Wenn die Biofach im Februar wieder nach Nürnberg ins Messezentrum einlädt, wird es dort keinen Stand der „Wertemarken“ geben, wie das in der Vergangenheit der Fall war. Das Bündnis, das zuletzt aus den Bio-Pionieren Barnhouse, Bio Planète, Bohlsener Mühle, Byodo, Ökoland, ÖMA, Sodasan und der Upländer Bauernmolkerei bestand, hat sich bereits Ende des vergangenen Jahres aufgelöst.
In nahezu identischen Statements teilten Judith Moog, Gründerin und Inhaberin von Bio Planète sowie Tanja Springer, Marketing-Leiterin bei Byodo Naturkost, auf Anfrage von BioHandel mit: „Die Unternehmerinnen und Unternehmer der Wertemarken sind in den gegenwärtig herausfordernden Zeiten im eigenen Geschäft sehr stark in operative und strategische Aufgaben eingebunden. Die Veränderungen bedürfen hoher Aufmerksamkeit. Dies lässt der Arbeit für die Wertemarken nicht mehr den notwendigen Raum.“
Das Bündnis war vor mehr als zehn Jahren mit großen Plänen gestartet. Die Bio-Hersteller wollten als Wertemarken einen öffentlichen Diskurs über die Werte der Bio-Branche führen. Die Idee dazu reifte bei einigen der späteren Gründer bereits auf der Biofach 2008.
Dort beobachtete man kritisch, wie Bio mehr und mehr zum großen Geschäft wurde. Ein Geschäft, an dem damals schon die konventionellen Ketten gut verdienten – ohne wirklich hinter der Bio-Idee zu stehen, bei er es auch um Nachhaltigkeit und ethisches Wirtschaften geht. „Diese Werte sind das, was uns von den Discountern und Handelsmarken unterscheidet“, hieß es seinerzeit in einem Erklärvideo zum Bündnis. Das Ziel: In den Austausch miteinander zu treten und Wege zu finden, wie die Werte der Branche und ethisches Wirtschaften gelebt und kommuniziert werden können.
Ende kommt in einer Zeit, in der der LEH stark mit Werten wirbt
Nachdem das Bündnis zunächst untereinander und auf Fachmessen debattierte, wollte es seinen Diskurs über die eigene Branche hinaus auch in die Öffentlichkeit tragen. Die gleichnamige Webseite ging 2014 online. Das Ziel war, „einen Erfahrungsaustausch auf möglichst breiter Ebene zu führen und sich über Machbarkeiten und Konsequenzen einer ganzheitlichen Ethik auszutauschen“, teilten die Wertemarken seinerzeit mit.
Über die Naturkostfachhändler wollte das Bündnis auch in den Dialog mit den Endverbrauchern treten. Dazu veranstalteten die Hersteller bei sich regelmäßig sogenannte „Wertewerkstätten“ mit Bioläden. Gesprochen wurde dort über Profilierungsmöglichkeiten des Fachhandels und wie die Werte der Branche an die Kunden vermittelt werden können. Gelegentlich drang davon etwas an die Öffentlichkeit.
Damit ist nun also, zumindest in diesem Format, Schluss. Eine Frage von BioHandel an einige der Hersteller, was das Bündnis während seines Bestehens erreicht hat, ließen diese unbeantwortet. Das Ende des Zusammenschlusses kommt just in einer Zeit, in der LEH und Discounter mit den Themen Werte, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit lautstark für Ihre Einkaufsstätten werben.
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