Die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft (EVG) Landwege eG muss saniert werden. Die Vorstände der Genossenschaft, Tina Andres und Klaus Lorenzen, haben bereits am 10. April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Lübeck beantragt.
„Die Fortführung des Geschäftsbetriebs ist sichergestellt“, teilte Klaus Lorenzen mit. „In den kommenden Monaten werden wir die Sanierung vorantreiben und Unternehmensprozesse vereinfachen, um Landwege zukunftssicher aufzustellen.“
Tina Andres und Klaus Lorenzen begründen die wirtschaftliche Schieflage mit einer anhaltend schlechten Konjunkturlage aufgrund des Kriegs in der Ukraine, gestiegenen Preisen und Kosten, unter anderem für Personal, sowie einer deutlichen Kaufzurückhaltung bei den Kundinnen und Kunden. „Wir haben in den letzten zwei Jahren nicht wenige Kunden verloren“, sagte Klaus Lorenzen bereits vergangenes Jahr im Gespräch mit BioHandel.
Markt in Bad Schwartau wird geschlossen
Im Februar 2024 führte die EVG ein neues Mitgliedsmodell in seinen fünf Bio-Märkten ein. Eine erste Bilanz fiel sehr positiv aus. „Wir konnten innerhalb eines Jahres 400 neue Mitglieder gewinnen“, sagte Tina Andres im Gespräch mit BioHandel. Sowohl die Kundenfrequenz als auch die Bonwerte seien gestiegen. Und nach wie vor sei die Nachfrage nach der „Mitgliedschaft Plus“, mit der es Rabatt auf den Einkauf gibt, rege.

Landwege-Vorständin Tina Andres: „Tragfähige Pläne“ für die Zukunft.
Aber offenbar reichte das allein nicht aus. So entwickelte sich etwa der einst gut laufende Markt in Bad Schwartau seit Beginn des Ukraine-Krieges und dessen Folgen rückläufig. Zwar liegt Bad Schwartau nicht weit entfernt von Lübeck, doch die Kunden dort seien, anders als in Lübeck, weniger konsequente Bioladen-Käufer, erklärt Andres. Das hätte sich in Zeiten gestiegener Preise bemerkbar gemacht. Als eine Sanierungsmaßnahme werde der Markt in Bad Schwartau geschlossen. Die 14 Mitarbeitenden sollen von den vier verbleibenden Märkten in Lübeck übernommen werden.
Restrukturierungsmaßnahmen in allen Bereichen
Laut Tina Andres arbeitet Landwege in allen Bereichen der Organisation an unterschiedlichen Restrukturierungsmaßnahmen. Es gebe bereits „tragfähige Pläne“, um „den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und verlässliche Zukunftsaussichten für unsere Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartner zu schaffen“, so die Vorständin.
Künftig wolle man sich auf die Bereiche konzentrieren, die gut laufen. Dazu gehören die vier Filialen in Lübeck. Die Plus-Mitgliedschaft soll weiter ausgebaut werden. Zudem sollen Eigenprodukte, die in der Landwege-Bäckerei und der Landwege-Küche entstehen, noch viel stärker in den Verkauf in den Märkten integriert werden.
Personal will Landwege nicht abbauen. Gleichwohl kommen Vermarktungswege und Personalprozesse auf den Prüfstand, sagt Tina Andres. So habe sich etwa die vollständige Vermarktung von Fleisch (Nose-to-Tail) aus der Region als zu aufwändig erwiesen.
Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang Juli
Mit der Entscheidung für eine Sanierung in Eigenverwaltung haben die Verantwortlichen bei Landwege die Möglichkeit, den Prozess selbstbestimmt zu gestalten. Vorläufiger Sachverwalter ist Rechtsanwalt Stefan Denkhaus von der Kanzlei Boege Rohde Luebbehuesen. Darüber hinaus unterstützen Sebastian Netzel als Generalbevollmächtigter und Zekira Fuest von der Kanzlei Brinkmann & Partner die Genossenschaft bei der Sanierung. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist für den 1. Juli 2025 angesetzt. EVG Landwege rechnet mit einem erfolgreichen Abschluss des Verfahrens im September.
Dass EVG Landwege wieder in die Spur findet, daran hat Tina Andres keinen Zweifel. Die erforderlichen Konzepte für eine erfolgreiche Zukunft seien da. „Die ersten Ansätze sind vielversprechend“, sagt Stephan Beier von der Digital CFO AG, der Landwege bei der Restrukturierung betriebswirtschaftlich berät. Gleichzeitig registriert Tina Andres eine Welle der Solidarität, die von Mitgliedern, Mitarbeitenden, Kunden und Partnern kommt. So möchten beispielsweise Genossenschaftsmitglieder weitere Anteile zeichnen.
Die EVG Landwege besteht aus rund 30 ökologischen Erzeugerhöfen, circa 1.900 Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie mehr als 130 Mitarbeitenden. 2024 wurde Landwege mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.
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