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Food-Monitoring

In Kinder-Lebensmitteln steckt noch viel Zucker, Fett und Salz

Ein Sonderbericht des Max-Rubner-Instituts zeigt, dass in Fertigprodukten immer noch zu viel Zucker, Fett und Salz stecken. Besonders betroffen sind Lebensmittel, die Kinder ansprechen sollen.

In Fertigprodukten stecken noch immer zu viel Zucker, Fette und Salz. Ganz besonders gilt das für Lebensmittel, die durch ihre Aufmachung Kinder ansprechen sollen. Einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge steckt dort teilweise mehr Zucker oder Fett als in vergleichbaren Produkten ohne Kinderoptik.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Sonderbericht zu Produkten mit Kinderoptik, den Bundesernährungsminister Cem Özdemir gestern vorgestellt hat. Er basiert auf wissenschaftlichen Studien des Max-Rubner-Instituts (MRI) der letzten Jahre sowie auf einem Monitoring von rund 7.000 Produkten durch das MRI im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

„Egal ob gesüßte Erfrischungsgetränke oder Frühstücksflocken: Der Zuckergehalt in Lebensmitteln für Kinder ist immer noch zu hoch“, kommentierte Cem Özdemir die Ergebnisse des Sonderberichts. Bei Getränken sei er sogar teilweise gestiegen.

Produkte mit Kinderoptik erfüllen oft die WHO-Kriterien nicht

Zwei Beispiele: Kindergetränke enthalten laut der Studien teils bis zu 8,4 Gramm (g) Zucker in 100 Millilitern (ml). Das entspreche fast sechs Stück Würfelzucker in einem üblichen 200 ml-Trinkglas. In 100 g Kindermüsli stecken im Schnitt 17 g Zucker, was umgerechnet mehr als vier Zuckerwürfel ergibt. Ebenfalls nicht gut abgeschnitten haben demnach Waffelgebäck, Müsliriegel, Nudelsoßen, panierte Geflügelprodukte und Salami, die für Kinder produziert werden.

Die Daten des MRI zeigen darüber hinaus, dass deutlich weniger als die Hälfte der einbezogenen Produkte mit Kinderoptik die Kriterien des aktuellen Nährwertprofil-Modells der Weltgesundheitsorganisation erfüllen, heißt es in dem Sonderbericht. „Fertiggerichte für Kinder und Erwachsene müssen gesünder werden“, fordert Özdemir denn auch. „Mir ist wichtig, dass nun zügig wissenschaftlich fundierte Reduktionziele entwickelt werden." Die sollen nun unter Mithilfe des MRI ermittelt werden.

Bereits im Februar dieses Jahres hatte Özdemir angekündigt, die Werbung für ungesunde Kinderprodukte einschränken zu wollen, da die freiwilligen Verpflichtungen der Hersteller nicht den gewünschten Erfolg gebracht hätten. Nachdem sich die FDP querstellte, ist der Minister allerdings von manchen seiner Forderungen abgewichen.

So sollten Werbebotschaften für Kinder unter 14 Jahren unter anderem im TV und auf Social Media ursprünglich zwischen 6:00 und 23:00 Uhr untersagt werden. Nun wurde das Verbot zeitlich enger gefasst. Auch Orte, an denen Plakatwerbung für ungesunde Kinder-Produkte nicht mehr zulässig sein soll, wurden eingeschränkt. Gelten soll dies laut dem neuen Entwurf nur noch vor Kitas und Schulen, und nicht wie zunächst geplant auch an Freizeiteinrichtungen und Spielplätzen.

Lebensmittelverband sieht Ergebnisse des Sonderberichts positiv

„Die Schonfrist für die Junkfood-Konzerne ist abgelaufen“, kommentierte die Verbraucherorganisation Foodwatch die Ergebnisse des Produktmonitorings. „Um Fehlernährung und Adipositas im Kindes- und Jugendalter zu bekämpfen, brauchen wir dringend gesetzliche Maßnahmen: die von Bundesminister Cem Özdemir geplanten Junkfood-Werbeschranken, eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild und einen verpflichtenden Nutri-Score auf europäischer Ebene.“

Der Lebensmittelverband Deutschland sieht in den Ergebnissen des Monitorings hingegen einen Beleg dafür, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller zu Reformulierung ihrer Zutatenlisten Wirkung zeigten. „In den beobachten Kategorien zeigen sich teilweise beachtliche Erfolge“, verkündete dessen Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Als Beispiel führt sein Verband Frühstückscerealien an, die sich laut MRI speziell an Kinder richten. Dort hätte es eine durchschnittliche Zuckerreduktion von 25 Prozent gegeben.

„Freiwillige Selbstverpflichtungen sind ein zielführender Weg und eine klare Win-Win-Situation“, so Christoph Minhoff. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden schrittweise mitgenommen ohne Geschmackseinbußen und die Hersteller haben weiterhin die Hoheit über ihre Produkte. So bleibt auch die Lebensmittelvielfalt erhalten und der Markt reguliert sich von selbst.“

Erst im Juni hatte der Lebensmittelverband ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten veröffentlicht, das zu dem Ergebnis kommt, dass es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür gebe, dass Werbung für zu Süßes oder zu Fettiges zu Übergewicht bei Kindern führe. Grund für die Untersuchung war das Gesetzesvorhaben des BMEL zur Kinderlebensmittelwerbung. (frw)

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