Kathrin Jäckel, warum ist der Nutri-Score in der Bio-Branche bisher kaum sichtbar?
Der Nutri-Score kann aus unserer Sicht zur Verbrauchertäuschung führen. Denn wichtige Faktoren einer gesunden Ernährung wie der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln oder der Verzicht auf künstliche Zusatz- und Ersatzstoffe werden nicht berücksichtigt. Dies benachteiligt insbesondere Bio-Lebensmittel und Bio-Hersteller*innen, die in erster Linie auf natürliche Lebensmittel setzen. Und es belohnt das Schöntricksen von Lebensmitteln mit künstlichen Zusatzstoffen, deren kritische Wirkung auf den Körper noch nicht vollkommen geklärt ist. Aus Sicht der Bio-Branche muss der Algorithmus für den Nutri-Score deshalb überarbeitet werden.
Ist der Nutri-Score für Bio-Kunden wichtig?
Kund*innen im Bio-Fachhandel setzen sich grundsätzlich intensiver mit Lebensmitteln auseinander. Befragungen haben deutlich gezeigt, dass eine Mehrheit die Nährwerttabelle nutzt, um ein Lebensmittel zu bewerten. Nichtsdestotrotz wird der Erwartungsdruck steigen, allein dadurch, dass die großen konventionellen Lebensmittelhersteller und -händler den Nutri-Score verstärkt nutzen.
Erwarten Sie ein Nachjustieren beim Nutri-Score?
Der BNN steht dazu im direkten Austausch mit der Politik. Ziel ist insbesondere, dass die Verwendung von künstlichen Zusatz- und Ersatzstoffen in die Bewertung einfließt und nicht mehr durch Nicht-Anrechnung zu einem besseren Score führt. Zur differenzierteren Betrachtung des Ballaststoffgehalts und der positiven Berücksichtigung weiterer pflanzlicher Öle haben wir bereits Signale erhalten, dass diese in die Diskussion mit dem Markeninhaber des Nutri-Scores eingebracht werden.
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