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Messebericht

BioNord: Auf die Gemeinschaft kommt es an

Volle Gänge, engagierte Vorträge und eine Party zum 20. Geburtstag in Hamburg - Veranstalter der BioMessen freuen sich über 15 Prozent mehr Besucher bei der BioNord als im Vorjahr.

Vor der BioNord wurde erstmal gefeiert. Die Veranstalter der BioMessen nutzten den Branchentreff in Hamburg in diesem Jahr für eine Geburtstagsparty. Rund 200 Gäste feierten im Jupiter bei Fingerfood, Tischtennis und einem brasilianischen DJ-Set 20 Jahre BioMessen. 

Messengründer und Co-Geschäftsführer Matthias Deppe erinnerte in einer Rede an deren Entstehung in Hamburg und die anschließende Expansion nach Süden, Westen und Osten. BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel lobte die Veranstalter dafür, dass diese die Messen jedes Mal aufs Neue so gut „gewuppt“ bekämen – trotz unterschiedlicher Befindlichkeiten der Teilnehmenden. Sie wünsche sich, so Jäckel, dass die Fachhandelsbranche im besten Sinne so weitermache wie bisher. 

Kontinuität vermeldete die Messe bei den Teilnehmerzahlen. 293 Ausstellende präsentierten Bio-Lebensmittel, Naturkosmetik und Reformwaren und damit fast genauso viele wie im Jahr davor. Eine Steigerung gab es im Vergleich zu 2023 bei den Besucherzahlen. 2.743 Messegäste registrierten die Veranstalter. „Damit konnte die Veranstaltung einen Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen und den Trend von der BioSüd, wo es 10 Prozent waren, sogar noch übertreffen“, erklärte Wolfram Müller, neben Deppe zweiter Geschäftsführer der BioMessen. Im Vergleich zum Vorjahr fand die BioNord dieses Mal in der Halle 5B statt, die laut den Veranstaltern etwas größer ist. Die Gänge waren dennoch gut gefüllt, die meisten Stände rege besucht, die Stimmung insgesamt gut. 

Positiv sind seit einiger Zeit auch wieder die Umsatzergebnisse der Einzelhändler, auf die Simon Döring von der Beratung Klaus Braun in einem Vortrag einging. Gleichzeitig nimmt aber auch das Bio-Angebot in den konventionellen Handelsschienen stetig zu. Läden beschäftigten sich daher intensiv mit der Frage, wie sie sich über ihr Sortiment stärker vom Angebot im LEH, Discount und den Drogerieketten abheben können.  

Um wettbewerbsfähige Konzepte ging es auch bei der Podiumsdiskussion „12 Uhr Mittags“. Dort wurden „Erfolgsbeispiele aus dem Bio-Fachhandel“ vorgestellt. 

Mario Eckhardt erklärte, wie ein vollautomatisierter Bioladen seit Anfang des Jahres in der 1.800-Seelen-Gemeinde Wendisch Evern südöstlich von Lüneburg eine qualitativ hochwertige Lebensmittelversorgung für die Dorfbewohner garantiert. Und das rund um die Uhr. Organisation, Sortimentsgestaltung und Buchhaltung des Mitgliedsladens wird von sieben Gemeindemitgliedern organisiert, einer davon ist Eckhardt, Verkaufsleiter bei Bauck

1.300 Produkte hat die „Vorratskammer Wendisch Evern“ im Sortiment. Beliefert wird sie von den drei Naturkostgroßhändlern Grell, Naturkost Nord und Kornkraft. Eine Gewinnabsicht verfolge der Laden nicht, sagt Eckhardt. „Wir wollten eine Einkaufsmöglichkeit für gute Lebensmittel schaffen und den Bewohnerinnen und Bewohner die Option geben, im eigenen Dorf einzukaufen, statt dafür in die nächstgrößere Ortschaft fahren zu müssen.“ Die laufenden Kosten werden größtenteils durch die Beiträge der inzwischen 140 Mitgliedshaushalte gedeckt. Hinzu komme ein geringer Aufschlag auf den Einkaufspreis. „Dadurch können wir unsere Produkte teilweise deutlich günstiger anbieten, als andere Bio-Märkte“, sagt Eckhardt. 

Inspiration für ihre Idee erhielten die Gründerinnen und Gründer unter anderem von der „Vorratskammer“ in Berlin, die es seit 2019 gibt. Trotz des gleichen Namens handele es sich dabei aber nicht um ein Franchise oder ähnliches, so Eckhardt. Der Name „Vorratskammer“ sei einfach der passendste gewesen, weil sich der Laden, der sich auch zu einem Treffpunkt und Ort des Austausches entwickelt habe, in einer alten Scheune befinde. 

