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Bio-Kaffee: Weltläden starten Solawi

In der Allgäu-Region Iller-Lech haben mehrere Weltläden gemeinsam mit weiteren Projektpartnern die erste globale solidarische Landwirtschaft gegründet. Das Besondere: Ihr „Wir Kaffee“ sichert die Löhne der Bauern lange vor der Ernte.

Anfang Juli kam der Container im Allgäu an: Darin war die Ernte von 15 Kleinbauern der Kooperative Miraflor aus dem Hochland von Nicaragua. Das Besondere daran: Die 15 Bauernfamilien hatten vorab berechnet, welchen Preis sie brauchen, um ihre Unkosten decken und vom Ertrag gut leben zu können. Das ergab bei einer durchschnittlichen Ernte rund zehn Tonnen fertigen Röstkaffee mit einem Preis von 340 US-Cent je Pfund, etwa 2,90 Euro. 60 Prozent mehr, als im Fairen Handel gezahlt werden.

Verbraucher für Solawis begeistern

Nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft haben die Weltläden in der Region Iller-Lech diesen Preis bezahlt – vorab und unabhängig davon, wie die Ernte tatsächlich ausfallen würde. Sie haben also das Risiko der 15 Familien mitgetragen und sie solidarisch abgesichert. Das war erst der erste Schritt: Weltläden und Bioläden im Allgäu verkaufen die Bohnen derzeit als „Wir Kaffee“ und suchen nach weiteren Läden, die das Produkt vermarkten und bewerben wollen. Der Verkauf einzelner Packungen soll die Verbraucher für die solidarische Landwirtschaft begeistern.

Das Ziel des Projektes ist es, eine echte Solawi zwischen Kaffeebauern und Endverbrauchern aufzubauen. Über fünf Kilo Kaffeebohnen verbraucht der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Bezogen auf die zehn Tonnen ergeben sich daraus rund 2.000 Ernte-Anteile, die Verbraucher erwerben können. Sie erhalten dafür nicht genau fünf Kilo, sondern 1/2.000stel der Ernte. Würden mehr Verbraucher einen Ernteanteil zeichnen, könnten weitere Bauern der Solawi beitreten.

Genossenschaft als Partner

Als Partner arbeiten die Initiatoren mit Café Chavalo zusammen, eine kleine Genossenschaft mit Sitz in Leipzig, die seit 2017 fair gehandelten Bio-Kaffee aus Nicaragua importiert – teilweise mit dem Segelboot. Sie stellten den Kontakt zur Kooperative her, erklärten ihnen das Konzept der Solawi und stießen erst einmal auf ungläubiges Staunen, wie sie dem Bayerischen Rundfunk berichteten. „Wir sollen wirklich die Kosten für Gesundheitsvorsorge einrechnen?“, hätten die Bauern zweifelnd gefragt, erzählt Jens Klein von Café Chavalo im BR. Sie sollen – denn das gehört zu einem existenzsichernden Preis ebenso dazu wie das Schulgeld oder Rücklagen für Feste und Todesfälle.

Weiterführende Links

Ein Beitrag des BR zum Wir Kaffee

Die Projekt-Seite

Die Genossenschaft Café Chavalo

E-Mail-Kontakt zur Projektleitung

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