Biohandel

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Ein halbes Jahrhundert Bio

Bio-Jubiläen 2023: Diese Hersteller feiern Geburtstag

Wir präsentieren: Die Jubilare aus dem Jahr 2023. Diese Bio-Hersteller blicken zurück auf bewegte Jahre, viel Engagement und ihren Wagemut von einst. Eines der Unternehmen gibt es bereits seit 50 Jahren.

50 Jahre Molkerei Berchtesgadener Land

Bernhard Pointner ist Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land

Vollmilch, Bio-Joghurt, Dick­milch und Kefir. Diese vier Produkte brachte die Molkerei Berchtesgadener Land vor 30 Jahren als erstes auf den Markt. Initiator der nach ei­genen Angaben ältesten Bio-Molkerei Deutschlands war Demeter-Landwirt Reinhard Ackermann. Weil er seine Bio-Milch aufgrund neuer Gesetzesvorschriften nicht mehr direkt vermarkten konnte, regte er an, in der konventionellen Chiemgau-Molkerei – mit der Berchtesga­dener 1976 fusioniert ist – ei­ne getrennte Bio-Verarbei­tung zu etablieren.

Anfangs verarbeitete die Molkerei Berchtesgadener Land Milch von drei Bio-Bau­ern. Heute wirtschaften 600 der 1800 Landwirte und Landwirtinnen ökologisch – darunter sind 100 Demeter- und 500 Naturland-Höfe.

Seit 2010 füttern alle Ge­nossenschaftslandwirte gen­technikfrei, seit 2017 verzich­ten sie auf den Einsatz von Totalherbiziden wie Glypho­sat und alle Futtermittel stammen garantiert aus Eu­ropa. Stolz verweist das Un­ternehmen auf die „doppelte Herkunftsgarantie“: Alle Pro­dukte, auch die 50 Bio-Pro­dukte, werden nach wie vor aus der Milch der eigenen Mitglieder und am einzigen Produktionsstandort herge­stellt: im kleinen oberbayeri­schen Ort Piding mit gerade mal 5.000 Einwohnern.

Seit 13 Jahren ist die Molke­rei nicht nur Naturland-, son­dern zusätzlich Naturland-Fair-zertifiziert und hat seit­dem schrittweise die Zutaten Zucker, Kakao, Bananen, Mangos auf Bio und Fair um­gestellt. Im Jahr 2019 wurde die Molkerei für ihr Engage­ment mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausge­zeichnet. Drei Jahre später, 2022, nahm Berchtesgadener Land eine neue Abfüllanlage in Betrieb und verstärkte ih­ren Einsatz für die nachhalti­ge Milchverpackung.

Und was bringt die Zu­kunft? Die Berchtesgadener formulieren es so: „Das Enga­gement für den fairen Handel und faire Milchpreise für un­sere Landwirtinnen und Landwirte stehen in unserer Genossenschaft im Fokus.“ Mit der laufenden Jubiläums­kampagne möchte das Mol­kerei-Team den Handel un­terstützen. In Zeiten wirt­schaftlicher Verunsicherung müsse die ökologische Wirt­schaftweise im Bewusstsein der Menschen verankert wer­den. Denn: „Bio ist ein Ge­winn für alle“.

Molkerei Berchtesgadener Land

Geschäftsführung: Bernhard Pointner
Mitarbeitende: 500
Produkte: 50 Molkerei-Produkte in Demeter- und Naturland-Qualität

30 Jahre Almawin

Feiern gemeinsam mit dem gesamten AlmaWin-Team Geburtstag (v.l.n.r.): Bernd Rühle (Vertriebsleitung), Marion Jäger (Business Development) und Rudolf Bund (Geschäftsführung)

Wenn das Unternehmen Almawin mit „gleichbleiben­der Qualität“ wirbt, dann ist damit eine Zeitspanne von stolzen 30 Jahren ge­meint. Denn gleich zu Beginn startete Almawin mit einem ganzen Sortiment auf dem Markt: Pulver- und Wollwaschmittel, Gallseife, Maschinen- und Handspül­mittel, Scheuermilch, Badrei­niger, Kernseife – Almawin bot alles, was ökologisch bewusste Menschen für Reinigung und Wäsche im Haushalt benötigten. Für die Produkte bekam der Herstel­ler die Ökozertifizierungen Ecogarantie und Ecocert. Viele davon finden sich fast un­verändert im Portfolio.

