig. Nicht an allen Kostenpunkten lassen sich langfristige Partnerschaften wie bei unseren Rohstofflieferanten aufbauen. Das gilt etwa für Pfandflaschen – hier gibt es wenige Anbieter, die ihre Preise bereits drastisch erhöht haben und auch angekündigt haben, weiter zu erhöhen. Das gilt auch für andere Bereiche wie Etikettenpapier oder Kronkorken. Posten, bei denen wir noch keine Beschaffungsschwierigkeiten hatten, aber teils extreme Preiserhöhungen. Dazu kommen inflationsbedingt höhere Personalkosten.
Wie sieht es mit Rohstoffen oder Zutaten aus?
Die Rohstoffe fürs Bier kommen größtenteils von unserer Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe direkt aus der Region. Aber auch bei den anderen Rohstoffen wie Zitronen für unsere now-Limonaden setzen wir auf langfristige Partnerschaften und geteilte Werte. Selbst bei Seasonal Specials suchen wir nach Bio-Landwirten, die Zutaten liefern können, die unseren Ansprüchen bei Qualität und Nachhaltigkeit voll genügen. Für die neuen now Cherry Cola setzen wir als Koffeinquelle deshalb auf Guarana-Extrakt aus Brasilien und Kirschen aus Ungarn.
Stichwort Neuprodukte – muss das jedes Jahr sein?
Jein. Ein „Mehr“ an Sorten macht nur bedingt Sinn: Damit man das Sortiment nicht unnötig aufbläht, muss vielleicht etwas anderes weichen. Dennoch machen Innovationen Marken insgesamt attraktiv. Deswegen ist die jährlich wechselnde Sorte für uns durchaus ein Marken- und Kommunikations-Instrument.
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