Mit dem Abschluss der BioOst in Leipzig am Sonntag und der BioWest in Düsseldorf eine Woche zuvor, sind die Frühjahrsveranstaltungen der BioMessen für dieses Jahr bereits gelaufen. In Hinblick auf die Zahl der Ausstellenden konnte die BioOst nicht an das Vorjahr anknüpfen. Im Vergleich zum Jahr 2024 sanken Anmeldungen von Branchenvertretern wie Bio-Herstellern, -Verbänden und -Dienstleistern von 235 um rund 13,6 Prozent auf 203. Damit hat das Messependent im nordrhein-westfälischen Düsseldorf die BioMesse in Leipzig überholt.
Trotz des geringeren Angebots an Ausstellenden und schönem Frühlingswetter verzeichneten die Veranstalter ein kleines Plus von 1,1 Prozent bei der Besuchendenzahl. Rund 1.732 zählte die BioOst – im vergangenen Jahr waren es noch 1.714. Wolfram Müller, Mitveranstalter der BioMessen, äußerte sich laut einer Medienmitteilung der BioMessen am Ende des Messetags in Leipzig zufrieden: „Die beiden BioMessen im Frühjahr waren für unsere Ausstellerinnen und Aussteller ein ausgesprochen gelungener Auftakt.“
Positive Bilanz trotz an BioWest gemessenen Erwartungen
Zwar zeigten sich auch die Ausstellenden der BioOst mit der Besuchenden-Resonanz zufrieden. Viele Hersteller, die beide Frühjahrsmessen besucht haben, merkten jedoch auch an, dass die BioWest spürbar besser besucht war. „Alles in allem eine gelungene Messe mit vielen interessanten Kontakten, auch wenn die Besucherzahl gefühlt eher rückläufig war“, resümierte etwa Sonett-Geschäftsführerin Rebecca Kramer. „Wir schätzen die BioMessen sehr, weil diese für uns die Möglichkeit darstellen, mit unseren Kundinnen und Kunden in den direkten Austausch zu kommen.“ Die BioOst sei von freudigem Austausch und vielen interessierten Ladnerinnen und Ladnern geprägt gewesen, so Kramer.
Leo Henrion, Vertriebsinnendienst bei Voelkel, beschrieb die Stimmung auf der Messe als „sehr ausgelassen“. Der Voelkel-Vertriebsmitarbeiter freute sich vor allem über den regen Austausch auf der BioOst. Hier haben sich Hersteller und Vertriebspartner „wirklich Zeit füreinander nehmen“ können, so Henrion. Auch Swen Straßberger, Gründer und Geschäftsführer des Bio-Brühen- und Saucenherstellers Swema, der auf der BioOst seine neue Tomatensaucen-Range ohne Zuckerzusatz vorstellte, zog eine positive Messebilanz: „Für uns ist die Messe perfekt, hier können wir die Händlerinnen und Händler überzeugen.“
Die regionalen BioMessen sind nach Besucherumfragen des Veranstalters zu über 70 Prozent von Personen besucht, die im Handel tätig sind – davon hat rund die Hälfte Entscheidungskompetenz, besucht die Messe also als Inhaberin oder Inhaber, Filialleitung oder als verantwortliche Kraft aus dem Einkauf. Auch der Anteil der Besuchenden aus dem LEH steigt laut der Befragung stetig. Aktuell liegt er laut der Agentur Harting & Tovar bei 12 Prozent.
Überraschendes Start-up und innovative Neuprodukte
Erstmals gab es auf der BioOst neben eines Gemeinschaftsstands für das Land Sachsen auch eine kollektive Präsentation von Herstellern aus dem benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt, darunter Wikana Keks und die Nudelwerkstatt Magdeburg. Die Marke „Tausendschön Wiesenlimo“ feierte am sächsischen Gemeinschaftsstand ihre Premiere. Das kleine Start-up aus dem Vogtland zeigt, wie schnell eine Idee Wirklichkeit werden kann.

„Tausendschön Wiesenlimo“
Noch im Herbst habe das Team des Vereins Herzkraftwerk, der auch ein eigenes Café betreibt, überlegt, wie es finanziell mit dem ehrenamtlichen Projekt weitergehen soll. Mit vogtländischen Kräuterwiesen direkt vor der Tür entstand laut Vertriebsmitarbeiterin Katharina Barth schnell die Idee, eine eigene Kräuterlimo zu kreieren. Nach einer ersten Probecharge mit zwei Variationen im Dezember, ging das fertige Produkt mit Auszügen aus Kräutern wie Gänseblümchen, Frauenmantel, und Zitronenmelisse und nur 3,8 Gramm Zucker pro 100 Milliliter bereits im Januar dieses Jahres erstmals über den Ladentisch. Neben der Wiesenlimo umfasst das Angebot der Marke auch drei verschiedene Kräutersirupe.

