Vor einem Jahr hatte der Alnatura-Gründer und -Geschäftsführer Götz Rehn einen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent bekanntgegeben – doch schon damals blickte er allen Unkenrufen der Branche zum Trotz positiv auf das kommende Geschäftsjahr. Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation hatten nur vergleichsweise geringe Auswirkungen auf das Geschäft des hessischen Bio-Händlers.
Ähnlich verhält es sich nun mit dem schrumpfenden Bio-Markt in Deutschland: Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022/2023 präsentierte Rehn am Dienstag wieder ein Umsatz-Plus. Dass das Geschäft bei Alnatura um 2,3 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 1,149 Milliarden Euro zulegen konnte, dürfte auf höhere Preise zurückzuführen sein, denn die Absatzzahlen waren dem Bio-Handelshaus zufolge rückläufig.
„Wir erleben, dass unsere Kundinnen und Kunden in diesen herausfordernden Zeiten wieder verstärkt zu Alnatura kommen. Das ist ein klares Votum für unser sinnorientiertes Handeln und ein wichtiges Signal für die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern“, sagte Götz Rehn bei der Jahrespressekonferenz in Darmstadt. Anteil an diesem Erfolg hat dem Unternehmen zufolge auch die im Sommer neu eingeführte Eigenmarke im Preiseinstiegssegment, Prima Alnatura.
Neue Preiseinstiegsmarke hält die Kundschaft im Laden
Nicht alle im Haus hätten diese Entscheidung begrüßt, sagt Götz Rehn. Doch der Schritt in Zeiten der Kaufzurückhaltung und Abwanderung zu den Discountern hat sich laut dem Unternehmen bewährt, und der Erfolg gibt den Befürwortern recht: „Wir verlieren bei der Marke Alnatura viel weniger als angenommen“, sagt Geschäftsführerin Petra Schäfer.
Im Gegenteil: Durch die 22 Produkte mit dem eigenen neuen Markennamen sei die günstigste Ware für die Kundinnen und Kunden auf einen Blick zu erkennen. Eine Erweiterung des Prima Alnatura-Sortiments sei bereits in Arbeit. Zwischen 80 und 100 Produkte für den täglichen Bedarf soll es geben, so Götz Rehn. „Prima Alnatura hält die Kundschaft im Laden“, sagt er.
Hohe Kundenzufriedenheit
Das Preis-Leistungsverhältnis hat laut Geschäftsführerin Petra Schäfer auch zum guten Abschneiden bei Kundenzufriedenheits-Studien geführt. Die Alnatura Super Natur Märkte erreichten in diesem Jahr unter anderem in der für ganz Deutschland durchgeführten Verbraucherstudie „Kundenmonitor“ den ersten Platz bei den Bio-Märkten sowie im Gesamtranking aller untersuchten Einkaufsstätten.
„Unser Ziel ist es, den Kundinnen und Kunden ein ganzheitliches, attraktives Sortiment rund um die Marke Alnatura anzubieten. Umso mehr freuen wir uns über das Ergebnis dieser Verbraucherstudie. Sie unterstreicht zudem, dass unsere Kundinnen und Kunden erkennen, dass hochwertige Alnatura-Produkte preisgünstig sind.“
Neue Initiative für Kuh und Kalb
Gleichwohl setzt Alnatura auf die Herstellung von Produkten, die dem Tierwohl dienen und nicht auf das Preiseinstiegssegment abzielen. Mit der neuen Initiative „Kuh und Kalb“ unterstützt Alnatura Bio-Höfe bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht. Dabei wachsen die Kälber bei einer Mutter- oder Ammenkuh auf und werden mindestens drei Monate gesäugt – zugunsten der Tiergesundheit. Die Milch mit dem entsprechenden Label ist jetzt mit einem Preisaufschlag im Vergleich zum günstigeren Preissegment bei Alnatura erhältlich.
Über die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln hinaus engagiert sich Alnatura seit seiner Gründung für den biologischen Landbau und hat hierfür mehrere Initiativen ins Leben gerufen. Von 2015 bis 2023 hat die Alnatura Bio-Bauern-Initiative nach Angaben des Unternehmens über 100 Höfe bei der Umstellung auf Bio finanziell unterstützt. Diese bewirtschaften eine Fläche von rund 18.000 Hektar biologisch. Weitere 20 Höfe sollen mithilfe der Alnatura Bio-Bauern-Initiative bis 2025 unterstützt werden.
Neue Alnatura-Handelspartner im In- und Ausland
Alnatura arbeitet seit diesem Jahr mit neuen Handelspartnern zusammen:
- In Deutschland sind die Lieferdienste Flaschenpost und Getir hinzugekommen.
- In Tschechien ist das Alnatura-Sortiment seit März auch in den Rossmann-Filialen zu finden.
- In Frankreich arbeitet Alnatura ebenfalls seit März mit Système U zusammen, das zu den größten Unternehmen im französischen LEH gehört. Nach einer anfänglichen Testphase in einigen Märkten des französischen Händlers ist das Alnatura Sortiment ab Frühjahr 2024 in den Märkten der Region Elsass gelistet.
Ausblick auf das neue Geschäftsjahr
Für das bereits laufende Geschäftsjahr 2023/2024 kündigt das Unternehmen sieben Neueröffnungen, eine Markterweiterung sowie fünf Renovierungen an: In Aachen eröffnete im November eine neue Filiale, weitere Eröffnungen oder Umzüge sind in Lindau, München, Hamburg, dem hessischen Königstein, Ludwigsburg und Koblenz geplant.
Der Mannheimer Alnatura-Markt, die erste Filiale der Firmengeschichte, die 1987 eröffnet wurde, wird erweitert. Komplettrenovierungen sind laut dem Unternehmen für Standorte in Köln, München, Stadtbergen, Bonn und Berlin geplant. Ziel sei es, das Filialnetz sinnvoll und für das Unternehmen in gesundem Maß zu erweitern, sagt Petra Schäfer. Aktuell ist Alnatura mit 154 Läden in 14 Bundesländern vertreten.
Während die Zahl der Filialen steigt, ist die der Mitarbeitenden von 3.700 im Geschäftsjahr 2021/2022 auf rund 3.500 im Geschäftsjahr 2022/2023 gesunken. Es gebe „keine Kündigungswelle", betonte Götz Rehn. Personal wurde ihm zufolge nach Ende der Corona-Krise abgebaut und sei dem gesunkenen Absatz geschuldet – vor allem in der Logistik sowie bei externen Firmen, die im Auftrag von Alnatura den Filialen Regale befüllen.
Das Jahr 2024 steht für Alnatura im Zeichen des 40-jährigen Bestehens. Das soll ab Januar mit der Kundschaft gefeiert werden, kündigt Götz Rehn an: „Seien Sie gespannt.“
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