Biohandel

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Kornkraft Naturkost

Virtuelle Messe: Ein Weg für die Zukunft?

Um mehr über die erste digitale Hausmesse zu erfahren, hat die Redaktion dem regionalen Großhändler Kornkraft Naturkost etliche Fragen gestellt – und ausführliche Antworten bekommen. Eines sei vorweggenommen: Die Bestellungen haben alle Erwartungen übertroffen.

Das wegen der Corona-Pandemie aus der Not geborene Konzept der „Virtuellen Kornkraft-Hausmesse“ war ebenso erfolgreich wie spannend in der Umsetzung. Das Bestellvolumen hat sogar über dem analoger Hausmessen gelegen. Ob es ein Modell für die Zukunft sein kann, muss jeder selbst entscheiden. Für Kornkraft ist die Sache klar.

Wie viele Teilnehmer gab es von Kundenseite?

Die virtuelle Messe wurde sehr gut besucht. Die Kunden konnten sich wie zu einer normalen Hausmesse anmelden und bekamen dementsprechend Musterkisten geliefert, damit sie parallel zum Messe-Ordersatz auch probieren konnten. Von den Anmeldungen her war das Interesse ähnlich groß wie zu unseren normalen Hausmessen, zu denen ca. 500 Fach-Besucher kommen.

Wie hoch war das Ordervolumen im Vergleich zu einer analogen Hausmesse?

Das Ordervolumen lag sogar leicht über den sonst üblichen Messeordern. Das führen wir auf mehrere Ursachen zurück: Durch einen speziellen Messe-Webshop konnten die Kunden einfach und unkompliziert ihre Bestellungen abgeben. Der Order-Zeitraum umfasste fünf Tage, von Freitag bis einschließlich dem darauffolgenden Dienstag. Besonders gut sind auch viele Neuprodukte geordert worden. Ein Grund könnte sein, dass die Kunden wegen des verlängerten Messezeitraums das Angebot intensiver wahrnehmen und so mehr Sortimentsentscheidungen treffen konnten als bei der üblichen eintägigen Hausmesse.

Waren die Hersteller, die ihre Produkte virtuell präsentiert haben, zufrieden?

Sowohl die Kornkraft Kunden als auch die Aussteller waren begeistert von dieser fortschrittlichen und absolut neuen Form der Hausmesse. Hier ein paar Zitate:

Backensholz: … Klasse, was Sie und Ihre Kollegen mit der „virtuellen Hausmesse“ auf die Beine gestellt haben.

Sanchon: Wirklich extrem gut umorganisiert! Wir ziehen den Hut! =) Weiterhin alles Gute!!

Münchener Kindl: … wir möchten uns auch noch einmal ganz herzlich für die tolle Idee und das super Engagement und Unterstützung für uns alle in dieser ungewöhnlichen Zeit, bedanken.

Primavera: … Toll ist es geworden. Eure Kunden haben sich bestimmt gut abgeholt gefühlt.

BioPlanète: … vielen Dank für diesen gute Informationsaustausch und die Möglichkeit der Online-Hausmesse.

Wurden die Muster der Hersteller von Kornkraft an die Kunden verteilt?

Von der Freigiebigkeit der Hersteller für Produktmuster wurden wir vollkommen überrascht. So hatten wir ein Wochenende voll damit zu tun, Musterkisten zu packen. Es wurden von fast allen der 100 Hersteller Muster zur Verfügung gestellt, vor allem auch viele Neuheiten, so dass den Kunden fast ein halber Rolli Probierware geschickt wurde. Die Musterkisten waren prall gefüllt, z.B. mit den Cuvée-Ölen von Die kleine Mühle, Jackfruchtsalaten von Sanchon, Wasser, Säften und Limonaden von Voelkel, Ände, Lammsbräu und Preussenquelle, Käse und Joghurts vieler Käsereien und Molkereien, Tofuprodukte von Nagel und Lord of Tofu. Die Aufzählung ist nur exemplarisch, macht aber deutlich, wie wichtig es den Ausstellern war, mit ihren Produkten präsent zu sein.

Was waren die einzelnen Bestandteile der virtuellen Messe

Ein Messe-Webshop, ein gedruckter Messe-Ordersatz, Videos der Hersteller mit Vorstellung ihrer Produkte im Webshop, Kommentarmöglichkeit zum Austausch mit Kornkraft-Mitarbeiter*innen und Herstellern, die direkt antworten konnten sowie die bereits erwähnten Musterkisten mit Neuprodukten

Was waren Gesprächsthemen / Kommentarinhalte?

Die Kommentarfunktion wurde nicht so ausgiebig genutzt, machte aber einen direkten Austausch möglich. Die Kunden äußerten sich zu neuentdeckten Lieblingsprodukten, einzelnen Neuprodukten und Einlistungen. Überhaupt die Freude darüber, dass die Kornkraft Hausmesse – wenn auch in veränderter Form – stattfinden konnte.

