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IW-Analyse

Bio-Lebensmittel dämpfen die Inflation

Eine aktuelle Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft bestätigt einen Trend, der schon länger beobachtet wird: Die Preise für Bio-Lebensmittel steigen langsamer als für konventionelle Ware.

Für Bio-Lebensmittel müssen Verbraucherinnen und Verbraucher in der Regel mehr bezahlen als für konventionell hergestellte Produkte. Dies zeigt unter anderem eine aktuelle Analyse der Preisvergleichs-App Smhaggle, im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Dafür wurden ausgewählte Lebensmittel auf Basis von Preisdaten zwischen dem ersten Quartal 2022 und dem zweiten Quartal 2023 ausgewertet.

Mit der Smhaggle-App können Nutzer herausfinden, in welchem Supermarkt oder Discounter ein bestimmtes Produkt am günstigsten ist. Die App bietet außerdem eine Cashback-Funktion, für die die Nutzer ihre Kassenbons hochladen müssen. Diese Daten wertet der App-Betreiber My Valueshopping Germany zusammen mit weiteren Informationen aus Angebotsprospekten, von Webseiten und Angaben der Anbieter aus.

Für die aktuelle Auswertung wurden 3,75 Millionen Kassenbons und mehr als 50 Millionen Einzelpreise berücksichtigt, teilte das IW mit. Die Preise aller betrachteten Produkte wurden dafür in vergleichbare Stück-, Kilo- oder Literpreise umgerechnet. Die untersuchten Hafermilch-, Milch- und Butterprodukte kamen von Markenherstellern. Bei Weizenmehl, Emmentaler, Joghurt, Geflügel-Salami, Hackfleisch und Rapsöl handelte es sich um Handelsmarken.

Ein Ergebnis: Die Analyse bestätigt einen Trend, der schon im vergangenen Jahr beobachtet werden konnte: Die Preise für konventionelle Lebensmittel steigen stärker als die von ökologisch erzeugter Ware.

Veränderungen der Durchschnittspreise bei Bio- und konventioneller Ware

Im Falle des untersuchten Weizenmehls betrug der Kilopreis im ersten Dreivierteljahr 2022 im Schnitt 0,45 Euro. Seit Ende des Vorjahres liegt er bei durchschnittlich 0,79 Euro, eine Preissteigerung um 76 Prozent. Das damit verglichene Bio-Mehl verteuerte sich zwischen Anfang 2022 und Anfang 2023 von 0,79 Euro auf 0,95 Euro (+20 Prozent). Selbst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres, als der Kilopreis bei 1,19 Euro lag, betrug die Verteuerung im Vergleich lediglich 51 Prozent.

Ein weiteres Ergebnis: Die meisten Bio-Produkte waren teurer als vergleichbare konventionell hergestellte Produkte. Für Bio-Qualität mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders bei Geflügel-Salami mehr bezahlen. Hier lag der Aufpreis dem IW zufolge bei plus 220 Prozent. Danach kamen Salatgurken (+102 Prozent), Hackfleisch (+50 Prozent) und Joghurt (+40 Prozent).

Eine Ausnahme gab es beim analysierten Bio-Rapsöl. Das kostete zeitweise zwar einen Euro mehr als das konventionell hergestellte Pendant. Allerdings sei der Preisaufschlag für Bio im Verlauf immer geringer geworden, heißt es in dem IW-Bericht. Im zweiten Quartal kostete ein Liter Bio-Rapsöl durchschnittlich 3,78 Euro und war damit acht Cent günstiger als ein vergleichbares konventionelles Produkt. Bei Haferdrinks gab es demnach keine Preisunterschiede.

Ökolandwirtschaft sorgt für stabilere Preise

Die Autoren des IW-Berichts merken an, dass es seit Anfang 2022 bei einigen Lebensmitteln wie Butter, Mehl und Gurken erhebliche Preisschwankungen gab. Beispielsweise war Bio-Butter im zweiten und dritten Quartal 2022 günstiger als konventionell hergestellte Butter. Anfang und Ende 2022 gab es auch keine Preisunterschiede zwischen Bio- und Nicht-Bio-Salatgurken.

Bio kostet mehr, verteuert sich aber weniger stark. Beides erklären die IW-Autoren mit den Eigenheiten der ökologischen Landwirtschaft. Eine artgerechte Tierhaltung, umweltschonende Anbaumethoden und Betriebskontrollen sorgen häufig für Mehrkosten, die sich im Preis widerspiegeln. Zusammen mit regionalen Wertschöpfungsketten und kürzeren Transportwegen führen diese Eigenschaften aber auch dazu, dass Öko-Betriebe unabhängiger von den aktuellen Krisen und die Preise stabiler sind.

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