Wie können wir damit umgehen, dass sich die Lebensmittelindustrie oft wie eine Gratwanderung zwischen Fülle, reicher Ernte, guten Geschäften und Insolvenz anfühlt? Mehr als jede andere Branche sind wir abhängig von der Volatilität der lebendigen Welt. Zudem arbeiten wir innerhalb eines Marktgefüges, indem Nachhaltigkeit als Kostenpunkt auf der Bilanz steht.
Wer nachhaltig produziert ist fast immer teurer als die Konkurrenz. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu vereinen, ist die Aufgabe unserer Branche und die Herausforderung unserer Zeit! Wenn Sie angetreten sind, sie zu meistern: Willkommen! Sie bauen ein neues Paradigma auf. Eine neue Form erfolgreichen Wirtschaftens, als Evolution von dem, was wir heute kennen. Ein Wirtschaften, das soziale und ökologische Systeme nährt, anstatt sie auszuhungern.
Wenn ich an knappe Ressourcen denke, kommt mir Darwins Evolutionsprinzip, „survival of the fittest“ in den Sinn. Heute wissen wir, dass Darwin nicht das Überleben des Stärksten, sondern das Durchsetzen der „am besten angepassten“ Lebensform beschrieben hat.
Auch für uns Unternehmerinnen und Unternehmer geht es um unsere Lebens- und Durchsetzungskraft im Kontext einer dynamischen, lebendigen, sich entwickelnden Welt, mit Hilfe der real verfügbaren Ressourcen. Aber nicht als Selbstoptimierung, losgelöst vom Rest. Denn dieser Ansatz würde uns nicht unterscheiden, von jenen nicht nachhaltigen Business-Modellen, die unsere Erde nicht länger (er)tragen kann und die zum Scheitern verurteilt sind.
Bei unserem unternehmerischen Erfolg geht es um unseren einzigartigen Beitrag, der ermöglicht, dass das System, in das wir eingebettet sind, als Ganzes floriert und gedeiht. Hier eine Analogie: Indem ein Regenwurm organisches Material verdaut, tritt er in Beziehung mit weiteren Lebewesen im Bodenmikrobiom. Nicht der Regenwurm allein setzt sich durch. Nur im Systemgefüge kann er sein Potenzial für sich und andere entfalten und Humus, eine neue Lebensform aufbauen. Weil er anderen Lebewesen hilft, erfolgreich zu sein, sichert er seine Existenz.
Alle lebendigen Wesen streben nach Selbstausdruck, Entwicklung und tendieren zur nächsten Evolutionsstufe. So auch Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer, Ihre Geschäftspartnerinnen und -partner sowie Ihre Kunden. Klinken Sie sich mit Ihren Produkten und Dienstleistungen in die Entwicklungsbestrebungen Anderer ein und ermöglichen eine neue Evolutionsstufe des Ganzen? Anstelle von: „Was will der Markt oder meine Kundschaft von mir?“, fragen Sie sich: „Was möchte das System, zu dem ich gehöre, werden? Wie kann ich meine Rolle im Gefüge aufs nächste Level heben, sodass ich meinen Stakeholdern ermögliche, ihr eigenes Potenzial zu entfalten?“
Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen erfordert mehr Kreativität und neues Denken. Wenn wir es gut machen, werden wir – weil Ressourcen knapp sind – unabdingbar für andere, weil unser einzigartiger Beitrag die ökologische und soziale Gemeinschaft, zu der wir gehören, nährt.
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