Die Aussteller im virtuellen Messeraum präsentierten sich und ihre Neuprodukte mit kurzen und sehr persönlichen selbst gedrehten Videos, hier entstanden kreative und lustige Botschaften, z.T. in der Küche oder im Wohnzimmer gedreht. Es gab sogar Stimmen, die betonten, dass man über die individuellen Videos die Hersteller besser kennenlernen konnte, als über den kurzen Besuch am Messestand. Wegen der großen Resonanz stehen die über 40 Filmbeiträge noch weiterhin auf unserer Homepage zur Verfügung.

Wie hoch war schätzungsweise die CO2-Einsparung wegen fehlender An- und Abreise?

Die virtuelle Messe dürfte sich auch ausgesprochen positiv auf die Klimabilanz ausgewirkt haben, da sowohl die Anreise der Aussteller aus dem ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland, als auch die Anfahrt der Messebesucher entfallen konnten. Eine überschlägige Berechnung der Besucheranreise (ausgehend von Fahrgemeinschaften mit drei Personen und einer durchschnittlichen Anreise von ca. 60 Kilometern) ergibt eine Fahrkilometerersparnis von rund 20.000 Kilometern. Daraus ergibt sich bei Annahme eines Pkw mit einem Verbrauch von 5 Liter Benzin pro 100 Kilometer eine Ersparnis von 3,9 Tonnen CO2, bei einem Diesel-Pkw mit gleichem Verbrauch wären es sogar 4,8 Tonnen CO2, die nicht freigesetzt wurden (berechnet nach www.co2.myclimate.org/de/car_calculators/new).

Auch die Anreise der Hersteller, der Transport von Messeständen, sowie der Messebetrieb selber haben natürlich durch den Ausfall CO2 eingespart.

Wie hoch war die Kostenersparnis durch die virtuelle Hausmesse im Vergleich zu einer analogen Messe?

Die Kosten der virtuellen Messe sind im Vergleich zur „echten“ Hausmesse natürlich für alle Seiten viel geringer. Für uns bei Kornkraft war die Organisation der Messe und die technische Bereitstellung eine neue Herausforderung. Die Hersteller sparten natürlich Anfahrts-, Stand- und Mitarbeiterkosten.

Das Packen der Musterkisten bedurfte eines gewissen, aber überschaubaren Personaleinsatzes. Schwieriger zu bewältigen war die Logistik der zahlreichen Musterkisten, weil diese mit dem durch die Coronakrise bereits erhöhten Transportvolumen zusammenfiel.

Was glaubt die Familie Schritt: Haben virtuelle Hausmessen Zukunft?

Getreu dem Motto „von Haus aus anders“ war die virtuelle Messe eine gute Reaktion auf die ungünstigen Umstände und ließ sich mit einem sehr überschaubaren finanziellen und personellen Aufwand durchführen. Trotz des großen Erfolges, ziehen wir – und man kann wohl sagen auch die Aussteller und unsere Kunden – eine „echte“ Messe mit der Möglichkeit des persönlichen Austausches vor. Als unkonventionelle Lösung und Alternative zu einer kompletten Absage hat sie sich bewährt.

Die Reaktion der Kunden auf diese neue Art der Messe macht folgender Kommentar deutlich: „Supersache diese Hausmesse der anderen Art! Großes Dankeschön an die Hersteller für die großzügige Bereitstellung der Messeprodukte und die informativen Clips!!!!“.

Würde Kornkraft bei einer vergleichbaren Krise wieder eine virtuelle Hausmesse ausrichten?

Ja, das würden wir auf jeden Fall, es war ein voller Erfolg. Es war spannend für unsere Kunden, für unsere Hersteller und uns, wie so ein Format und Versuch aufgenommen wird.

Gab es technische Probleme?

Nein, selbst bei großem Andrang hat alles wunderbar geklappt, unsere EDV-Abteilung und Mitarbeiter*innen des Verkaufs standen auch am Wochenende zur Verfügung, für mögliche Pannen und für den direkten Kontakt.

Hat Kornkraft wichtige Tipps für Großhandelskollegen, die in eine ähnliche Situation kommen könnten?

Falls man eine wirklich fitte EDV-Abteilung hat, können wir diesen Weg nur empfehlen. Wir könnten uns vorstellen, einige der gelungenen Aspekte auch in den Alltag zu übernehmen und in Zukunft Herstellern die Möglichkeit zu geben, Neuprodukte mit einem kleinen Video direkt zu empfehlen, das ist wirklich spannender, als nur eine Preiskachel im Webshop.

Über Kornkraft Naturkost

Die Kornkraft Naturkost GmbH beliefert als regionaler Bio Großhandel 600 Kunden, darunter Naturkostfachgeschäfte, Hofläden und Reformhäuser sowie Schulen, Kindergärten, Großküchen und gastronomische Betriebe. Das Unternehmen mit Sitz in Großenkneten beschäftigt über 120 Mitarbeiter und steht seit fast 40 Jahren für Bio-Qualität und regionalen Öko-Anbau.

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