Biohandel

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Sortimentsentwicklung

Topseller 2024: Nach diesen Bio-Produkten griffen Fachhandelskunden

Preisentwicklungen, Ernährungs- und Gesundheitstrends, aber auch andere Faktoren beeinflussen, was Kunden kaufen. Welche Produkte Bio-Konsumenten im vergangenen Jahr Einkaufsrenner oder eher Ladenhüter waren, verrät Bio Vista-Marktforscher Fabian Ganz.

Die von Biovista für das Jahr 2024 ermittelte Sortimentsentwicklung im Bio-Fachhandel ist voller Überraschungen. Wie sich Sortimente im Bio-Fachhandel entwickelt haben, zeigen diese Beispiele.

1. Olivenöl mit Absatzplus trotz hoher Preise

Wer gedacht hatte, dass Olivenöl wegen schlechter Ernteerträge und damit verbundenen extremen Preiserhöhungen in den Regalen stehen bleibt, lag falsch: 1,9 Prozent Absatzplus im Vergleich zum Vorjahr sind aus den Kassenbons der 260 Läden, die Biovista ausgewertet hat, herauszulesen. 

Das beschert den Speiseölen, der umsatzstärksten Kategorie im Warensegment Trockenprodukte, ein durchschnittliches Umsatzplus von 17,2 Prozent je Händler. Unter den umsatzstärksten Top 20 Aufsteigern und Neuartikeln im Warensegment Trockenprodukte sind dann auch zehn Olivenöle zu finden, allen voran Produkte von Rapunzel, Bio Planète und Mani Bläuel

Auch ein Schwarzkümmelöl von Bio Planète ist dort vertreten. Das 250 Milliliter-Gebinde mit einem durchschnittlichen Ladenpreis von 16,54 Euro erzielte 38,5 Prozent Absatzplus sowie 42 Prozent Umsatzplus und landete auf Platz 8. Beim Sonnenblumenöl ist dagegen der Absatz um 14 Prozent gesunken und binnen zwei Jahren sogar um fast die Hälfte eingebrochen.

2. Bio-Mineralwasser boomt

Weitere Überraschung: Mineralwasser erzielte ein Absatzplus von 12,2 Prozent und eine Umsatzsteigerung von 16,4 Prozent. Zwar war 2024 das heißeste Jahr laut Wetteraufzeichnungen, aber warum boomt Mineralwasser ausgerechnet im Bio-Fachhandel, obwohl die Branche insgesamt nur auf ein Absatzplus von 1,9 Prozent kommt? 

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Biovista-Vertriebsleiter Fabian Ganz verweist auf einen Großhändler, der den Anstieg auf Berichte in Frauen- und Ernährungszeitschriften zurückführt, in denen besonders leichte und mineralhaltige Mineralwässer empfohlen worden seien. Dabei sei es auch um gesundheitliche Vorteile der Glasflasche gegenüber Plastikflaschen gegangen.

Die Liste der Top-20-Aufsteiger und Neuartikel im Warensegment Getränke führen die stillen Wasser von Lauretana, St. Leonhardsquelle und Plose an. Hornberger Lebensquell schaffte es auf Platz 7, das Mineralwasser von La Gioia auf Platz 10.

3. Weniger Umsatz mit Bio-Tee

Dagegen ist der Tee-Absatz im Bio-Fachhandel 2024 um 2,4 Prozent zurückgegangen. Über Gründe dafür kann nur spekuliert werden. Preissensible Kunden könnten ihre Bio-Tees bevorzugt in Drogerien gekauft haben, oder das warme Jahr hat weniger Anlass gegeben, sich einen Tee aufzubrühen. Laut Teeverband war der Gesamtabsatz der Branche bereits 2023 um 1,3 Prozent zurückgegangen, der Absatz von Bio-Tee um 0,1 Prozent.

