Der Auftakt der BioMessen-Saison ist geschafft, und die Veranstalter sind zufrieden. 228 Aussteller zählten sie vergangenen Sonntag in Düsseldorf, das waren fünf mehr als im Jahr davor. Auch bei den Fachbesucherinnen und -besuchern gab es den Veranstaltern zufolge einen Zuwachs. Ihre Anzahl stieg im Vergleich zum Jahr 2024 um 114 auf 2.007. 70 Prozent der Besuchenden waren aus dem Handel, teilten die BioMessen mit.
„Das sind sehr gute Zahlen, die nicht nur für die BioMessen, sondern für die Vitalität der Branche insgesamt sprechen“, sagte Co-Veranstalter Wolfram Müller. Was die Messeleitung ebenfalls registrierte: Große Hersteller wie Allos oder Rapunzel zeigten sich und ihre Produkte auf weniger Fläche. Gleichzeitig „steigt die Zahl der Besucher aus dem LEH kontinuierlich an“, sagte Matthias Deppe, neben Wolfram Müller der zweite BioMessen-Geschäftsführer.
Bei der Veranstaltung „12 Uhr mittags“ ging es in Düsseldorf um die Frage, wie die Bio-Branche sich sichtbarer machen kann. Zählt man die 380.000 Menschen bei Unternehmen der Bio-Branche mit den Beschäftigten im Bereich der erneuerbaren Energien zusammen, arbeiten im Nachhaltigkeitssektor mehr als 760.000 Menschen und damit fast genauso viele wie im Automobilsektor, einer Schlüsselindustrie in Deutschland. Der Nachhaltigkeitssektor sei zwar sehr divers, sagte Moderator Detlef Harting, aber dennoch ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor.
Fachkräftemangel ist überall ein Thema
Wie in anderen Branchen ist auch im Öko-Sektor der Fachkräftemangel ein Thema, wenn auch nicht überall gleich ausgeprägt. Der Hersteller Petersilchen etwa finde in seiner Region „immer genügend Bewerber“ sagte Vertriebsleiter Adem Karakus. Auch gebe es wieder mehr Menschen, die in die Landwirtschaft wollten, sagte Peter Schmidt, Biokreis-Vorstand und Vertreter der Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW (LVÖ).
Dagegen ist laut Janis Radau von Superbiomarkt „die Lage im Handel sehr angespannt“. Die Ausbildungsinhalte in den Berufsschulen bildeten bei weitem nicht alles ab, was man in den Bio-Märkten wissen müsse, sagte er. Auch sei der Anteil der „Überzeugungstäter“ sehr stark zurückgegangen und es gebe viel mehr Quereinsteiger in den Bio-Märkten. Aktuell lernen 32 Azubis beim Münsteraner Händler, zwei in der Zentrale, der Rest in den Märkten.
Ungesüßte Sodas, Gemüsefisch und Powerfood aus Südbaden: Start-ups auf der BioWest 2025
Sie heißen Abeentoo, Knollenkutter und Peng. Die drei Start-ups produzieren Tempeh, Fisch aus geräuchertem Gemüse und Sodas ohne zusätzliche Süße. Dabei haben sie eines gemeinsam: Sie setzen auf eine kurze Zutatenliste.
Unternehmen klagen über zu viel Bürokratie
Ein Problem, das Landwirte, Hersteller und Händler eint, ist die zunehmende Bürokratie. Peter Schmidt beklagte insbesondere eine drei- bis vierfache Dokumentationspflicht bei bestimmten Vorgängen.
Adem Karakus sieht bürokratische Auflagen ebenfalls als größten Hemmschuh für die weitere Entwicklung. Und auch Superbiomarkt machten die zunehmenden Dokumentationspflichten das Leben schwer, sagte Janis Radau. Man müsse dafür Geld und Zeit investieren, doch davon sehe man anschließend nichts mehr.
Mirja Eckert: „Naturkosmetik ist gefragt und hat Potenzial“
Neben einem Abbau der Bürokratie wünschten sich die Podiumsteilnehmer von der Politik auch stabile und klare Rahmenbedingungen, mehr Unterstützung für handwerklich arbeitende Lebensmittelbetriebe oder einen Aufpreis für Spritz- und Düngemittel. Katja Meyer von der GLS Bank forderte außerdem eine ehrliche Kommunikation der wahren Kosten konventionellen Wirtschaftens. Das sei „eine Kommunikation, die wir auch als Aufgabe der Politik ansehen“, sagte sie. Am Ende jedoch, so Peter Schmidt, sollte man die Dinge am besten selbst in die Hand nehmen, statt sich auf die Politik zu verlassen.
Indirekt um Sichtbarkeit ging es auch beim zweiten Programmpunkt, bei dem Mirja Eckert die Situation auf dem Naturkosmetikmarkt analysierte. Ihr zufolge nutze jeder dritte Käufer von Beauty-Produkten Naturkosmetik. „Naturkosmetik ist gefragt und hat Potenzial“, sagte die Geschäftsführerin der Beratung The New. Gleichwohl sei der durchschnittliche Umsatzanteil, den Bio-Fachhändler mit Naturkosmetik machen, kontinuierlich zurückgegangen – von mehr als fünf Prozent 2009 auf etwas mehr als drei Prozent 2024.
Es gebe einen Unterschied zwischen den Produkten, die in den Bioläden stehen und dem, was draußen am Markt verlangt werde. Der Handel müsse sich stärker mit Trends beschäftigen und überprüfen, ob er die entsprechenden Produkte anbiete, so Eckert. Sie empfahl „Social Listening“ und meinte damit, sich in einschlägigen sozialen Onlineforen und -Netzwerken ein Bild davon zu machen, was die Menschen beim Thema Kosmetik umtreibt.
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