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Jahresbericht 2023

Gepa investiert trotz Umsatzminus und hohen Rohstoffpreisen in Nachhaltigkeit

Rund 100 Millionen Euro gaben Verbraucherinnen und Verbraucher im letzten Jahr für Gepa-Produkte aus. Für Umsatzsteigerungen reichte das nicht, trotzdem setzt das Unternehmen auf langfristige Kooperationen und Investitionen in die Zukunft.

Die Gepa hat im vergangenen Geschäftsjahr 2023 einen Großhandelsumsatz von 76,4 Millionen Euro erreicht. Wie das Handelsunternehmen am Dienstag bei seiner Jahrespressekonferenz bekanntgab, ist der Umsatz im Vorjahresvergleich um 2,2 Prozent rückläufig. Da jedoch die Preise zu Beginn des Geschäftsjahres laut Matthias Kroth, kaufmännischer Geschäftsführer bei Gepa, moderat erhöht wurden, „ist mit dem Umsatzrückgang auch ein entsprechender Absatzrückgang verbunden“. Der Umsatz mit 2023 im Handel gekauften Gepa-Produkten lag bei 103 Millionen Euro.

Zwar seien die Zahlen der Jahresabschlussprüfung zum Zeitpunkt der Pressekonferenz noch nicht final, aber das Unternehmen steuere erneut auf ein „sehr maues operatives Ergebnis“ zu, so Kroth. Trotzdem habe die Gepa 2023 aufgrund eines nicht-operativen Effekts einen Jahresüberschuss von mehreren Hunderttausend Euro erwirtschaftet.

Für die ersten vier Monate in 2024 zeichne sich laut Kroth eine vorsichtige Aufwärtsentwicklung der Umsätze ab. Das sei vor allem auf die Monate Januar und April zurückzuführen, die sehr gut gelaufen seien. Auch Fairtrade Deutschland hatte vergangene Woche einen Absatzrückgang für das Jahr 2023 bekanntgegeben und ebenfalls eine positive Entwicklung zu Beginn dieses Jahres registriert.

Im Vertrieb ist die Gepa breit aufgestellt: Zum größten Teil (rund 43 Prozent) verkauft sie ihre Produkte über den Lebensmittel- und Biohandel, darauf folgen die Weltläden (rund 24 Prozent), sonstige (rund 20 Prozent), Außer-Haus-Service (rund 9 Prozent) und der eigene Online-Shop mit rund vier Prozent Umsatz.

Hohe Rohstoffpreise belasten das Unternehmen

Neben den starken Umsatzeinbußen der letzten Jahre durch verschiedene Faktoren wie Corona und die hohe Inflation erschwert auch die Preisentwicklung der Rohwaren Kakao und Kaffee die Arbeit des Handelsunternehmens. Besonders beim Kakao sei die „Preisentwicklung in mehrfacher Hinsicht sehr belastend“, sagt Kroth.

Die Preise sind innerhalb eines Jahres von zirka 3.000 Dollar auf erst 4.000 dann zu Beginn dieses Jahres auf 12.000 Dollar pro Tonne gestiegen. Inzwischen hat sich der Preis bei einem immer noch sehr hohen Niveau von 8.600 Dollar pro Tonne eingependelt.

„Wir gehen nicht davon aus, dass sich das Preisniveau in absehbarer Zeit wieder auf das Niveau von Ende 2023 absenken wird“, so der Geschäftsführer. Die Hauptgründe dafür seien schlechte Kakao-Ernten aufgrund der Klimaerhitzung, konventioneller Kakaoanbau in für Schädlinge anfälliger Monokultur sowie Börsenspekulationen. Um die Verfügbarkeit ihrer Produkte zu sichern, musste die Gepa laut Kroth bereits sehr hochpreisig Rohwaren einkaufen. Damit sei die Kalkulationsbasis für das Jahr 2024 hinfällig, erklärt Kroth.