Dattellimo von Upd8
Im Bereich Getränke gab es auch am Stand von Voelkel eine Produktneuheit für das Limo-Regal. Hier präsentierte das Berliner Start-up „Upd8“ die laut eigenen Angaben „erste Bio Dattellimonade der Welt“, die mit nur 5,3 Gramm Zucker pro 100 Milliliter ebenso wie die „Tausendschön Wiesenlimo“ dem aktuellen Trend zu zuckerärmeren Erfrischungsgetränken folgt.
Den Markt für veganen Milch- und Joghurtersatz will die brandenburgische Marke Havelmi mit Produkten wie frischem Haferdrink, verschiedenen Sorten an Haferjoghurtalternativen sowie Lassis in zwei Geschmacksrichtungen erobern. Gelistet ist das Startup aus Brandenburg an der Havel bereits bei mehreren Naturkosthändlern wie Terra Naturkost, Naturkost Erfurt, Weiling und Tagwerk.
Natumi, einer der größeren Wettbewerber im Bereich der Milchalternativen, hat die BioOst mit neu gelaunchtem Design und dem Neuprodukt Bio Hafer Konzentrat, das der BioHandel in seiner Mai-Ausgabe näher vorstellen wird, besucht. Darüber hinaus berichtete Natumi Sales Manager Steffen Mälzer, dass Natumi auch in diesem Jahr den Nabu mit einer Aktion unterstützt. Ab Juni fließen laut Mälzer 10 Cent von jeder verkauften Ein-Liter-Packung des Produkts Hafer Natural in ein Projekt für die Bodenverbesserung.
Steigende (Bio-)Lebensmittelpreise treiben die Branche um
Die Podiumsdiskussion „12 Uhr mittags“ thematisierte, wie die aktuelle Rohstoffknappheit von Produkten wie Obst oder Kaffee, Hersteller und Händler vor große Herausforderungen stellen. Franziska Geyer (Ökotopia), Kathrin Jäckel (BNN), Lukas Küttner (Ostmost) und Malte Reupert (Biomare) sprachen über unterschiedliche Aspekte: Klar sei, dass aktuelle Probleme durch Schädlinge, Wetterextreme und Krankheiten im Wesentlichen auf den Klimawandel zurückzuführen seien, so Lukas Küttner. Erst im vergangenen Jahr hatte der Getränkehersteller Ostmost durch späten Frost große Ernteeinbußen hinnehmen müssen. Auch in diesem Jahr könne es laut Küttner wieder Frostschäden kommen.
Solche Ernteausfälle sorgen in der Folge für höhere Preise auf lokalen und internationalen Märkten. Wie auch Simon Döring in seinem Vortrag zur Bio-Marktentwicklung erwähnte, scheuen sich Hersteller sowie Naturkostfachhändlerinnen und -händler häufig, die Preise entsprechend zu erhöhen.
Franziska Geyer betonte, dass es bei der Preisgestaltung jedoch wichtig sei, nicht nur die Kundinnen und Kunden, sondern immer auch die Erzeugerinnen und Erzeuger und deren faire Entlohnung im Auge zu behalten. Sowohl sie als auch Malte Reupert hoben hervor, dass die Kundinnen und Kunden im Bio-Fachhandel grundsätzlich qualitätsorientierter und weniger preissensibel seien als im Discounter oder konventionellen LEH. Das sei ein positiver Aspekt für den Biofachhandel, zumal auch politische Interventionen, wie etwa Steuerentlastungen oder Abgaben, in diesem Falle kein Allheilmittel seien, wie Kathrin Jäckel feststellte.
Als mögliche Ansätze, um mit der Situation umzugehen, wurde von den Teilnehmenden neben Preissteigerungen oder kleineren Verpackungseinheiten bei gleichem Preis immer wieder der Aspekt Kommunikation genannt – gerade, da diese Herausforderungen die Unternehmen auch in Zukunft begleiten dürften.
Die BioSüd findet am 28. September in Augsburg statt, die BioNord in Hamburg folgt am 12. Oktober.
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