Mit 30 Maulwurfshügeln auf dem Rasen des Hamburger Millerntor-Stadions war den Kooperationspartnern die Aufmerksamkeit im Netz sicher. „Hinter dem kleinen Scherz steckt aber ein ernsthaftes Anliegen“, teilte Followfood später mit. Als neuer Ernährungspartner des Fußball-Zweitlegisten FC St. Pauli will der Bio-Hersteller dem Hamburger Verein dabei helfen, die Fußballbranche grüner zu machen. Dazu gehöre es „nachhaltigere Produkte am Spieltag anzubieten und unseren Foodwaste gravierend zu reduzieren“, so Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft beim FC St. Pauli.
Wie die Partner zusammengefunden haben, an welchen Stellschrauben sie drehen wollen und was die Pläne für den Bio-Hersteller aus Friedrichshafen bedeuten, erzählt Julius Palm, Leiter Strategie und Marke bei Followfood, im Gespräch mit BioHandel.
Herr Palm, welche Message steckt hinter den Maulwurfshügeln auf dem Spielfeld des FC St. Pauli?
Natürlich wussten wir, dass es Aufmerksamkeit erregt, wenn auf dem Stadionrasen plötzlich Maulwurfshügel erscheinen. Der Maulwurf steht hier als Sinnbild für die Natur, die wir gemeinsam mit dem FC St. Pauli wieder zurück in den Kiez bringen wollen – auch, wenn es nicht unbedingt der Maulwurf auf dem Fußballrasen sein muss.
Hand aufs Herz, für die Maulwurfshügel wurde der Rasen nicht wirklich zerstört, oder?
Nein, der Rasen ist im Fußball heilig. Deswegen haben wir einen Maulwurfshügel aus Pappmaché gebaut und am Rand des Rasens aufgestellt. Den haben wir dann fotografiert und digital vervielfältigt. In der Realität gab es also nur einen selbstgebauten Maulwurfshügel, auch wenn auf den Bildern 30 zu sehen sind.
Was verbindet Followfood mit dem FC St. Pauli?
Obwohl wir aus unterschiedlichen Bereichen kommen, haben wir ähnliche Wertevorstellungen. Wir wollen ähnliches bewegen, nutzen dafür nur ein jeweils anderes Medium. Wir kommen aus dem Lebensmittelbereich, der FC St. Pauli aus dem Profi-Sport. Wir glauben, eine andere Lebensmittelwelt ist möglich, der FC St. Pauli glaubt, ein anderer Fußball ist möglich. Beide haben wir als Underdogs bewiesen, dass es anders geht. Wir waren uns also gleich sympathisch.
Aus der Sympathie füreinander ist eine Ernährungspartnerschaft entstanden. Wer kam auf wen zu?
Der FC St. Pauli hat uns über einen gemeinsamen Kontakt angefragt. Das war verlockend, weil wir gerne Fußball schauen, mit dem FC St. Pauli sympathisieren und wissen, was der Verein bewegt.
Hat Followfood sofort zugestimmt?
Nein, weil wir nur Impact-Partnerschaften eingehen, die auch etwas in Sachen Nachhaltigkeit bewegen wollen. Das mussten wir erst abklopfen und ein gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Dem FC St. Pauli ging es mit uns genauso. Beide Seiten mussten erst die Frage klären: Meinen die es wirklich ernst?
Beide Seiten haben die Frage mit „Ja“ beantwortet. Worauf zielt die Partnerschaft ab?
Die Partnerschaft hat zum Ziel, dass wir gemeinsam mit dem Verein das Stadion-Catering in St. Pauli zum nachhaltigsten der Welt machen. Wir haben uns darauf verpflichtet, dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. Wie genau wir das schaffen, muss noch erarbeitet werden, auch das steht im Vertrag. Wir haben keinen Kriterienkatalog unterschrieben, sondern festgehalten, dass beide Partner einen klimafreundlichen, umweltschonenden und ressourcenschonenden Kreislaufgedanken in ein Stadion integrieren wollen.
Wie geht es jetzt weiter?
Mit uns geht es jetzt daran, eine Ökobilanz für den Stadionbetrieb zu erstellen, um herauszufinden, wo die großen Hebel sind, die wir bewegen können. Wo können wir schnell etwas verändern, was sind eher langfristige Themen? Bis wann können wir das Stadion-Catering auf Bio umstellen, bis wann wie viel Lebensmittelverschwendung vermeiden? Solche Fragen gilt es jetzt zu erörtern.
Erste Schritte sind ja bereits gemacht.
Genau, im Hospitality-Bereich haben wir begonnen, unseren Mas Uni-Salat und einige unserer Pizzen anzubieten. Für St. Pauli war das ein relativ einfacher Weg, schon einmal auf nachhaltige Produkte umzustellen. Unser großes Interesse ist aber natürlich der Public-Bereich wo pro Spiel mehrere 10.000 Menschen verpflegt werden.
Welche Rolle spielen dabei die Produkte von Followfood?
In erster Linie geht es darum, auf Bio umzustellen und das Angebot an vegetarischen und veganen Bio-Produkten zu vergrößern. Wo unsere Produkte Sinn machen, bieten wir sie natürlich auch an.
Wie soll das Bio-Catering den Fans schmackhaft gemacht werden?
Ich glaube nicht, dass das Bewusstsein die große Hürde ist. Es geht maßgeblich darum, das Angebot zu schaffen und für leckere Alternativen zu werben. Wenn die Menschen sehen, dass sie auch etwas anderes wählen können als die übliche Stadionwurst, und es ihnen schmeckt, werden sie das auch tun.
Verköstigt Followfood auch die Spieler?
Bei den Profis ist das noch kein konkretes Projekt, aber auch einer der Hebel, die man bewegen kann. Wir schauen überall im Verein, wo ein Anknüpfungspunkt für nachhaltigere Ernährung sein kann. Im Nachwuchsbereich wollen wir das Ernährungsprogramm in den Fußball-Camps nachhaltiger machen, aber auch das ein oder andere Bildungsprojekt veranstalten, um die jungen Spieler für die Themen Ernährung und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Von den Initiativen, die aus der Partnerschaft entstehen, soll auch der Kiez profitieren. Wie kann man sich das vorstellen?
Wir wollen zum Beispiel an Begrünungsprojekten arbeiten. Zum Start haben wir eine Loge im Stadion bekommen, die wir komplett begrünen. Da werden Pflanzen wachsen und Lebensmittel angebaut. Eine Küche wird es auch geben. Der Raum soll offen für die Leute aus dem Kiez sein und ihnen einen Mehrwert bieten.
Was bedeutet die Partnerschaft ressourcenmäßig für einen Bio-Hersteller?
Wenn wir die Partnerschaft mit Leben füllen, so wie sie gedacht ist, bedeutet das natürlich mehr personellen Aufwand, als wenn wir einfach einen Betrag überweisen. Wir werden in nächster Zeit also nicht mehr nur noch für uns arbeiten, sondern auch für den FC St. Pauli.
Was hat Followfood davon unterm Strich?
Die Partnerschaft bringt uns enorm viel Aufmerksamkeit und eine fantastische Plattform, auf der wir unsere Themen rund um eine sozial-ökologische Transformation spielen können. Den Profi-Fußball verbindet man nicht unbedingt mit Nachhaltigkeit und Stadionverpflegung nicht mit nachhaltiger Verpflegung. Es ist reizvoll, in dem Bereich zu beweisen, dass es anders gehen kann, und auch zu zeigen, dass sich jeder damit beschäftigen muss, auch Fußballvereine. Dass der FC St. Pauli dazu bereit ist, ist ein starkes Signal.
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