Qualifiziertes Personal zu finden und zu halten ist für Unternehmen zu einer großen Herausforderung geworden. Das Beratungsunternehmen PWC prognostiziert dem Handel und der Konsumgüterindustrie in naher Zukunft „einen extremen Mangel an ausgebildeten Fachkräften“. Demnach könnte im Jahr 2035 eine von drei Stellen dort unbesetzt bleiben.
Auch den Unternehmen im Bio-Fachhandel bereitet es Schwierigkeiten, genügend geeignete Mitarbeitende zu finden. Durch die aktuell angespannte wirtschaftliche Situation vieler Branchenakteure wird diese Situation derzeit noch verschärft. Selbst Marktführer Dennree reagiert und kündigte an, einen zweistelligen Millionenbetrag in seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren.
Ab dem 1. Oktober hebt Dennree „den Stundenlohn aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in den Dennree-Niederlassungen und den Denns BioMärkten bundesweit um 1,50 Euro brutto an, wobei der Stundenlohn auf mindestens 14 Euro brutto pro Stunde steigt“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die Investition in die „Zukunftssicherung des Unternehmens“, wie es Dennree nennt, lässt sich der Bio-Pionier insgesamt rund 18 Millionen Euro kosten. Zuletzt hatte hat das Unternehmen die Löhne und Gehälter laut eigenen Angaben im Juli 2022 durchschnittlich um vier Prozent angehoben.
Dennree-Inhaber und Geschäftsführer Thomas Greim sieht in der Aufstockung der Stundenlöhne ein „starkes Signal an unsere Mitarbeitenden. Sie sind das Rückgrat unseres Unternehmens und wir sind stolz darauf, mit unseren umfassenden Lohn- und Gehaltserhöhungen ihren Einsatz und ihr Engagement zu wertschätzen. Das gilt einmal mehr in den bewegten Zeiten, in denen wir leben“.
Wirtschaftlich ist der Naturkostfachhandel seit 2022 von den Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten betroffen. Zusätzlich belastet wird das Geschäft durch die hohe Inflation, die viele Bio-Käuferinnen und -Käufer dazu veranlasst, sich nach günstigeren Angeboten umzusehen.
Joseph Nossol: „Kundschaft bleibt uns treu“
Von diesem Trend profitierte laut eigenen Aussagen auch Dennree im vergangenen Jahr mit seinen Eigenmarken, die preislich unter Markenartikeln liegen. Der Bio-Händler unterstützte diesen Trend zusätzlich mit einer eigenen Kampagne. Eine Auswertung der Kassenbons von 260 Bioläden zeigt jedoch auch, dass der durchschnittliche Umsatz, den Einzelhändlerinnen und -händler mit Dennree-Produkten im vergangenen Jahr machten, im Vergleich zu 2021 um fast 10.000 Euro zurückgegangen ist.
Zwar gaben die jüngsten Zahlen zur Umsatzentwicklung im Bio-Fachhandel wieder etwas Hoffnung, dass die Einzelhändler die wirtschaftliche Talsohle bald durchschritten haben könnten. Doch unter dem Strich kamen lediglich in Märkten ab einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern wieder spürbar mehr Kunden zum Einkaufen.
Bei den Denns BioMärkten sieht Geschäftsführer Joseph Nossol indes eine stabile Entwicklung: „Wir nehmen wahr, dass unsere Kundschaft uns treu bleibt und es sehr schätzt, mit wie viel Engagement unsere Mitarbeitenden in den BioMärkten für sie da sind.“ Die anstehende Lohn- und Gehaltsrunde sei der Dank dafür.
Dennree beschäftigt rund 7.500 Mitarbeitende an rund 380 Standorten in Deutschland und Österreich, darunter über 450 Auszubildende, duale Studierende und Trainees. Über das eigene, flächendeckende Logistiksystem beliefert das Handelshaus mehr als 1.200 Bio-Märkte in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Südtirol.
Kommentare
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Das liegt dann also 2 Euro über Mindestlohn bzw. entspricht dem Vorschlag der SPD den Mindestlohn auf 14,- € im Jahr 2024 anzupassen. Das relativiert die Maßnahme dann doch etwas.