Rudolf Bunds Vision, haut- und umweltverträglicheProdukte für Kinder und die wachsende Zahl an Allergi­kern zu entwickeln, fanden 1993 viele „sehr mutig“. Die Idee wurde ein Erfolg – und zugleich zu Bunds Mission.

Seiner ökologischen Aus­richtung ist Almawin treu ge­blieben. Konzentrate ermög­lichen es, Dosiermengen und Verpackungsmüll zu reduzie­ren. 2015 wurden Flaschen aus recyceltem, gebrauchtem Kunststoff eingeführt. Inzwi­schen haben die Recyclat-Flaschen das ganze Sorti­ment erobert. 2021 kamen Kartons hinzu, die zu 30 Pro­zent aus Gras bestehen. Seit 2018 konnte Almawin nach ei­genen Angaben durch alle Maßnahmen mehr als 256.000 Kilogramm Neuplas­tik einsparen.

Nun steht der Generatio­nenwechsel an: Marion Jäger, Tochter von Gründer Rudolf Bund, ist ins Unternehmen mit eingestiegen und macht die nachhaltige Entwicklung auch zu ihrem Anliegen. Die Mission geht weiter ...

AlmaWin

Geschäftsführung: Rudolf Bund
Mitarbeitende: 160
Produkte: 33 Wasch-, Spül- und Reinigungsprodukte so­wie 27 Produkte der Marke Klar ohne Duft, die seit 2002 zum Portfolio gehört

30 Jahre Jentschura

Leitet seit jeher die Geschicke seines Unternehmens: Vorsitzender Geschäftsführer Peter Jentschura

Im Hinterraum der damaligen Drogerie von Dr. Peter Jent­schura in Münster Albachten fing alles an: Er und seine Fa­milie entdeckten mit basi­schen Körperpflegeprodukten und Lebensmitteln eine Ni­sche und gründeten 1993 das Unternehmen. Durch die rege Teilnahme an unterschiedli­chen Messen ist die Firma schnell gewachsen.

Der „Dreisprung der Ent­schlackung“ war das erste Er­zeugnis aus eigener Produkti­on. Die Präparat-Kombination, die es heute noch gibt, besteht aus Basentee, Wurzelkraft-Granulat und Basenbad. In­zwischen gibt es insgesamt 20 Produkte zur basischen Le­bensführung im Kernsorti­ment, sowie 15 im Randsorti­ment. Vor zehn Jahren wurde die gesamte Produktion auf Bio umgestellt.

In seinem Jubiläumsjahr er­öffnete das Familienunter­nehmen, das heute in Roxel bei Münster ansässig ist, seine Akademie. Peter Jentschura selbst beschreibt diesen Schritt als „nächste Entwicklungsstufe des Familienbetriebs“. Die Jentschura Akademie ist nach eigenen Angaben ein Lehr- und Lernbetrieb. Die dort veranstalteten Seminare und Workshops richten sich an Therapeuten, Handelspartner, Kunden, Unternehmen,
Privatpersonen und interessiertes Fachpublikum. Die Akademie zu etablieren ist das Ziel für die nächsten Jahre, heißt es aus dem Unternehmen. Außerdem will Jentschura weitere Auslandsmärkte erschließen.

Gefragt danach, was das Unternehmen auszeichnet, antwortet Jentschura: „Wir sind ein inhabergeführtes Familienunternehmen wie aus dem Bilderbuch. Ein herzliches Betriebsklima und eine sympathische Produktivität prägen die Atmosphäre.“ Und der Senior-Chef, Peter Jentschura, ist jeden Tag im Haus und arbeitet aktiv mit – auch nach 30 Jahren noch.

Jentschura

Geschäftsführung: Peter Jentschura, Barbara Jentschura, Matthias Buß
Mitarbeitende: 115
Produkte: 20 im Kernsorti­ment, 15 im Randsortiment

30 Jahre Ökoring

Thomas Börkay-Biermann ist Geschäftsführer von Ökoring

„Hemdsärmelig, aber voller Enthusiasmus und Energie“ – so beschreibt Ökoring den Teamgeist aus dem Jahr 1993. In einer kleinen Lagerhalle in München-Allach packten 15 Mitarbeitende an für ihre Vi­sion: Die Region sollte mit heimischen, fairen und kont­rolliert ökologisch erzeugten Lebensmitteln versorgt wer­den. Die landwirtschaftlichen Bio-Betriebe und Herstel­lungs-Unternehmen sollten von fairen Preisen und Han­delsbedingungen profitieren.

