Biohandel

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Alnatura-Gründer im Interview

Götz Rehn: „Kunden sollen nicht abgeschreckt werden durch erhöhte Preise“

Trotz der dramatischen Lage am Rohstoffmarkt hat Alnatura die Preise nur moderat erhöht. Auch an dauerreduzierten Produkten hält die Bio-Kette fest. Ein Gespräch mit Unternehmensgründer Götz Rehn.

Als Alnatura vor sieben Jahren die Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI) gründete, wollte das Unternehmen etwas gegen die Engpässe bei Bio-Produkten tun. Mit der ABBI unterstützen das Bio-Handelshaus und der Nabu konventionell wirtschaftende Bäuerinnen und Bauern finanziell und organisatorisch bei der Umstellung auf Bio. Wie wichtig kurze Lieferwege und langfristige Partnerschaften sind, erfährt Alnatura auch aktuell: Der Mangel an Rohstoffen und Waren durch den Ukraine-Krieg trifft das Unternehmen laut eigenen Angaben kaum. Und trotz teilweise deutlich gestiegener Lebensmittelpreise und schrumpfender Umsätze im Naturkostfachhandel kann sich das Bio-Handelshaus lediglich “moderate Preiserhöhungen” leisten, sagt Alnatura-Gründer und -Geschäftsführer Götz Rehn. 

Herr Rehn, wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise kaufen die Menschen aktuell weniger Bio. Wie kann man gegensteuern? 

Um zu erreichen, dass die Kundinnen und Kunden, die gerade nur aus Preiserwägungen zum Discounter gehen, weiterhin Bio-Produkte einkaufen – und dies insbesondere im Fachhandel wie zum Beispiel in den Alnatura Märkten – ist es besonders wichtig, dass wir sehr breit über die große gesellschaftliche Bedeutung von Bio informieren. Dazu gehört auch, dass wir durch Bio einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, beispielsweise durch gesunde und humusreiche Böden. Denn das wissen die meisten nicht.  

Als Sie mit ABBI gestartet sind, sah sich Alnatura mit Engpässen konfrontiert. Aktuell haben viele Unternehmen mit Rohstoffknappheit zu kämpfen. Wie sieht es bei Alnatura aus? 

Wir haben seit der Gründung von Alnatura immer mal wieder kurzfristige Engpässe, weil es wetterverursachte Ernteeinbrüche gibt. Im Moment gibt es zusätzlich Lieferkettenprobleme. Von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind wir aber nicht so stark betroffen wie der konventionelle Handel.

Gibt es bei Alnatura trotzdem Lücken im Regal?

Natürlich kommen Kundinnen und Kunden auch zu uns und wollen ganz viel Speiseöl kaufen, wenn dieses überall sonst ausverkauft ist. Das kann dann dazu führen, dass die eine oder andere Sorte beziehungsweise Marke nicht mehr da ist. Aber Sie werden in unseren Märkten derzeit auf jeden Fall Speiseöl vorfinden. Insgesamt haben wir keine Engpässe, die wir nicht wieder in den Griff bekommen könnten. 

Woran liegt das?

Weil wir regional organisiert sind und sehr langfristige Beziehungen mit unseren Herstellerpartnern und Lieferanten pflegen. 

Wie sieht aktuell die Preisentwicklung aus – müssen höhere Rohstoffpreise an die Verbraucher weitergegeben werden? 

Am Markt sieht es dramatisch aus, aber wir bei Alnatura haben nur sehr moderate Preiserhöhungen. Uns ist es wichtig, dass viele Kundinnen und Kunden weiter bei Alnatura einkaufen können und nicht abgeschreckt werden durch erhöhte Preise. Wir puffern deshalb sehr viel ab. 

Um wie viel Prozent sind die Preise bei Alnatura gestiegen?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Viele Händler nutzen aber gerade die Gunst der Stunde, um Preise zu erhöhen. Das halte ich für vollständig falsch. Wir müssen im Moment alles tun, um die Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, dass wir faire und ehrlich kalkulierte Preise haben.  

Im Februar hat Alnatura Dauerpreise eingeführt. Kommt Ihnen das jetzt zugute?

Ja, denn mit den Dauerpreisen garantieren wir unseren Kundinnen und Kunden, dass sie das Produkt nirgendwo anders günstiger bekommen. Dafür sorgen wir, indem wir die Preise anpassen und dann vier Wochen mindestens auf diesem Level halten. So müssen die Kundinnen und Kunden nicht mehr auf wechselnde Aktionen achten oder die Preise vergleichen und können stattdessen sicher sein, dass sie bei Alnatura jederzeit preiswert einkaufen können. Unser neues Dauerpreis-Konzept wird sehr gut angenommen.

Wie schaffen Sie gerade in der aktuellen Situation, wo vieles deutlich teurer geworden ist, den Spagat, die Preise nur moderat anzuheben und gleichzeitig die Erzeuger fair zu bezahlen? Verzichtet Alnatura auf Marge?

Die Alnatura Produkte gibt es weiterhin in bester Qualität, zum günstigsten Preis für die Kundinnen und Kunden und selbstverständlich mit fairen Einkommen für die Erzeuger. Ein Beispiel hierfür ist unsere Initiative „Faire Milchpreise für unsere Bio-Bauern“, die wir bereits vor 15 Jahren gemeinsam mit der Upländer Bauernmolkerei ins Leben gerufen haben. Gewinnmaximierung war noch nie unser Ziel, Sinnmaximierung ist das, was wir brauchen!

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