Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

BioMarkt La Vida

„Die Vision ist nicht ,Fachhandelstreue'“

Sylvia und Anna Haslauer vom BioMarkt La Vida über Pionierleistungen und warum die Zusammenarbeit und der Austausch im Fachhandel so wertvoll sind.

BioHandel: Sylvia Haslauer, was bedeutet für Sie Pionier-Sein?
Sylvia Haslauer: Ich bin kein Pionier, das war meine Mama. Das war vor 55 Jahren, da hat sie ein kleines Reformhaus übernommen. Das war wirklich miniklein, zwölf Quadratmeter. Dazu war sie gelernte Krankenschwester und durch ihr Wissen rund um Ernährung und ihren Beruf eine Institution im Ort für Gesundheitsfragen aller Art. Als Mädchen hab ich ja immer ein bisschen im Laden mitgearbeitet. Aber da voll zu arbeiten war nie mein Plan.

Aber es kam anders?
Als meine Mutter krank wurde, stand ich vor der Frage, übernehme ich den Laden oder müssen wir schließen. Da hab ich gemerkt, rein moralisch kann ich das nicht, den Laden zumachen, den sie aufgebaut hat. Also hab ich mich richtig reingekniet. Nach dem Motto: Wenn schon, dann ganz.

Was waren Ihre größten Herausforderungen?
Die Erweiterung von 50 auf 220 Quadratmeter. Wir haben selbst geplant und auch bei der Ausstattung viel selber gemacht – das war viel Arbeit. Und im neuen Laden auch viel mehr Zeitaufwand.

Hat sich der Laden durch den Einstieg der Töchter verändert?
Anna Haslauer: Was Neues bringt jeder mit rein, weil jeder ein bisschen anders tickt und sich selber verwirklichen will. Eigentlich ging es uns Schwestern beim Einstieg in den Laden wie meiner Mutter früher. Wir haben beide etwas anderes gelernt, aber immer nebenbei im Laden gearbeitet. Und irgendwann kam die Frage auf: Wie wird es weitergehen, wenn die Mama das nicht mehr machen kann – muss man dann zumachen? Das wollten wir auf keinen Fall und zu zweit hatten wir ein gutes Gefühl. Alleine hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht.

„Meine Vision ist nicht ,Fachhandelstreue'.“

Sylvia Haslauer

Sehen Sie sich als Fachhandel jetzt in der Pionierrolle, damit wir die 30 Prozent Bio bis 2030 schaffen?
Sylvia Haslauer: Wir sind insofern in der Pionierrolle, dass wir unsere Werte vorleben. Dass wir auch konsequent bleiben. Beispiel samenfeste Sorten. Die fördern wir, indem wir sie anbieten und den Kunden erklären, warum. Das ist dann schon eine Rolle, in der wir ganz stark vorpreschen müssen. Meine Vision ist nicht „Fachhandelstreue“, sondern: Wenn wir die anderen dazu zu bringen sich zu verändern, dass sie zumindest peu á peu immer mehr auch in diese Richtung gehen, in diese Richtung denken und vor allem auch handeln. Das wäre für mich ein echter Erfolg.

Wie stellen Sie sich das vor?
Wenn jeder Edeka nachhaltig einkauft, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht entlohnt und seine Lieferkette wirklich transparent macht – sodass die Kunden sehen können: Der Betrieb, von dem Obst oder Nüsse kommen hat wirklich sozial gerechte Arbeitsbedingungen und belastet oder zerstört die Umwelt nicht. Wenn wir das schaffen würden, hätten wir wesentlich mehr Bio-Anbau. Das ist meine Vision. Für mich sind die Lebensmitteleinzelhändler keine Feinde. Ich bin auch nicht beleidigt, wenn Kunden mal da einkaufen und mal da.

Der Umsatz ist bei vielen stark zurückgegangen, wie sieht das bei Ihnen aus?
Anna Haslauer: Wir haben die Auswahl im exklusiven Bereich etwas reduziert und dafür das Sortiment breiter aufgestellt. Man muss die Möglichkeiten ein bisschen durchspielen. Außerdem haben wir die etwas günstigeren „Green“-Linie, eine Aktion von „Echt Bio“ und „Die Regionalen“ anders präsentiert. Diese Produkte hatten wir vorher schon, aber jetzt haben wir sie in ein extra Regal gepackt – und auf einem gut sichtbaren Fleck platziert. Obendrüber hängt jetzt ein großes Plakat, das darauf hinweist. Jetzt wissen unsere Kunden: Da ist unser günstiges Eck. Und sie nehmen es gerne in Anspruch.

Sylvia Haslauer: Die Ideen kommen auch oft vom BNN oder von Großhändlerseite, wo man merkt, wie wichtig diese Zusammenarbeit und der Austausch sind. So kann man sich dann gegenseitig helfen.

Zum Beispiel?
Vor kurzem ist unsere Kasse kaputt gegangen – die hätten wir jetzt komplett neu kaufen müssen – und nur, weil wir über unseren Großhändler kommuniziert haben, dass wir eine gebrauchte Kasse suchen, haben wir gar nicht so weit weg von uns in Augsburg sehr günstig ein gebrauchtes Gerät von einer Ladenschließung bekommen können. Das hat uns fast 1.000 Euro gespart. das nenne ich dann Branche… Eine Branche, die zusammenhält.

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