Auch für dieses Jahr haben die Bio-Verbände einen Orientierungspreis für Bio-Milch errechnet, zu dem eine kostendeckende Erzeugung möglich ist. Dieser liegt nun bei 69,7 Cent pro Kilogramm Bio-Rohmilch und damit in etwa auf dem Niveau von 2024. Das gaben die Verbände auf der Biofach in Nürnberg bekannt.
Tatsächlich seien im vergangenen Jahr durchschnittlich jedoch nur 58 Cent gezahlt worden. Die Differenz von fast 12 Cent hätten die Betriebe häufig nur dadurch ausgleichen können, „dass die Betriebsleiter und ihre Angehörigen über der Belastungsgrenze und unterhalb des Mindestlohns arbeiten“, so die Bio-Verbände in einer Mitteilung. Das führe dazu, dass das Interesse an einer Umstellung auf Bio-Milcherzeugung spürbar nachgelassen habe, was sich bereits in einer Rohwarenknappheit am Bio-Milchmarkt bemerkbar mache.
Auch Bio-Fleisch wird knapp
Auch die steigende Nachfrage nach Bio-Fleischprodukten in Deutschland könne laut Bioland-Präsident Jan Plagge kaum noch gedeckt werden. „Wir werden für 2025 mit einer zunehmenden Verknappung von Bio-Rohstoffen leben müssen“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“: Für Milch- und Fleischprodukte prognostiziert Plagge, dass die Nachfrage deutlich über dem Angebot liegen werde.
Als Grund dafür nennt er die zu geringe Anzahl an Betrieben, die in den vergangenen Jahren auf Bio umgestiegen seien. Der Landwirtschaft fehle eine klare Strategie seitens der Politik für eine Transformation. „Unsicherheit ist Gift für langfristige Investitionsentscheidungen“, so Plagge. In keinem Wahlprogramm der Parteien finde sich „eine Gesamtstrategie für die sozial-ökologische Transformation der Lebensmittelwirtschaft". Das beträfe die gesamte Landwirtschaft, nicht nur Biobetriebe.
Auch Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wies bei der Vorstellung der jüngsten Branchenzahlen auf der Biofach in Nürnberg darauf hin, dass das Angebot an Bio hinter der Nachfrage herzuhinken drohe. „Wir sehen die Gefahr, dass der Handel die steigende Nachfrage nur durch Importe befriedigen kann. Das wäre eine vertane Chance für die heimische Land- und Lebensmittelwirtschaft“, so Andres. (nab)
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