Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Marktentwicklung 2022

Auch der Schweizer Bio-Fachhandel hat es schwer

In einem 2022 insgesamt geschrumpften Schweizer Lebensmittelmarkt konnte Bio Marktanteile hinzugewinnen. Der Umsatz mit ökologisch hergestellten Lebensmitteln ging jedoch zurück. Der Bio-Fachhandel spürte das besonders stark.

Trotz gestiegener Lebenshaltungskosten hat die Bevölkerung in der Schweiz im vergangenen Jahr mehr Bio-Produkte gekauft. Der Marktanteil für ökologisch erzeugte Lebensmittel stieg auf 11,2 Prozent, 2021 waren es noch 10,9 Prozent, wie der Schweizer Verband Bio Suisse am Dienstag mitteilte. Dass der Bio-Umsatz insgesamt mit 3,8 Milliarden Franken (3,84 Milliarden Euro) trotzdem unter dem des Vorjahres 2021 lag, (4 Milliarden Franken), erklärte Bio Suisse mit dem Wegfall der coronabedingten Sondereffekte, die den Umsatz stark ansteigen hätten lassen. 2019, vor Corona, habe der Umsatz noch bei 3,2 Milliarden Franken gelegen.

„Bio wächst kontinuierlich weiter“, so Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli. Allerdings war die Umsatzentwicklung je nach Handelskanal sehr unterschiedlich: Während die Bio-Marktführerin Coop einen leichten Rückgang verzeichnete (-3,6 Prozent), konnte die Migros ihr Bio-Wachstum moderat fortsetzen (+0,9 Prozent). Große Veränderungen gab es beim Bio-Fachhandel, wo der Umsatz um 14,5 Prozent zurückging. Noch härter traf es nur die Schweizer Direktvermarkter: Sie verbuchten 2022 ein Minus von 16,5 Prozent. Auch bei den Discountern wurden sowohl steigende als auch sinkende Wachstumszahlen realisiert, teilte Bio Suisse mit.

Der Verband verwies auf die „wachsende Bedeutung des Detailhandels für die erfolgreiche Entwicklung von Bio“. Ohne die starken Partnerschaften „mit Coop, und neu auch der Migros, stünde Bio in der Schweiz nicht auf dem Niveau von heute“.

Bio Suisse sucht nach Jahren wieder aktiv Umsteller

Aktuell arbeiten rund 7.560 Landwirtschaftsbetriebe auf 187.090 Hektar nach den Richtlinien von Bio Suisse. Schweizweit tragen 17,3 Prozent der Bauernhöfe die Bio Suisse Knospe, das Label des Verbands. Mit netto 57 zusätzlichen Betrieben lag der Zuwachs deutlich über dem Niveau des Vorjahres (+23).

Auf dieser Entwicklung will sich der Verband nicht ausruhen: Erstmals seit mehreren Jahren sucht Bio Suisse wieder aktiv Produzenten, die an der Umstellung auf Bio interessiert sind. Vor allem Ackerkulturen sind sehr gefragt. „Wir haben eine Ackerbauoffensive geplant und suchen 15.000 Hektar Ackerland zusätzlich, die bis 2027 auf Bio umstellen wollen. Das entspricht rund 500 neuen Bio-Höfen in den nächsten fünf Jahren“, erklärte Bio-Suisse-Geschäftsführer Balz Strasser.

Vor wenigen Wochen hat der Nationalrat die Agrarpolitik für die nächsten Jahre verabschiedet. Bemühungen, diese nachhaltiger zu gestalten, fanden laut Bio Suisse dort keinen Platz. „Bis 2030 liegt die Agrarpolitik auf Eis. Umso wichtiger ist es, dass die Partner im Markt mit der Ökologisierung des Ernährungssystems vorwärtsmachen“, teilte der Verband mit.

Anlässlich der Jahresmedienkonferenz stellte Bio Suisse auch „Bio Cuisine“ vor. Mit dem neuen Label will der Verband nachhaltige Gastronomie sichtbar machen und den Anteil von Bio in der Außer-Haus-Verpflegung weiter steigern. „Bio Cuisine“ ist dreistufig aufgebaut und zeichnet den Anteil an Bio- sowie Knospe-Produkten im Betrieb aus. Bio Suisse rechnet bis in drei Jahren mit 700 lizenzierten Betrieben und einem zusätzlichen Umsatz für den gesamten Bio-Markt von rund 120 Millionen Franken. (mis)

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