20 Jahre BioMessen und die inzwischen 50. Veranstaltung: Auf der BioOst, die am 21. April in Leipzig stattfand, gab es gleich doppelten Grund zu feiern. Darauf hob Veranstalter Mathias Deppe das Glas mit den zahlreichen Gästen der Eröffnungsveranstaltung, unter ihnen Staatssekretärin Gisela Reetz vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft sowie Torsten Weil, Staatssekretär im Thüringischen Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft.
Beide Politiker betonten die Bedeutung sowohl von Bio als auch der Messe für die bio-regionale Vernetzung. Dem stimmte Schirmherrin Kathrin Jäckel zu. „Je schwerer es geworden ist, auf europäischer Ebene Lösungen zu finden, desto wichtiger sind regionale Bewegungen für das Tempo der Transformation“, so die Geschäftsführerin Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN).
Die Möglichkeit sich zu vernetzen und auszutauschen, nutzten in diesem Jahr 1.714 Besucherinnen und Besucher und damit zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Ausstellenden sank minimal – ebenfalls um zwei Prozent: 235 Unternehmen, darunter Pioniere wie Newcomer präsentierten ihre Produkte an eigenen Ständen oder gemeinsam mit Großhändler Naturkost Erfurt, den Anbauverbänden, oder am Gemeinschaftstand des Landes Sachsen.
Hier stellte etwa die kleine Leipziger Manufaktur Manusso ihre Produkte vor. Ihr Bio-Eis wird aus Rohstoffen aus der Region hergestellt und in und um Leipzig verkauft. Mit Erfolg: „Unser erstes Eis brachten wir zwei Wochen vor dem ersten Corona-Lockdown auf den Markt, erinnert sich Gründer Manuel Emmelmann. „Aber uns gibt es immer noch.“
Aus der Leipziger Umgebung stammen auch die ökologisch angebauten Früchte für Rosenberg Delikatessen. Die zehn Aufstriche und drei Senfsorten werden in den Lebensmittelmanufakturen des 2021 gegründeten „Kesselkollektivs“ hergestellt und in Leipzig und der Region verkauft. Den Vertrieb übernimmt der Gründer des Ein-Mann-Unternehmens Matthias Rosenberg selbst, gerne auch mit dem Lastenrad.
Um das Thema „Mehrwegverpackungen Nachhaltig in der Nische?“ ging es in der Veranstaltung „12 Uhr Mittags“, moderiert von Detlef Harting von der Agentur Harting & Tovar Kommunikation. Dazu stellte zunächst Julia Klein, Geschäftsführerin vom „Mach Mehrweg Pool e.V.“ (MMP), ihren Verband vor. Mitglieder der Dachorganisation sind Unternehmen, die Mehrweg-Milch- und Joghurtgläser nutzen, darunter sowohl große Molkereien als auch kleine Manufakturen. Erklärtes Ziel von MMP ist es, „im gemeinsamen Dialog das traditionsreiche Mehrwegsystem effizient, rentabel und nachhaltig in die Zukunft zu führen“, ist auf der Verbands-Webseite zu lesen.
Mit Mehrweg den Kreislauf für Verpackungen im Einzelhandel schließen, ist die Mission von Dotch (Do the change). Der Berliner Anbieter von Mehrwegverpackungen aus Glas bietet vom Ausliefern über das Sammeln und Sortieren bis zur Reinigung den kompletten Service an. Gemeinsam mit Bio Planète hat Dotch eine Mehrweg-Glasflasche für Öl entwickelt, die gerade im Markt eingeführt wird.
Großer Bedarf an Mehrweg
Anders als bei Öl sind Mehrweg-Flaschen für Mineralwasser längst üblich. Hier stellt sich eher die Frage, ob es ökologisch sinnvoll ist, Wasserflaschen und -Kästen weite Strecken zu transportieren. Hilmar Hilger hat dazu eine klare Meinung: „Kein Wasser kann ökologisch sein, wenn es tausend Kilometer transportiert und das Leergut dann wieder zurückgefahren wird“, so der Pressesprecher der Rheinsberger Preussenquelle. Das Unternehmen liefert sein Wasser nur an Handelspartner in einem Umkreis von 300 Kilometern rund um die Quelle.
Der Bedarf an Mehrweg ist groß, so die Erfahrung von VG Dresden-Vorstand Jonathan Kirchner. Sinnvoll wäre es allerdings, wenn es weniger unterschiedliche Flaschentypen gebe. Dem stimmt Jan Schürmann, Leiter Einkauf O&G bei Naturkost Erfurt voll und ganz zu. 60 verschiedene Glas- und Flaschentypen, insgesamt 100 Mehrwegartikel – das bedeute viel Aufwand.
Effizient und wirtschaftlich wäre es, eine gemeinsame Infrastruktur aufzubauen, ist Julia Klein von MMP überzeugt. Das gelte vor allem für die dezentrale Spülung der Glasgebinde. Spülen statt verbrennen: Auch das mache Mehrweg teurer als Tetrapack. Zudem sei Mehrweg kein Selbstläufer, so Julia Klein. Sowohl aus dem Publikum als auch auf dem Podium wurden hier von der Politik mehr regulatorische Lösungen gefordert.
Außerdem regte Detlef Harting an, den Benefit der Biobranche vor allem gegenüber den Drogerien stärker hervorzuheben. Veronika Pfender, Geschäftsführerin von Dotch, sieht hier die Herstellenden in der Verantwortung, entsprechende Produkte auf den Markt zu bringen. Der Bio-Fachhandel könne hier Pionierarbeit leisten. Hilmar Hilger wies in dem Zusammenhang auf den Einflussfaktor vor allem der inhabergeführten Läden hin. Jonathan Kirchner von der VG Dresden stimmte dem zu, plädierte aber für eine „Vorauswahl ohne Bevormundung.“
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.