Biohandel

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Kommentar

Fleckvieh zeigt, was möglich wäre

Echte Bio-Kühe und -Hühner dürfen keine einseitigen Spezialisten mehr sein, finden Carsten Scheper und Inga Günther von der Ökologischen Tierzucht gGmbH. Ein Plädoyer für die Zweitnutzung.

Inga Günther ist Geschäftsführerin der Ökologische Tierzucht gGmbH.

Die Kälber- und Kükenfrage begleitet Züchter im Zuge der zunehmenden Spezialisierung und Zucht von Einnutzungsrassen schon lange Zeit. Was sich schleichend zur Normalität entwickelt hat, Kälberpreise von unter 50 Euro und das wirtschaftlich legitimierte Töten männlicher Küken, scheint zunehmend mit dem kollektiven Gewissen unserer Gesellschaft nicht mehr vereinbar. Erst recht nicht in der ökologischen Landwirtschaft. Die Verbraucher erwarten von der Bio-Branche, dass sie regionale, nachhaltige und ganzheitliche Lösungen für diese Probleme hat und sich vom globalisierten Agribusiness absetzt.

Während die Lösung so naheliegend wie einfach erscheint – Zweinutzung – offenbart der tiefer gehende Blick blinde Flecken und tiefgreifende systemische Probleme in der Wertschöpfungskette vom Züchter, zum Erzeuger bis zum Biohandel. Die Zucht auf Zweinutzung beim Rind und Huhn ist, auch wenn sie einen züchterischen Kompromiss darstellt, gut und erfolgreich möglich. Dennoch ist sie in der Praxis noch lange nicht etabliert.

Carsten Scheper ist Leiter des Bereichs Rinderzucht bei Ökologische Tierzucht gGmbH.

Die in Süddeutschland weit verbreitete Rinderrasse Fleckvieh zeigt dabei eindrücklich, was möglich wäre. Im milchbetonten Norden allerdings fehlt es oftmals an Alternativen zur schwarzbunten Einnutzungsrasse mit Blick auf das Kälberproblem und auf für die ökologische Landwirtschaft geeigneten Bullen zur Besamung der Kühe.

Passt es also weiterhin zum Selbstverständnis der Bio-Branche, die praktische Zucht konventionell geprägten Zuchtunternehmen und deren Zielen zu überlassen? Wir sagen ganz deutlich Nein dazu! Darum braucht es dringender als je zuvor eine eigenständige, ökologische und konzernunabhängige Zucht sowie eine enge Kooperation von Erzeugern und Handel.

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