Hermann Oswald steigt mit einem neuen Unternehmen in die Belieferung von Unverpackt-Läden ein. Der Geschäftsführer des Gastrogroßhändlers Epos Bio Partner Süd hat dafür die Schüttgut Biohandel GmbH gegründet. Über einen eigenen Online-Shop bietet das Unternehmen ab sofort „eine umfangreiche Palette an hochwertigen Bio-Produkten, die speziell für den Bedarf von Unverpackt-Läden konzipiert sind“ an, teilte Schüttgut Biohandel am Donnerstag mit.
Die Belieferung der Unverpackt-Läden wickelt Schüttgut über die Epos-Tochter Orfo Organic Food Logistik ab. Orfo wurde 2021 gegründet von Epos und dem inzwischen an Tegut verkauften Bio-Filialisten Basic, dessen Geschäftsführer Hermann Oswald war. Das Lager- und Logistikgeschäft für Bio-Lebensmittel und die Außer-Haus-Verpflegung wurde von Epos in die Orfo Logistik GmbH übertragen. Orfo beliefert mit Standorten bei München und Überlingen sowie über regionale Hubs in Möglingen bei Stuttgart und Nürnberg den gesamten süddeutschen Raum und das österreichische Grenzgebiet.
Der Schritt in den Unverpackt-Markt ist kein leichter
Über den Online-Shop von Schüttauf Biohandel können Unverpackt-Läden laut Unternehmensangaben auf ein umfangreiches Sortiment an Bio-Lebensmitteln in mittelgroßen bis großen Gebinden zugreifen, die ohne herkömmliche Verpackungen angeboten werden können. Die Produktpalette umfasst demnach klassische Unverpackt-Artikel wie Nudeln und Reis sowie Gewürze, Hülsenfrüchte, Backzutaten bis hin zu Feinkost und Antipasti. Auf eine BioHandel-Anfrage zum neuen Großhandelsservice reagierte bei Schüttauf zunächst kein Verantwortlicher.
Der Schritt in den Unverpackt-Markt ist kein leichter. Die meist inhabergeführten Läden hatten in den vergangenen Jahren einen schweren Stand. In der Corona-Pandemie wurden sie oft aus hygienischen Gründen gemieden. Später setzten ihnen die explodierenden Energiekosten und weniger Kundschaft aufgrund der dramatisch gestiegenen Lebensmittelpreise weiter zu. Viele Läden mussten aufgeben.
Der Branchenverband Unverpackt e.V. zählte im vergangenen Jahr 70 Schließungen bei 44 Eröffnungen. 2023 mussten bis Anfang Dezember bereits 38 Mitgliedsläden dichtmachen, sechs neue kamen in diesem Zeitraum hinzu. Bundesweit zählte Unverpackt zuletzt 268 Mitgliedsläden.
Studie sieht Potenzial für Unverpackt in Deutschland
Der Verband verweist darauf, dass die Probleme seiner Läden durchaus branchenunabhängig seien. „In den letzten 3,5 Jahren – seit Pandemiebeginn – mussten 15 Prozent der Geschäfte im stationären Einzelhandel schließen – vom Käseladen über die Buchhandlung und eben auch Unverpackt-Läden“, teilte eine Sprecherin mit. Der Verband bleibt optimistisch, dass das Konzept „langfristig funktioniert, nachhaltig und zukunftsweisend ist“. Auch die großen Einzelhändler versuchen sich immer wieder daran, das Konzept in ihren Filialen zu integrieren. Vor wenigen Wochen startete beispielsweise Rewe einen Testlauf mit Unverpackt-Stationen für 23 Bio-Trockenprodukte.
Dass es Potenzial für Unverpackt in Deutschland gibt, ist auch die Erkenntnis einer aktuellen Yougov-Studie. Gerade einmal fünf Prozent der Befragten gaben dort an, oft Kunde in Unverpackt-Läden zu sein. Gleichzeitig können sich 43 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher vorstellen, dort einzukaufen.
Dazwischen befinden sich 17 Prozent, die heute schon hin und wieder in Unverpackt-Läden einkaufen. Bei der künftig noch wichtiger werdenden Generation Z sind es Yougov zufolge 21 Prozent. Die legt trotz schmalerem Geldbeutel weiter Wert auf nachhaltige Produkte. Eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie sieht die Gen Z als Treiber einer neuen Bio-Dynamik.
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