Für die Nutzung des Bioland-Zeichens fallen bei Verarbeitern umsatzabhängige Lizenzgebühren an: Je höher der Umsatz mit Verbandsware, desto höher der Beitrag. Doch wegen der zu erwartenden sehr hohen Umsätze, die der Discounter Lidl mit Bioland-Ware machen wird, wurde offenbar eine Obergrenze eingezogen. Wo die Obergrenze für Lidl liegt, beantwortete Bioland auf Anfrage nicht. Begründung: „Bei unseren Lizenzvorgaben handelt es sich um vertrauliche Daten und Informationen.“ Dass es tatsächlich eine Obergrenze gibt, wurde weder bestätigt noch dementiert.
Weniger umsatzstarken Bioland-Verarbeitern ist eine Deckelung der Lizenzgebühren ein Dorn im Auge. Sie fühlen sich benachteiligt, weil sie im Verhältnis zu ihrem Umsatz mehr Beiträge zahlen müssen als Lidl im Verhältnis zu seinen (wenn denn die erforderliche Umsatzhöhe überhaupt erreicht wird).
Analog gibt es eine solche Regelung im Bereich der versicherungspflichtigen Beschäftigung: Angestellte mit sehr hohem Einkommen zahlen Krankenversicherungs- und Rentenbeiträge nur bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze. Wer mit seinem Einkommen knapp darunter liegt, zahlt fast genauso viel wie jemand, der Tausende Euro mehr verdient.
Bewusst ist den Kritikern einer Obergrenze, dass sich ein Verband nicht von einem umsatzstarken Verarbeiter finanziell abhängig machen darf. Deshalb schlagen sie im Fall Lidl vor, die Beiträge linear zum Umsatz zu erheben – wie bei den anderen Verarbeitern – aber ab einem bestimmten Betrag die übersteigende Summe an unabhängige wissenschaftliche Einrichtungen zu spenden, die sich um die Erforschung und Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus kümmern.
Vor diesem Hintergrund wäre der finanzielle Einschnitt für Bioland nicht so groß, wenn Lidl eines Tages als Kooperationspartner wegfiele (aus welchen Gründen auch immer), so die Argumentation.
Dass es auch ohne Obergrenze gehen kann, zeigt der Anbauverband Naturland: „Bei Naturland gibt es keine Sonderregelungen für große Handelspartner wie etwa Rewe oder dm. Ob Naturkosthandel oder LEH – die Lizenzsystematik ist bei Naturland für alle Handelsschienen gleich. Obergrenzen sind darin nicht vorgesehen“, sagt Pressesprecher Markus Fadl.
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