Forschende der Universität Hohenheim arbeiten an einer Fischalternative auf Basis der Mikroalge Phaeodactylum tricornutum. Diese Einzeller erweisen sich laut Medienmitteilung als reichhaltige Quelle für Omega-3-Fettsäuren, Protein, Ballaststoffe, Vitamine und Carotinoide.
Damit besitzen sie laut Professor Stephan Bischoff, Leiter des Projekts am Institut für Ernährungsmedizin, eine ernährungsphysiologische Eigenschaft, die bisherigen Fischalternativen fehlt. „Zwar gibt es bereits proteinreiche Ersatzprodukte, die vor allem aus Hülsenfrüchten wie Erbsen und Soja hergestellt werden. Aber wichtige Inhaltsstoffe tierischer Lebensmittel wie beispielsweise die für unsere Gesundheit so wichtigen Omega-3-Fettsäuren fehlen darin“, so Bischoff.
Vorteile für die Umwelt
Darüber hinaus bieten Mikroalgen mehrere Vorteile für die Umwelt: „So können wir nicht nur einer Überfischung der Meere begegnen. Mikroalgen können regional und unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet werden. Sie enthalten deshalb keine Schwermetalle, und die Transportwege sind kurz. Zudem binden sie einen Teil des klimaschädlichen Kohlendioxids“, erläutert Lena Kopp, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ernährungsmedizin.
Bei der Produktentwicklung unterstützt das Bio-Unternehmen der Brüder Tress aus Hayingen auf der Schwäbischen Alb, das auch an einer späteren Vermarktung der Mikroalgen-Produkte interessiert ist. Experimentiert wurde bereits unter anderem mit Smoothies, Flammkuchen und Tortelloni. Das Problem bislang: „Die Mikroalgen schmecken und riechen sehr intensiv nach altem Fisch“, sagt Marin Rigling, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Aromachemie. Zwar lasse sich das durch kurzfristiges Erhitzen, wie etwa beim Pasteurisieren, entfernen. Aber bei längerer Lagerung könne es sich wieder neu bilden.
Pilze gegen das strenge Fischaroma
Um den Geschmack der Mikroalge Alge Phaeodactylum tricornutum zu verbessern, verfolgen die Forschenden deshalb einen neuartigen Ansatz: Fermentation mit Hilfe von Pilzen. Was in Asien weit verbreitet ist, ist in Europa, wo in der Regel mit Bakterien fermentiert wird, noch nahezu unbekannt.
„Nach ersten Ergebnissen bauen diese Pilze tatsächlich die unerwünschten Substanzen ab“, sagt Rigling. „Allerdings leider auch zu einem kleinen Teil die erwünschten Inhaltsstoffe. Da müssen wir noch weiter experimentieren.“
Es könnte also noch etwas dauern, bis Phaeodactylum tricornutum als Fischersatz auf den Tellern landet. Auch deshalb, weil die Alge, die bereits in Tierfutter verwendet wird, erst noch für den menschlichen Verzehr zugelassen werden muss. So verlangt es die Novel-Food-Verordnung der EU. (kam)
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