Beim Thema Nachhaltigkeit will die Bundesregierung mit gutem Beispiel vorangehen. Dafür hat sie vergangene Woche ihr Maßnahmenprogramm „Nachhaltigkeit konkret im Verwaltungshandeln umsetzen“ überarbeitet. In diesem Rahmen will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) dafür sorgen, den Anteil von Bio-Lebensmitteln in den Kantinen und bei der Gemeinschaftsverpflegung sämtlicher Behörden und Einrichtungen der Bundesverwaltung bis 2025 auf 20 Prozent zu erhöhen. Laut Ernährungsministerin Julia Klöckner wolle der Bund damit auch zeigen, „wie mehr Nachhaltigkeit und Bio-Lebensmittel bezahlbar für alle angeboten werden kann (sic)“.
Dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gehen die Pläne nicht weit genug. „Mit dem niedrigen Bio-Ziel von 20 Prozent verschenkt das BMEL viel Potenzial, besonders was die Qualität der Kantinen-Essen angeht“, kommentierte BÖLW-Geschäftsführer Peter Rörig die Pläne des Ministeriums. „Denn wer mit viel Öko und keinem oder wenig Aufpreis kocht, muss das Essen saisonaler, frisch, mit mehr Gemüse und weniger Fleisch zubereiten und weniger wegwerfen.“ Bei 20 Prozent reiche es hingegen, Komponenten wie Kartoffeln oder Nudeln auszutauschen, so Röhrig.
Der BÖWL-Geschäftsführer verwies dabei auf „erfolgreiche Beispiele aus unseren Nachbarländern, in den Bundesländern oder den Bio-Städten“, die zeigten „dass mehr Bio bei kostenneutraler Kalkulation zu völlig anderem Kochen und gesünderen Menüs führt“.
Bio-Ziele des Bundes sind vergleichsweise gering
In der Tat sind die Bio-Ambitionen der Bundesregierung in den eigenen Kantinen vergleichsweise weniger stark ausgeprägt. Die Stadt Bremen etwa gehört zum Bündnis der Bio-Städte und hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung schrittweise auf 100 Prozent Bio umzustellen. Bayern will den Anteil regionaler und ökologischer Lebensmittel bis 2025 in allen staatlichen Kantinen auf 50 Prozent erhöhen. Und in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen liegt der Bio-Anteil in den öffentlichen Kantinen und Mensen bereits bei 90 Prozent.
Röhrig kritisiert außerdem, dass die Bundesregierung schon seit vier Jahren das Ziel habe, 20 Prozent Bio in den Bundeskantinen anzubieten. „Mehr Bio kam aber bisher kaum auf die Teller, die Öko-Anteile in den Küchen sind immer noch verschwindend gering“, so der BÖLW-Geschäftsführer.
Eine Sprecherin des BMEL teilte auf Anfrage von BioHandel dazu mit: „Richtig ist, dass das Ziel jetzt erstmals im Maßnahmenprogramm der Bundesregierung zum nachhaltigen Verwaltungshandeln konkret verankert ist. Damit ist die Zielvorgabe für alle Ministerien der Bundesregierung und deren nachgeordneten Behörden relevant.“ Zudem werde diese Zielvorgabe nun auch regelmäßig überprüft.
Bund überprüft erstmals regelmäßig Bio-Anteil in seinen Kantinen
Durch ein regelmäßiges Monitoring gibt es künftig erstmals offizielle Daten dazu, wie sich der Bio-Anteil in den Küchen der Bundesverwaltung entwickelt. „Eine umfassende Erhebung des Bio-Anteils in allen Kantinen des Bundes gab es bislang noch nicht“, teilte die BMEL-Sprecherin mit.
2019 wollten Abgeordnete der Grünen in einer Kleinen Anfrage unter anderem wissen, wie viele Essen in den Kantinen der Dienststellen des Bundes ausschließlich aus Bio-Zutaten bestehen. Der Bundesregierung lagen hierzu jedoch keine Informationen vor. Die Frage der Abgeordneten, ob es einen verbindlich festgeschriebenen Anteil an Bio-Lebensmitteln gebe, den Bundeskantinen verwenden müssen, beantworte die Bundesregierung seinerzeit mit nein.
Und wie sieht die Situation beim BMEL aus? Dort bewege sich der Bio-Anteil in den Kantinen „im Rahmen des im Jahr 2016 vertraglich festgesetzten Anteils von circa zehn Prozent des Gesamteinkaufsvolumens“, so die Sprecherin des Ministeriums. Diesen Anteil müsste das BMEL in den kommenden Jahren also rund verdoppeln, wenn es bis 2025 das ausgerufene Bio-Ziel von 20 Prozent erfüllen will.
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