„Aus Leidenschaft stur“ – der Claim der fränkischen Molkerei Schrozberg zeigt, dass die 125 Jahre alte Genossenschaft stolz ist auf ihr Image. Zu diesem Ruf hat die Ausrichtung auf Bio einen entscheidenden Beitrag geleistet.
Als der heutige stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Molkerei, Siegfried Meyer, seinen Hof im Jahr 1974 auf Demeter umstellte, galt er unter seinen Berufskollegen als „Spinner“. Kühen die Hörner zu lassen, guten Acker als Weide zu nutzen, Landwirtschaft ohne Kunstdünger und Pestizide zu betreiben – das war damals unvorstellbar. Das Spritzen biologisch-dynamischer Präparate machte Meyer dann vollends zum Sonderling. In drei bis vier Jahren, so lautete die Schätzung der Kollegen, gehe Siegfried Meyer mit dem im Jahr 1900 gegründeten Hof pleite.
Mit Bio zum Erfolg: Die Kundschaft macht's möglich
Es kam anders. Entscheidend für den Erfolg des Pionierbetriebs war, dass die Vorstände der im Jahr 1900 gegründeten Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken e. G. Mitte der 70er-Jahre beschlossen, Demeter-Milch zu erfassen und zu verarbeiten. Wegen der hohen Kosten dafür bekamen Demeter-Bauern damals weniger Milchgeld als ihre konventionellen Kollegen. Dafür war ihre Milch aber gefragt: Kunden und Kundinnen der ersten Stunde haben sie noch selbst in der Molkerei abgeholt und in Stuttgart verteilt.
Der heutige Geschäftsführer der Molkerei Schrozberg, Friedemann Vogt, hat in einer Konzern-Molkerei gelernt. Auch er wurde in der Branche belächelt, als er 2002 die Molkereiführung übernahm. Anders als Pionier Siegfried Meyer konnte er aber auf gesellschaftliche Akzeptanz bauen. Die Kundschaft mache es möglich, dass es die
Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken und die Demeter-Molkerei Schrozberg in der jetzigen Form gibt, sagt Vogt. Über die Zukunft, da ist man sich bei Schrozberg sicher, wird auch weiterhin am Kühlregal entschieden.
Über die Demeter-Molkerei Schrozberger

Landwirtschaft ohne Kunstdünger und Pestizide – als Bio-Milch bei Schrozberger Einzug hielt, galt das noch als Spinnerei.
Die Molkerei ist im Besitz ihrer Mitglieder – der Schrozberger Milchbauern. Sie bestimmen selbst über Investitionen, Milchpreise und die strategische Ausrichtung. Schrozberger hat rund 100 Mitarbeitende und 100 Produkte.
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