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„Maithink X“

Demeter reagiert auf Kritik aus Wissenssendung

In ihrer ZDF-Sendung stellt Mai Thi Nguyen-Kim die Effizienz von Bio und die Wirksamkeit biodynamischer Präparate infrage. Nun hat sich der Demeter-Verband dazu geäußert.

Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim hat sich in ihrer Sendung „Maithink X“ mit Biolandwirtschaft befasst und ging dabei auch auf Demeter ein. In der Folge zum Thema „‚Besseres‘ Bio“, die am 24. November auf ZDF Neo ausgestrahlt wurde, nannte sie unter anderem folgende Kritikpunkte: „Bio ist weniger effizient“ und „biodynamische Präparate sind wirkungslos“.

Der Demeter-Verband, der sich den biodynamischen Grundsätzen verschrieben hat, hat auf die Sendung reagiert. Die Auswahl der vorgestellten Ergebnisse bezeichnet er als „tendenziös“. Sie seien so zusammengestellt worden, dass sie die Kernaussagen der Sendung untermauern, teilte der Verband dem BioHandel mit.

Begriffe „verwechselt“

Die Begriffe „Ertrag“ und „Effizienz“ seien in der Sendung verwechselt worden, kritisiert Demeter. „Effizienz ist immer als Ergebnis von Input zu Output zu sehen. Der in der Sendung mehrfach erwähnte DOK-Versuch belegt eindeutig, dass die ökologisch und biodynamisch bewirtschafteten Flächen im Verhältnis zum eingesetzten Input (Dünge- und Pflanzenschutzmittel) wesentlich produktiver sind als die konventionell bewirtschafteten Flächen. Bio ist also bei weniger Ertrag/ha ‚effizienter‘“, schreibt der Verband in einer ausführlichen Stellungnahme.

Darin heißt es auch: „Wer die Demeter-Landwirtschaft beurteilen will, muss diese im Ganzen betrachten – und kann sich nicht nur die Präparate herausgreifen und sie aus dem Kontext reißen.“ Die Präparate, deren Wirkung Nguyen-Kim in ihrer Sendung infrage stellt, seien im biodynamischen Landbau eingebettet „in ein Gesamtsystem, bei dem Fruchtfolgen, Düngung, angepasste Sorten und Tier-Rassen eine zentrale Rolle spielen“, erläutert Demeter.

Im DOK-Versuch werden seit 1978 der biologisch-dynamische (D), organisch-biologische (O) und konventionelle (K) Anbau von Ackerkulturen wie Weizen, Kartoffeln, Mais, Soja oder Kleegras am selben Standort verglichen. Mehr Infos dazu unter orgprints.org und fibl.org

Datenlage „sehr viel breiter und komplexer“

Der Verband verweist darüber hinaus auf „einige Untersuchungen sowie einige Studien, die wissenschaftlichen Standards entsprechen, peer-reviewed sind, also von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geprüft wurden, und in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind“. Die Mehrzahl dieser Studien zeige dem Verband zufolge die positive Wirkung von biodynamischen Präparaten, „etwa signifikante Effekte auf die Bodenstruktur, die Bodenaktivität oder auf die Früchtequalität.“

Nguyen-Kim wirft der biodynamischen Forschung „HARKing“ vor, „untermauert diesen Vorwurf aber an keiner Stelle mit Fakten“, kritisiert Demeter. Unter „HARKing“ verstehen Wissenschaftler eine umstrittene Forschungsmethode, bei der Hypothesen erst formuliert werden, nachdem die Ergebnisse bekannt sind.

„HARKing erkennt man letztendlich daran, dass sich die Ergebnisse aus einer Studie in anderen Studien nicht reproduzieren lassen“, heißt es in einem Begleitartikel des ZDF zur Sendung. Tatsächlich sei die Datenlage „sehr viel breiter und komplexer“ teilt Demeter mit und fügte hinzu, dass diese „sowohl wissenschaftliche wie auch journalistische Sorgfalt erfordert, dem gerecht zu werden.“

Sendung habe „eigenen Anspruch unterlaufen“

Aus Sicht von Demeter habe die Sendung „Maithink X“ mit ihrer Bio-Folge den eigenen Anspruch unterlaufen. „Grundsätzlich finden wir es gut, wenn Wissenschaft in einen Dialog mit der Gesellschaft gebracht und so aufbereitet wird, dass ihre Ergebnisse mit Spaß und Humor zugänglich werden. Wir sind allerdings der Meinung, dass auch in einem solchen Format wissenschaftlich exakt argumentiert werden muss“, teilt Demeter mit.

Weiterführende Links:

Vollständige Stellungnahme von Demeter

Sendung „Maithink X“ vom 24.11.2021 in der ZDF-Mediathek

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