4. Umsatzrückgang bei alkoholischem Wein

Auch bei alkoholischen Getränken tut sich der Bio-Fachhandel schwer. So gab es beim Wein, der umsatzstärksten Kategorie im Warensegment Getränke, einen Umsatzrückgang von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vielleicht kann alkoholfreier Wein diesem Trend bald entgegenwirken. Nach einer rund zwei Jahre währenden Rechtslücke, in welcher der Prozess der Entalkoholisierung nicht vollumfänglich in der EU-Öko-Verordnung geregelt war, darf ökologisch hergestellter, alkoholfreier Wein seit März 2025 wieder das Bio-Siegel tragen.

Noch stärker fiel der Umsatz mit Glühwein. Hier waren es 6,5 Prozent weniger als im Vorjahr, wenngleich die Sorte Heißer Hirsch Platz 5 der umsatzstärksten Einzelartikel im Getränke-Warensegment belegt.

Anders als bei Wein blieben die Bier-Umsätze im vergangenen Jahr stabil. Die Hälfte der verkauften Produkte war alkoholfrei (mehr dazu auf S. 9). Der Anteil der 0-Prozent-Biere habe sich laut Fabian Ganz nochmal vergrößert. Die Top 11 Artikel in dieser Kategorie stammen alle von Neumarkter Lammsbräu. Produkte von Riedenburger und Störtebeker folgen auf Platz zwölf und 13. Leichte Rückläufe sind in der Kategorie Sekt und Schaumwein festzustellen.

5. Gesunde Shots stark nachgefragt

Erfolgreich sind dagegen Mischgetränke auf Obst- und Gemüsebasis mit zwölf Prozent Absatz- und 18 Prozent Umsatzplus. Diese Kategorie, bei der Gesundheitsaspekte eine Rolle spielen, wird von Shots des Herstellers Voelkel dominiert und belegt Platz 5 der Top-Kategorien im Warensegment Getränke. Dagegen erreichen Smoothies mit einem leichten Umsatzverlust nur Platz 17.

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6. Fitness-Trend pusht Nüsse und Nussmuse

Für den Erfolg von Nüssen und Trockenfrüchten sind offenbar Einflüsse von außen verantwortlich. Während die Läden vier Prozent mehr Softfrüchte absetzen konnten, waren es bei den Nüssen und Nusskernen 8,4 Prozent. Nussmuse schafften sogar elf Prozent Absatz- und Umsatzplus.

„Viele Influencer werben für gesundes Snacken mit Nüssen und Nussmusen“, begründet Fabian Ganz die Steigerung. Neu auf dem Markt seien Pistazienmuse, die dem Dubai-Schokoladentrend folgten. Zu den Fitness-Artikeln gehören auch Schafs- und Ziegenkäse mit acht Prozent mehr Absatz und einem Umsatzplus von neun Prozent. Proteinreiche Ernährung sei ein Trend, der von der Fitness-Community vorangetrieben werde, sagt Fabian Ganz.

7. Tofu stillt den Proteinhunger

Das Absatzplus von 8,4 Prozent beim Tofu dürfte auch erstaunen, nachdem sich der Hersteller Tofutown aus dem Bio-Fachhandel zurückgezogen hat. Doch Konkurrent Taifun ist nach Produktionsengpässen inzwischen wieder voll lieferfähig und dominiert das Angebot. Das Umsatzplus von elf Prozent in dieser Kategorie führt Fabian Ganz auf die Marktmacht des Markenherstellers zurück, dem es gelungen sei, günstige Handelsmarken zurückzudrängen. So sei auch die Kluft zwischen Absatz- und Umsatzplus zu erklären.

Der Black Forest Tofu von Taifun führt die Liste der Top 20 Aufsteiger und Neuartikel im Warensegment EAN-codierte Frische an. Auf Platz 7 liegt eine fermentierte Alternative zu Skyr aus Soja von Sojade. Zwei Kefir-Produkte von Berchtesgadener Land und Schrozberg folgen auf den Plätzen 8 und 9. Auch diese Produkte zahlen auf den Protein-Hunger der Konsumenten ein.

