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Erster Bio-Markt testet SB-Kassen

Die Berliner LPG testet als erster Bio-Filialist Kassen, an denen die Kunden ihre Einkäufe selbst einscannen. Die anderen Filialisten stehen SB-Kassen bisher abwartend bis ablehnend gegenüber.

In der LPG-Filiale in der Yorckstraße in Berlin-Kreuzberg stehen seit einigen Wochen zwei Selbstbedienungskassen – und ein Mitarbeiter, der sie betreut. „Wir wollten eiligen Kunden eine selbstbestimmte, schnelle Lösung anbieten“, nennt LPG-Geschäftsführer Ludwig Rieswick das wichtigste Motiv für diesen Testlauf.

Bisher sei die Annahme durch die Kunden gemischt, doch für eine Akzeptanzbewertung sei es noch zu früh, noch laufe die Testphase, sagt Rieswick. Auch an der Technik feilt die LPG noch: „Es muss noch einiges an der Software und an der Bedienoberfläche gearbeitet werden.“ Deshalb werde es ein wenig dauern, um endgültig sagen zu können, ob SB-Kassen für den Bio-Handel eine gute Alternative seien. „Sicher ist, wir werden weiter dran bleiben“, verspricht Rieswick.

SB-Kassen im LEH

Die dm-Drogeriemärkte und Rossmann testen sie in einigen Filialen, ebenso die Edeka-Discountertochter Netto oder vereinzelte Edekaner. Auch Lidl wolle mit Versuche starten, berichtete die Computerzeitschrift Chip. Lediglich bei Kaufland und Real stehen schon seit längerem SB-Kassen.

„In gerade mal 350 Supermärkten gibt es inzwischen 1.450 Selbstbedienungskassen. Ihnen stehen 200.000 herkömmliche Kassen gegenüber“, bilanzierte die Süddeutsche Zeitung im August. Das EHI Retail Institute zählte im August 2017 in 448 Geschäften rund 3.000 SB-Kassen. Darunter waren aber auch Filialen von Nonfood-Einzelhändlern wie Ikea. Verglichen mit 2015 sei das ein Anstieg um 65 Prozent, teilte das Institut mit. Es rechnet mit einem weiteren dynamischen Wachstum in diesem Bereich.

SB-Kassen sollen kein Personal sparen

Das EHI hat in den vergangenen Jahren sowohl Kunden als auch Mitarbeiter zu SB-Kassen befragt. Bei den Kunden war Zeitersparnis die wichtigste Motivation dafür, die Waren selbst einzuscannen. Bei den Mitarbeitern ist Hilfsbereitschaft der wichtigste Grund, an einer SB-Kasse zu arbeiten.

Andere Vorteile von SB-Kassen

Anders als der Name suggeriert, kommen SB-Kassen nicht ohne Mitarbeiter aus. Ihre Aufgabe ist es, Kunden bei Problemen zur Seite zu stehen, zu kontrollieren, dass auch alle Waren gescannt werden oder die Bezahlautomaten mit Wechselgeld zu versorgen. Drei bis vier Kassen betreut ein Mitarbeiter üblicherweise. 

Deswegen sollen SB-Kassen aus Sicht der Händler auch keine Arbeitsplätze einsparen. In einer EHI-Befragung „nannte die Mehrzahl der Händler den verbesserten Kundenservice, die Reduktion von Warteschlangen in Spitzenzeiten und damit die Erhöhung der Kundenzufriedenheit sowie ein modernes und innovatives Unternehmensimage als wesentliche Einsatzgründe.“

Bezahlen geht auch ohne Kassen

Während SB-Kassen im deutschen LEH also auf niedrigem Niveau wachsen, verzichtet der US-Händler Amazon bereits ganz auf Kassen. In drei Amazon Go-Filialen in den USA hatte der Konzern Testmärkte eröffnet, in die der Kunde nur mit einer Smartphone-App gelangt, in der auch seine Kreditkarte hinterlegt ist. Im Geschäft wird sein Einkauf durch Scanner und Kameras an der Decke nachvollzogen und direkt abgebucht. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, dass Amazon bis 2021 3.000 solcher Amazon Go-Supermärkte in den USA errichten will.

Wie es mit Hilfe einer Plastikkarte noch einfacher geht, berichtet Peer Schader in seinem Supermarkt-Blog anhand von Beispielen aus den Niederlanden und Großbritannien. „Sterben die Supermarktkassen aus?“ fragt er sich.

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