Hervorgegangen war das Unternehmen aus einem Zu­sammenschluss der Großhan­delsaktivitäten der Biomarkt-Gemeinschaft Gräfelfing (mit grüner Frische) und Byodo (mit Trockenware). Beide Un­ternehmen wollten sich auf ihre Kerngeschäfte konzent­rieren. Sie taten sich zusam­men und gründeten die Öko­ring Handels GmbH.

Der Plan der „Hemdsärme­ligen“ ging auf: Naturkost- und Hofläden, Abo- und Öko­kistenbetriebe werden heute in Bayern, Teilen Österreichs und Südtirol mit kontrolliert-ökologischen Lebensmitteln versorgt. Außerdem ist das Unternehmen Partner für die Bio-Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung in Kanti­nen, Hotels, Schulen, Kinder­gärten sowie sozialen und kirchlichen Einrichtungen. Im Jahr 2001 stellte Ökoring nach eigenen Angaben als ers­ter Bio-Großhandel in Deutschland ein speziell auf die Gastronomie ausgerichte­tes Sortiment zusammen.

Als eines der ersten Unter­nehmen Bayerns ließ Ökoring sich außerdem nach den Richtlinien der Gemeinwohl­ökonomie zertifizieren. 2022 wurde zum vierten Mal eine GWÖ -Bilanz erstellt. 2008 rief Ökoring die Initiative BioRe­gional ins Leben, um die regi­onale Erzeugung, Wertschöp­fung und Beschäftigung zu fördern. Das BioRegional-Sortiment umfasst über 1.200 Artikel.

Als eine seiner größten Stärken nennt Ökoring die über Jahrzehnte gewachse­nen, partnerschaftlichen Kontakte zu Lieferanten und Erzeugerbetrieben. Wie ge­schätzt Ökoring in der Branche ist, zeigte die Hausmesse im Frühjahr: Zu Gast war dort die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva.

Ökoring

Geschäftsführung: Thomas Börkey-Biermann
Mitarbeitende: 150
Produkte: 12.000 Bio-Artikel von Obst bis Naturkosmetik

30 Jahre Topas

Begleitet das Unternehmen bereits seit über 10 Jahren: Geschäftsführer Charles-Henry Debal

Nach der Rückkehr von zwei Studienaufenthalten in Asien begann Klaus Gaiser Tofu her­zustellen – in der privaten Kü­che in einem Dorf nahe der schwäbischen Alb. Zunächst für den Eigenbedarf und für asiatische Freunde produ­ziert, stieg die Nachfrage bald so rasant an, dass der Sinolo­ge, Japanologe, Kulturwissen­schaftler und „europäische Tofu-Pionier“ bald auch den Naturkosthandel belieferte.

Nachdem sich Tofu im Markt etabliert hatte, suchte Gaiser nach neuen Möglich­keiten, vegane Produkte mit einer fleischähnlichen Konsistenz zu produzieren, die den europäischen Ge­schmackspräferenzen ent­sprachen. Da traf es sich, dass Klaus Gaiser während seiner Studienzeit in Asien die Kunst der traditionellen Seitan-Her­stellung erlernt hatte.

Schnell fanden seine Pro­duktideen viele Fans. Mit dem Aufschnitt „vom Rauch“ ging er an den Start – und bis heute ist dieser Topseller im Wheaty-Sortiment.

Inzwischen steht die Pro­duktion in Kernen im Remstal nahe Stuttgart, und die Auswahl aus Auf­schnitten, Würsten, Bur­gern und Bratstücken wächst bis heute. Das Sorti­ment umfasst, je nach Sai­son, um die 30 Produkte. Hauptsächlich auf Seitan-Basis, aber auch Aufschnit­te aus Erbsenprotein. Die neueste Innovation präsen­tierte Topas im Jubiläums­jahr: die erste Wurst in ei­ner essbaren, veganen Pelle namens „Klaus‘ Feinste“.

„Steve Jobs des Ernäh­rungswesens“ wurde Klaus Gaiser mal in einem Zei­tungsartikel genannt. Ge­schaffen hat er ein Familien­unternehmen, das nach ei­genen Angaben auch in Zukunft ausschließlich am Standort in Deutschland produzieren wird. Wie be­liebt Wheaty in der Welt ist, zeigt die Zahl der Länder, in die Topas liefert – 21 sind es inzwischen.

Topas

Geschäftsführung: Charles-Henry Debal
Mitarbeitende: 130
Produkte: 30 Produkte der Bio-Fachhandelsmarke Wheaty

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