8. Trend zu hochwertigen Joghurt-Produkten

Beim Joghurt konnten 4,3 Prozent Absatzplus festgestellt werden, der Umsatz stieg um sieben Prozent. Zu beobachten sei ein Trend zu hochwertigen Artikeln, insbesondere denen von Schrozberg. Auch hier würden bevorzugt Artikel mit hohem Proteingehalt gewählt. Bei der Frische sticht vor allem die von Bio Verde dominierte gekühlte Feinkost mit einem Umsatzplus von 11,5 Prozent hervor.

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Milcherzeugnisse und Milchalternativen weisen unterdessen ein Umsatzminus von 2,2 beziehungsweise 4,5 Prozent auf. „Das sind die Produkte, die der LEH leicht kopieren kann oder schon kopiert hat. Bei der Feinkost dürfte ihm das schwerer fallen“, sagt Fabian Ganz und ermuntert die Händler, in dieser Richtung weiterzudenken.

10. Kartoffelchips sind Evergreen

Bei Salzgebäck und Knabbereien scheint es dagegen wenig Wechselwirkungen mit dem LEH zu geben: 6,6 Prozent Umsatzplus konnte die Kategorie generieren, wozu auch Preisanstiege bei Erdnüssen beigetragen haben. Kartoffelchips von Trafo und De Rit gehören zu den erfolgreichsten Produkten in dieser Kategorie.

11. Frühstückcerelien und Aufstriche schwächeln

Frühstückscerealien traten 2024 auf der Stelle und konnten kein Umsatzplus generieren. Zur DNA des Bio-Fachhandels gehören außerdem herzhafte Brotaufstriche, die 6,7 Prozent Umsatz verloren. Nur das Zwiebelschmelz von Zwergenwiese in der 150-Gramm-Packung, das der Hersteller neu aufgelegt hat, fällt als Relaunch mit Platz 2 bei den Top 20 Aufsteigern und Neuartikeln im Warensegment Trockenprodukte aus dem Rahmen.

„Herzhafte Brotaufstriche waren eigentlich die Kategorie schlechthin, mit der der Fachhandel eine Alleinstellung erreichen konnte. Die Distribution von Fachhandelsmarken wie Zwergenwiese und Allos im LEH hat praktisch eine Schockwirkung auf die Umsätze im Fachhandel ausgelöst“, analysiert Fabian Ganz. Zudem sei die Innovationsfreude in dieser Kategorie zurückgegangen, 2024 habe sich eine „Innovationsarmut“ breitgemacht.

12. Kosmetik: Umsatzrückgang und nur wenige Neuheiten

Das Warensegment Kosmetik bleibt weiter das große Sorgenkind des Bio-Fachhandels. Die meisten Kategorien schließen mit einem Umsatzminus ab. „Kosmetik ist wichtig für den Deckungsbeitrag“, warnt der Biovista-Vertriebsleiter und empfiehlt, diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

„Kosmetik ist wichtig für den Deckungsbeitrag.“

Fabian Ganz

Der Umsatzrückgang sei zwar nicht gravierend, aber kontinuierlich, und es entstehe nicht wirklich Neues. Die Hersteller seien eher in „Beauty-Welten“ unterwegs und kümmerten sich wenig um den Bio-Fachhandel, mit Ausnahme von Benecos. Das Unternehmen steht auf Platz neun der umsatzrelevanten Kosmetikhersteller im Bio-Fachhandel.

Unter den Top Aufsteigern und Neuheiten im Warensegment Kosmetik sind vor allem Lavera-Zahncremes sowie Tages- und Nachtcremes von Dr. Hauschka und Weleda zu finden. Von den umsatzstärksten Top 20 Artikeln im Warensegment stammen allein 18 von Dr. Hauschka. Sodasan liegt mit seiner Bio-Pflanzenseife Citrus-Olive, flüssig, Nachfüllpack auf Platz 16, Martina Gebhardt mit der Happy Aging Creme 50 Milliliter auf Platz 20.

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