Seit Jahren bemüht sich Aldi in der Schweiz um das Knospen-Label von Bio Suisse. Doch die Organisation bleibt hart. Der Detailhändler kann die Verweigerungshaltung nicht nachvollziehen. Vielleicht könnte das Nein etwas mit dem Konkurrenten Coop zu tun haben.
Wie der Schweizer Tages-Anzeiger wissen will, soll Aldi kurz davor gestanden haben, einen Vertrag mit Bio Suisse über die Verwendung des Labels abzuschliessen. Über die Markennutzung sowie eine entsprechende Gebührenordnung sei man sich bereits einig gewesen – da wurden die Regeln zur Label-Nutzung prompt geändert.
Neue Anforderungen zu hoch für Discounter
Ein neues Dreistufenmodell verunmöglicht es seither den grossen Discountern Aldi und auch Lidl, die Anforderungen zu erfüllen. Nach Informationen einer anonymen Quelle des Tages-Anzeigers soll bei dieser Änderung der Regeln der Konkurrent Coop seine Hände ins Spiel gebracht haben.
Das aktuelle Modell sieht vor, dass bei Erfüllung der Anforderungen der ersten Stufe die Bio-Suisse-Produkte zwar vertrieben, aber nicht als solche gekennzeichnet werden dürfen. Das Label nutzen dürfen nur jene Anbieter auf Stufe zwei (ohne Knospe) und drei (mit Knospe).
Deren Anforderungen sind jedoch hoch: Laut Quelle müssen für die zweite Stufe 400 Bioprodukte im Angebot sein, für die dritte 800.
Wie Unternehmenssprecher Philippe Vetterli zitiert wird, sind bei Aldi aber nur 130 von insgesamt 1.600 Produkten biologisch produziert. Bei Lidl sind es 300 Produkte. Bei Coop sind es 4.000. Damit zahlt der Detailhändler Millionen Franken an Lizenzgebühren. Was die entsprechende Macht gegenüber Aldi und Lidl erklärt.
Der Konkurrenzkampf ist nicht neu
Um Aldi die Werbung mit dem Knospen-Label untersagen zu können, änderte Bio Suisse bereits 2009 die Richtlinien. Verkaufen Produzenten ihre Bio-Produkte an Aldi, brauchen sie seither eine ausdrückliche Bewilligung, wenn ihre Produkte irgendwo mit dem Knospe-Label beworben und angeboten werden sollen.
Aldi verkauft seine Bio-Produkte deshalb unter dem eigenen Label «Natur Aktiv». Dieses richtet sich nach der EU-Bioverordnung. Bei einer Untersuchung des WWF schneidet «Natur Aktiv» aber schlechter ab als andere Bio-Labels, da die EU in den Bereichen Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenige oder gar keine Anforderungen stelle, wie der WWF-Ratgeber schreibt.
Bei Bio Suisse gelobt man trotzdem, das Modell noch einmal zu überdenken.
Anm.d.Red.: Der Artikel ist zuerst auf kleinreport.ch erschienen.
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.