„Aber wir sind auch in Zeiten dieser Krise wirklich sehr gut aufgestellt“, bemerkt Matthias Kroth. Da die kirchlichen Gesellschafter des Unternehmens keine Gewinne aus dem Unternehmen ziehen, könne die Gepa diese unter anderem in Nachhaltigkeitsprojekte reinvestieren. „Dazu gehört der Relaunch der Marke Gepa und die Ausstattung des Gepa-Daches mit einer Photovoltaik-Anlage für einen Teil der zukünftigen Stromversorgung, etwa von Elektroautos und E-Bikes“.

Gepa setzt auf langfristige Handelspartnerschaften

Langfristig setzt das Unternehmen auf enge Handelspartnerschaften mit verschiedenen Kooperativen wie der COOPROAGRO aus der Dominikanischen Republik, der CECAQ-11 aus São Tomé und El Ceibo aus Bolivien. Dadurch lässt sich unter anderem die Lieferkette transparent zurückverfolgen. Darüber hinaus haben sich langjährige Partnerschaften mit Bäuerinnen und Bauern in Anbauländern besonders in Krisen als Vorteil für Unternehmen und Rohstoffproduzenten erwiesen: Höhere Preise kommen den Menschen in der Landwirtschaft zugute, Unternehmen investieren langfristig in Klimagerechtigkeit sowie Infrastruktur und sichern sich gleichzeitig die Rohstoffe für ihre Produkte.

Wie Andrea Fütterer, Leiterin der Abteilung Grundsatz und Politik, erklärt, können höhere Preise Kooperativen aber auch gefährden. Etwa, wenn Kakao an ihnen vorbei zu höheren Preisen direkt am Markt verkauft wird. Laut Fütterer seien die Marktentwicklungen gerade unvorhersagbar, Gepa werde jedoch auch weiterhin auf langjährige Verträge und deren Einhaltung setzen.

Außerdem wolle sich das Unternehmen weiterhin für Klimagerechtigkeit einsetzen, so Fütterer. Dabei machte die Gepa-Mitarbeiterin auch auf den „In Good Company Report 2023“ des Forum Fairer Handel aufmerksam, der unter anderem die Strukturen und Ansätze der Gepa als Fair-Handels- und Sozialunternehmen untersuchte.

Markenrelaunch und neue Kampagne

Anfang des Jahres 2024 hat die Gepa im Rahmen eines Marken-Relaunchs unter dem neuen Claim „Taste a fair world“ ihr Schokoriegel-Sortiment neu aufgelegt. Mit zwölf Sorten in neuem Design und Geschmacksrichtungen wie „Caramel Crunch Fairness“ will sich das Unternehmen vor allem der jüngeren Kundschaft präsentieren.

„Das Design ist nicht nur modernisiert, sondern wir verbinden damit auch Genuss mit Haltung“, erklärt Gepa-Sortimentsmanagerin Lebensmittel Alexandra Bleuel. So wurden neben der neuen Erscheinung die Rezepturen der Riegel optimiert, Neuprodukte eingeführt und das Sortiment auf 100 Prozent Bio umgestellt – neun der Produkte sind laut Bleuel sogar Naturland- oder Naturland-Fair-zertifiziert. Wie das Unternehmen auf der Pressekonferenz mitteilte, werden schrittweise auch die anderen Produktlinien neu aufgelegt.

Eines der aktuellen Gepa-Kampagnen-Motive

Über den Relaunch hinaus startete Gepa im Februar auch eine neue Markenkampagne mit dem Motto „Du hast es in der Hand“. Das Unternehmen wolle damit deutlich machen, wie alle Menschen gemeinsam positive Veränderungen bewirken können, sagt Peter Schaumberger, Geschäftsführer Marke und Vertrieb bei Gepa.

Teil der Offensive ist eine Digitalkampagne mit beispielsweise Clips auf Social Media, mit denen „noch mehr Menschen und jüngere Zielgruppen“ erreicht werden sollen, so Schaumberger. Dabei bezieht das Unternehmen auch politisch Position und spricht sich gegen Rassismus, Rechtsextremismus und für die Bedeutung der Wahlbeteiligung aus, wie der Geschäftsführer in der Pressekonferenz unterstrich.

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