Der Bio-Anbauverband Naturland hat 2022 die landwirtschaftliche Fläche in Deutschland, die nach seinen Richtlinien bewirtschaftet wird, überdurchschnittlich stark ausbauen können. Während der Öko-Landbau bundesweit im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent zulegte, betrug der Zuwachs bei Naturland 7,6 Prozent. Fast 22.000 Hektar Äcker und Wiesen seien auf ökologische Bewirtschaftung nach Naturland-Richtlinien umgestellt worden, teilte Naturland mit.
Insgesamt kamen dem Verband zufolge bundesweit 194 Betriebe neu zu Naturland, ein Plus von 4,3 Prozent. Damit bewirtschaften in Deutschland nun 4.671 Naturland-Betriebe eine Fläche von fast 310.000 Hektar ökologisch. Dazu kommen noch 53.000 Hektar ökologisch bewirtschafteter Wald, so der Verband.
„Bio wächst weiter, trotz Wirtschaftskrise“, kommentierte Naturland Präsident Hubert Heigl die Entwicklung. Zwar gingen Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit öfter zum Discounter statt in den Bioladen, „aber sie kaufen auch dort weiterhin Bio“, so Heigl.
Außerhalb von Deutschland verzeichnete Naturland eine regional sehr unterschiedliche, „insgesamt aber sehr dynamische Entwicklung“. So habe der Öko-Verband sein internationales Engagement auf sechs weitere Länder ausdehnen können. Erstmals gebe es auch Naturland-Mitgliedsbetriebe in Aserbaidschan, Burundi, Dänemark, Estland, Iran und Serbien, so der Verband.
Insgesamt arbeiteten 2022 rund 125.000 Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern in 62 Ländern der Erde nach Naturland-Richtlinien und bewirtschaften eine Gesamtfläche von knapp 600.000 Hektar – ein Plus von 1,9 Prozent. Deutliche Zuwächse gab es dem Verband zufolge vor allem in Europa mit einem Plus von gut 25 Prozent Fläche, wesentlich verursacht durch ein starkes Wachstum in Österreich. Doch selbst ohne Österreich legte Naturland in Europa um gut 13 Prozent zu, teilte der Verband mit. Die Zahl der Kooperativen und Erzeugergemeinschaften bei Naturland stieg von 159 auf 174.
Bio-Nachfrage in Deutschland hat internationalen Einfluss
Die Nachfrage im deutschen Markt bestimmte laut Naturland auch wesentlich die je nach Land sehr unterschiedliche Entwicklung in Afrika, Lateinamerika und Asien. In Indien etwa konnten neun Betriebe auf Naturland umgestellt werden, weil die Nachfrage nach Bio-Reis in Deutschland gerade hoch sei. „In Uganda hingegen musste eine erst vor kurzem umgestellte Kooperative von Sesam-Erzeugern viele ihrer über zehntausend Kleinbauern vorerst wieder aus der Zertifizierung nehmen, weil die erwartete Nachfrage ausgeblieben war“, teilte Naturland mit.
„Das Beispiel Uganda macht ein Problem deutlich, dessen wir uns bei Naturland schon länger bewusst sind: Der Zugang zu europäischen Märkten ist zwar einerseits wichtig für die Entwicklung der Öko-Landwirtschaft im globalen Süden, eine zu große Abhängigkeit vom Export kann diese Entwicklung aber auch hemmen“, sagte Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese. In der Konsequenz habe Naturland begonnen, seine internationale Strategie neu auszurichten, im Sinne einer stärkeren Regionalisierung.
Die steigende Bio-Nachfrage ist auch im Zuwachs der Bioland-Marktpartner bemerkbar. 128 neue Partnerbetriebe aus Handel, Verarbeitung und Gastronomie fanden 2022 den Weg zu Bioland, teilte der Verband mit. Weitere Partner konnten expandieren, wie etwa die Bäckerei Zeit für Brot. Im vergangenen Jahr kamen rund 200 neue Bioland-Mitgliedsbetriebe dazu. Laut Verbandsangaben bewirtschafteten zuletzt 8.972 Betriebe eine Gesamtfläche von 515.815 Hektar nach Bioland-Richtlinien.
Auch der Anbauverband Demeter verzeichnete 2022 ein Wachstum. Die Demeter-Markengemeinschaft verzeichnete im vergangenen Jahr zwar einen Umsatzrückgang von fünf Prozent, das Ergebnis sei aber deutlich über dem Vor-Corona-Niveau 2019 gelegen, teilte Demeter mit. Die biodynamisch bewirtschaftete Fläche wuchs demnach um knapp sechs Prozent auf 112.482 Hektar.
„Es freut uns sehr, dass Verbraucher:innen unsere konsequente Haltung für beste Qualität, Klimaschutz, Tierwohl und Biodiversität so schätzen, dass daraus eine starke Kundenbindung entsteht“, so Demeter-Vorstand Alexander Gerber. Eine geringere Energieabhängigkeit, langfristige Verträge und eine Ausrichtung auf regionale Wertschöpfungsketten schaffe Vertrauen und eine hohe Verbindlichkeit, was zu einer gewissen Preisstabilität für die Verbrauchenden führe, so Gerber. (mis)
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