EVG Landwege gewinnt neue Kunden

Mit Mitgliedschaften und Gemeinschaft kennt sich auch Kai Lorenzen aus. Unter ihrem Vorstand hat die EVG Landwege am 29. Februar ein neues Mitgliedermodell eingeführt, das sich erfolgreich entwickele, so Lorenzen. Bereits 800 Menschen nutzten das „Mitglied Plus“-Modell, mit dem sie pro Einkauf 12 Prozent sparen. Bis Ende des Jahres soll die Zahl auf 1.000 Nutzerinnen und Nutzer ansteigen. Auch die Anzahl der Genossinnen und Genossen, die neu dazugekommen, steige, beobachtet Lorenzen. Seit der Einführung der neuen Mitgliedschaft würden in den sechs EVG-Märkten zudem bestimmte Produkte wieder in einem größerem Umfang gekauft. 

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Mitgliedschaften und Gemeinschaften sorgen für wirtschaftliche Stabilität. Das sieht auch Jonathan Mesecke, Co-Geschäftsführer des Göttinger Bio-Großhändlers Naturkost Elkershausen, bei seinen Kunden. „Stabile Läden haben es geschafft, eine Gemeinschaft um sich herum zu bilden“, sagte er. Hofläden und Mitgliedsläden seien am stabilsten. Mit Blick auf den Kostendruck, in dem sich der Fachhandel befinde, seien gemeinschaftsbasierte Konzepte im Vorteil, weil die Menschen dort bereit seien, mehr zu geben. Der Bio-Fachhandel müsse seine Ideen in die Köpfe der Menschen bekommen, und das funktioniere am besten in Gemeinschaften, so Mesecke. 

Ein ganz neues Konzept steht aktuell in Verden. Die Stadt vermietet leerstehende Flächen an besondere Projekte. Eines davon ist ein Pop-up-Store, in dem verschiedene Bioland-Betriebe ihre Produkte anbieten. Die Idee kam von der Landesabteilung des Anbauverbands in Niedersachsen/Bremen. 

Den Laden, der bis zum 23.02.2025 geöffnet sein wird, sieht Landesverbandsgeschäftsführer Simon Krischer als belebende Konkurrenz zu bestehenden Bio-Verkaufsstellen. Es gebe noch viele Millionen Menschen in Deutschland, die man potenziell mit Bio erreichen könne, darunter auch viele Besserverdiener. „Wenn wir es richtig machen, haben wir im Ort mehr Bewusstsein für Bio geschaffen“, sagte Krischer. 

Bio hat noch sehr viel Potenzial

Das Potenzial für Bio sei überall, so der Bioland-Mann, in der Stadt, auf dem Land, von Norden bis Süden und Osten bis Westen. Mario Eckhardt kann das bestätigen. 50 Prozent der Mitglieder der Vorratskammer Wendisch Evern hätten mit Bio in der Vergangenheit eher wenig Kontakt gehabt, sagte er.

Noch deutlich Luft nach oben für Bio sieht auch der Tiernahrungshersteller Yarrah. Dem niederländischen Unternehmen zufolge zeigen Studien, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher glauben, sie würden ihre Haustiere bereits mit Bio füttern, obwohl dies oft nicht der Fall sei. Mit einem überarbeiteten Produktdesign, das Yarrah auf der BioNord präsentierte, will der Hersteller diesen Unterschied deutlicher und biologische Tiernahrung einem größeren Publikum zugänglich machen.

Im neuen Outfit präsentierte sich auch der Naturkostgroßhändler Grell auf der BioNord. Mit einem überarbeiteten Markenauftritt inklusive Relaunch des Kundenmagazins und einer neuen Webseite will das Unternehmen sein Profil als Bio-Großhändler und Stiftungsunternehmen stärken, teilte Grell mit. „Der Relaunch markiert für uns einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft“, so Grell-Geschäftsführer Matthias Sagner. Mit diesem Schritt zeige man den Partnerinnen und Partnern, „dass wir mit der Zeit gehen und uns auf weitere Jahrzehnte der gemeinsamen, starken Zusammenarbeit freuen.“ Das Ziel sei weiterhin: „100 Prozent Bio in Norddeutschland“. 

BioMessen 2025 – Die Termine

Mit der BioNord endete das BioMessen-Jahr 2024. Die Termine für die BioMessen 2025 stehen bereits fest:

  • BioWest: 6. April
  • BioOst: 13. April
  • BioSüd 28. September
  • BioNord 12. Oktober
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