Seit mehreren Jahren arbeitet das italienische Ramazzini Institut zusammen mit mehreren internationalen Forschungseinrichtungen an einer umfassenden Glyphosatstudie, der Global Glyphosate Study (GGS). Auf einer Tagung präsentierten die Forschenden nun erste Ergebnisse, die zeigen, dass glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Leukämie auslösen können – zumindest bei Ratten.
Studie zu Glyphosat und Leukämie-Risiko mit Roundup und Ranger Pro
Die Tiere erhielten über zwei Jahre hinweg täglich entweder den reinen Wirkstoff oder ein glyphosathaltiges Herbizid, entweder das in Europa zugelassen Roundup Bioflow oder das in den USA eingesetzte Ranger Pro. Die verschiedenen Tiergruppen erhielten die Substanzen über das Trinkwasser: jeweils 0,5, 5,0 oder 50 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht und Tag.
Die Menge von 50 Milligramm entspricht der Konzentration, bei der bisher nach Ansicht der EU-Lebensmittelbehörde EFSA in Tierversuchen mit Glyphosat keine negativen Effekte beobachtet wurden. Abgeleitet davon gilt in der EU aber nur die Menge von 0,5 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Körpergewicht als akzeptable tägliche Aufnahmemenge durch den Menschen.
Frühes Auftreten von Leukämie bei Glyphosat-Dosierung von 50 Milligramm
In der Studie erkrankten in der 0,5 Milligramm-Glyphosat-Gruppe zwei von 102 Tieren an Leukämie. In den Gruppen mit 5,0 und 50 Milligramm war es jeweils eins von 102 Tieren. Bei Ranger Pro waren es in den drei Gruppen eins, zwei und vier Tiere; bei Roundup traten in der 50 Milligramm-Gruppe drei Leukämiefälle auf.
Als besonders bedenklich bezeichnete es Studienkoordinator Daniele Mandrioli, dass bei der höchsten Dosierung die meisten Fälle schon im ersten Lebensjahr der Tiere auftraten. „Diese Ergebnisse sind von so großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, dass wir beschlossen haben, sie jetzt vor der Veröffentlichung zu präsentieren. Die vollständigen Daten werden in den kommenden Wochen öffentlich zugänglich gemacht und zur Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift eingereicht“, sagte Mandrioli.
Glyphosat-Zulassung in der Schwebe: Entscheidung am 16. November
Von Bedeutung sind diese Ergebnisse auch für die anstehende Entscheidung über die erneute Zulassung von Glyphosat. Am 16. November stimmen die Mitgliedsstaaten der EU im Berufungsausschuss über den Vorschlag der EU-Kommission für eine erneute Zulassung ab. Kommt es dabei wie schon bei der ersten Abstimmung im Oktober zu keinem Ergebnis, kann die Kommission allein über die Zukunft von Glyphosat entscheiden.
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