Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Frostschäden

Agrarminister Özdemir fordert EU-Hilfen auch für deutsche Obst- und Weinbaubetriebe

Die EU-Kommission plant aufgrund von Frost- und Hagelschäden Landbaubetriebe in Österreich, Tschechien und Polen mit Krisenhilfen zu unterstützen. Das BMEL kritisiert, dass die Ausfälle deutscher Landwirte nicht berücksichtigt wurden und fordert die EU auf, die Hilfsmaßnahmen zu erweitern.

Am 9. Juli hatte die EU-Kommission aufgrund von Frost- und Hagelschäden Krisenhilfen in Höhe von 62 Millionen aus der Agrarreserve für Obst-, und Gemüse- und Weinbaubetriebe in Österreich, Tschechien und Polen in Aussicht gestellt. Darüber hinaus sollen 15 Millionen Euro für Weinbaubetriebe in Portugal bereitgestellt werden. Laut der Kommission sollen die Mittel „dazu beitragen, den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und das Entstehen einer größeren Krise zu verhindern.“ Deutschland wurde für die Hilfsmaßnahmen nicht berücksichtigt.

Wie das BMEL an diesem Montag mitteilte, hat es dem Vorhaben nach eigenen Angaben deshalb seine Zustimmung verweigert und fordert die Kommission auf, die sogenannten „Frosthilfen“ auch für deutsche Betriebe zugänglich zu machen. „Bekanntlich macht eine Kaltwetterfront nicht am Grenzübergang halt. Polen, Österreich, Tschechien und Deutschland waren von demselben Extremwetter betroffen“, kommentiert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Das Brüsseler Vorgehen ergebe keinen Sinn und zerstöre Vertrauen. „Ich erwarte, dass die EU-Kommission diese Ungleichbehandlung zügig auflöst und die Frosthilfen auch für unsere deutschen Landwirtinnen und Landwirten öffnet“, so der Minister.

Ertragsausfälle bis zu 100 Prozent – Ost- und Süddeutschland besonders betroffen

Besonders in Ost- und Süddeutschland habe der Spätfrost im Obst- und Weinbau erhebliche Schäden verursacht. Nach aktuellen Schätzungen der betroffenen Bundesländer summieren sich die Frostschäden in Deutschland einer Pressemitteilung des BMEL zufolge auf mindestens 210 bis 254 Millionen Euro. Darüber, welche Bio-Obstsorten von Missernten unter anderem durch Blütenfrost betroffen sind, und wie ökologische Getränkehersteller damit umgehen, berichtete BioHandel kürzlich.

Dem BMEL zufolge habe Deutschland bereits im Mai und Juni vor dem EU-Agrarrat auf die teilweise massiven Schäden für deutsche Obst- und Weinbaubetriebe hingewiesen. Flächendeckende Frostschäden im Wein- und Obstanbau gab es in Sachsen. Regional differenzierte und punktuell starke Frostschäden wurden in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland verzeichnet.

Je nach Betroffenheit werden Ertragsausfälle im Obstanbau zwischen 20 bis 100 Prozent erwartet – insbesondere beim Kernobst (Äpfel/Birnen), Steinobst (Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen/Zwetschgen) sowie beim Beerenobst. Die Schäden im Weinanbau liegen im Bereich von 30 bis 100 Prozent, detaillierte Schadensermittlungen seien hier jedoch erst nach der Weinlese möglich.

Sollte die EU-Kommission Deutschland in die Hilfen einbeziehen und Gelder aus der Agrarreserve zur Verfügung stellen, werde das BMEL kurzfristig eine entsprechende Verordnung erlassen und mit den Bundesländern das weitere Vorgehen zur Verteilung der Mittel abstimmen. (dan)

Kommentare

Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.

Weiterlesen mit BioHandel+

Melden Sie sich jetzt an und lesen Sie die ersten 30 Tage kostenfrei!

  • Ihre Vorteile: exklusive Berichte, aktuelles Marktwissen, gebündeltes Praxiswissen - täglich aktuell!
  • Besonders günstig als Kombi-Abo: ausführlich in PRINT und immer aktuell mit ONLINE Zugang
  • Inklusive BioHandel e-Paper und Online-Archiv aller Printausgaben beim ONLINE Zugang
Jetzt 30 Tage für 0,00 € testen
Sie sind bereits Abonnent von BioHandel+? Dann können Sie sich hier anmelden.

Auch interessant: