Die europäische Bio-Branche feiert am 23. September zum zweiten Mal den „EU Organic Day“. Ins Leben gerufen wurde der Aktionstag im vergangenen Jahr von EU-Parlament, EU-Rat und EU-Kommission. Er ist Teil des EU-Öko-Aktionsplans und soll dazu beitragen, die Vorteile von Bio bekannter zu machen.
Naturland stellte am EU Organic Day eine gemeinsame Kampagne mit dem italienischen Bio-Verband Federbio vor: Unter dem Motto „Being Organic in EU“ sollen in den kommenden drei Jahren verschiedene Aktionen das Bewusstsein für Bio-Qualität unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland und Italien stärken. Um das zu erreichen haben sich die Verbände unter anderem „Öko-Safaris“ ausgedacht, die die Teilnehmenden auf Bio-Betriebe von Flensburg bis Neapel bringen. Zudem sollen Bio-Food Trucks auf die Straße geschickt werden, die in verschiedenen Städten Passanten zum Probieren von Bio-Produkten einladen.
Der Bio-Anbauverband Biokreis rief am EU Organic Day dazu auf, die europäische Gentechnik-Petition, die der BÖLW bereits im Juni auf den Weg gebracht hatte, zu unterzeichnen. Die Branche sieht die Gentechnikfreiheit von Bio-Lebensmittel aktuell bedroht. 2018 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass auch neue gentechnische Verfahren unter die geltende Gesetzesregelung für Gentechnik fallen. 2021 startete die EU-Kommission eine Initiative mit dem Ziel, dieses Gentechnikgesetz zu revidieren und neue Verfahren wie CRISPR/Cas aus dem derzeitigen Gesetzesrahmen herauszulösen. „Kommt es so weit, könnten Lebensmittel, die durch diese Gentechnikverfahren entstanden sind, auf unsere Teller gelangen“, befürchtet Biokreis.
Demeter begleitet den EU Organic Day auf Instagram und Facebook. Verbraucherinnen und Verbraucher finden auf den Kanälen des Bio-Anbauverbands eine Woche lang Tipps, Infos und Mitmach-Aktionen rund um Bio-Lebensmittel und einen nachhaltigeren Alltag.
Trommeln für das Ökoflächenziel
Die Verbände nutzten den EU-Organic Day auch, um auf das Ökoflächenziel bis 2030 aufmerksam zu machen: Die EU strebt 25 Prozent an, Deutschland 30 Prozent. Um das zu erreichen, müsse die Politik von der Landes- bis zur EU-Ebene, „endlich ins konsequente Handeln kommen”, teilte Bioland-Vizepräsidentin Sabine Kabath mit. Demeter-Vorstand Alexander Gerber forderte eine dem Flächenziel angepasste Finanzierung und Förderung in allen Bereichen der Landwirtschaft. Aber auch in anderen Bereichen müssten 30 Prozent der öffentlichen Gelder in den ökologischen Umbau fließen: „Das beginnt bei der Forschung und Züchtung, setzt sich über die Aus- und Weiterbildung entlang der gesamten ökologischen Wertschöpfungskette hinfort, beinhaltet ebenso Strukturförderungen in der Verarbeitung und endet bei einem Anteil von 30 Prozent Bio in öffentlichen Küchen und Kantinen.“
Damit die Transformation in der Breite gelingt, müsse auch das Marktversagen bei der Nutzung von Umweltgütern jetzt beendet werden, teilt Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bio-Spitzenverbands Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) mit. Die Landwirtschaft in Deutschland verursache jährlich 90 Milliarden Euro Schäden an Gemeingütern, die nicht Teil der Lebensmittelpreise sind. „Wahre Preise“, die die tatsächlichen Kosten eines Produkts für Umwelt und Gesellschaft, abbilden, könnten wesentlich dazu beigetragen, „dass ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen und damit eine zukunftsfähige Ernährungswirtschaft Vorfahrt bekommen“, so Andres.
Jan Plagge, Präsident IFOAM Organics Europe und Bioland, forderte alle Akteure auf, an einem Strang zu ziehen – „vom Verbraucher über die Landwirte, den Handel bis hin zu den Verantwortlichen in der Außer-Haus-Verpflegung und Politik.”
EU Organic Awards verliehen
In Brüssel wurden am 23. September auch die EU Organic Awards verliehen. Bio-Organisationen und Akteure entlang der Bio-Wertschöpfungskette wurden in sieben Kategorien für besonders innovative, nachhaltige und inspirierende Projekte ausgezeichnet. Das sind die Gewinner:
- Beste Bio-Landwirtin: Nazaret Mateos Álvarez (Entresetas), Spanien
- Bester Bio-Landwirt: David Pejic (Zrno eko imanje), Kroatien
- Beste Bio-Region: Okzitanien, Frankreich
- Beste Bio-Stadt: Gemeinde Seeham, Österreich
- Bester Bio-Bezirk: Associazione Bio-Distretto Cilento, Italien
- Bestes mittelständisches Bio-Unternehmen: Goodvenience.bio GmbH, Deutschland
- Bester Bio-Lebensmitteleinzelhändler: La ferme à l'arbre de Liège, Belgien
- Bestes Bio-Restaurant: Lilla Bjers HB, Schweden
(kam)
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