Bereits seit Januar dieses Jahres ist bekannt, dass die staatliche Tierhaltungskennzeichnung eine fünfte Stufe für Fleischerzeugnisse aus Bio-Tierhaltung erhalten soll. Eingeführt wurde die fünfstufige Kennzeichnung zunächst für Schweinefleisch und soll nach und nach auf alle Fleischarten ausgeweitet werden. Zurzeit arbeitet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) laut eigenen Angaben an weiteren Schritten zur Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung. Das beinhalte auch Vorgaben zur Kennzeichnung von Rindfleisch.
Vergangene Woche hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Akteuren aus Landwirtschaft, Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen, Lebensmitteleinzelhandel sowie Tier- und Verbraucherschutz erste Eckpunkte vorgestellt und sie in einen Austausch darüber eingebunden. In das Eckpunktepapier seien allgemein anerkannte Empfehlungen von verschiedenen Akteuren wie dem ehemaligen Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung als Grundlage für erste gemeinsame Überlegungen eingeflossen, heißt es seitens des BMEL. Zu den Einzelheiten des Eckpunktepapiers könne man zurzeit jedoch keine Stellung beziehen, da die Arbeiten und Abstimmungen dazu regierungsintern laufen.
Zustimmung und Kritik an BMEL-Kennzeichnungsplänen
Der Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) begrüßt die geplanten Haltungsstufen zur Kennzeichnung für Rindfleisch. Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des Öko-Spitzenverbands, kommentiert die Eckpunkte des BMEL wie folgt: „Verbraucherinnen wünschen sich eine bessere Tierhaltung. Mit der geplanten gesetzlich verpflichtenden Haltungskennzeichnung für erwachsene Rinder können sie besser erkennen, wie die Tiere gehalten wurden. Für Schweine wurde diese Kennzeichnung bereits eingeführt. Die höchste der fünf Stufen ist auch bei Rindern die Bio-Haltung.“ Das sei richtig, denn Bio habe die umfassendsten Vorgaben für artgerechte Tierhaltung, so Röhrig weiter.
Kritischer äußerte sich der Deutsche Tierschutzbund in einer Pressemitteilung. Der Vorwurf gegenüber dem BMEL: Es existiere kein gesetzlicher Standard, an dem sich eine Tierhaltungskennzeichnung für Rinder orientieren könne, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes (DTB). „Mit dem Begriff „Stall“ gekennzeichnete Produkte stammen dann von Tieren aus Ställen, für die es keine konkreten Mindestanforderungen gibt“, erklärt Schröder.
Darüber hinaus werde auch die Kennzeichnung für Schweine noch immer diskutiert. Der DTB-Präsident fordert: „Das BMEL muss erst die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung anpassen und damit das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzen, bestehende Lücken im Tierschutzrecht zu schließen. Solange es keine Haltungsverordnung für Rinder gibt, kann es keine Haltungskennzeichnung für Rinder geben. Das ist ein Irrweg.“
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.