Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Bio-Branche weiter im Aufwärtstrend

Mrd. US-Dollar Umsatz und entwickelt sich positiv bei glänzenden Zukunftsprognosen. Besonders hoch sind die Wachstumsraten in Nordamerika und Nordeuropa.

Steigende Umsätze und glänzende Zukunftsaussichten – der globale Bio-Markt erlebt weiterhin einen Aufwärtstrend.

Der globale Bio-Markt nähert sich 90[nbsp]Mrd. US-Dollar Umsatz und entwickelt sich positiv bei glänzenden Zukunftsprognosen. Besonders hoch sind die Wachstumsraten in Nordamerika und Nordeuropa. Von dieser Entwicklung berichtet die NürnbergMesse, Veranstalter der BioFach, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel nächstes Mal vom 14. bis 17. Februar 2018 in in Nürnberg.

In den USA beträgt der Bio-Marktanteil 5 Prozent, die Organic Trade Association (OTA) beziffert den Umsatz 2016 auf 43 Mrd. US-Dollar. Auch Europa verzeichnet gute Ergebnisse. In Deutschland wuchs der Bio-Markt 2016 laut Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) um knapp 10 Prozent, in Frankreich wurde gemäß Agence Bio für den gleichen Zeitraum sogar ein Plus von mehr als 20 Prozent berechnet. Auch das Vereinigte Königreich befindet sich mit einem Zugewinn von 7 Prozent zurück auf dem Wachstumspfad. Bereits 2015 hatten Spanien, Irland und Schweden Zuwächse von mehr als 20 Prozent verbucht. Schweden und Frankreich gehören auch 2016 wieder zu den europäischen Spitzenreitern.

Amarjit Sahota von der Londoner Unternehmensberatung Ecovia Intelligence (vormals Organic Monitor) sagte der NürnbergMesse: „Der globale Markt für Bio-Lebensmittel sowie -Getränke nähert sich 2016 nach vorläufigen Berechnungen einem Volumen von rund 90 Mrd. US-Dollar. Hohe Wachstumsraten gab es in allen Weltregionen, besonders jedoch in Nordamerika und Nordeuropa.“ Dabei gäbe es jedoch zunehmende Bedenken hinsichtlich einer ausreichenden Versorgungssicherheit mit Bio-Rohstoffen.

Im Bio-Flächenwachstum in Europa liegen Bulgarien mit 35, Kroatien mit 23 und Zypern mit 18 Prozent vorn. Aber auch in den größeren Ländern wie Frankreich (+ rund 210.000 ha), Deutschland (+75.650 ha) und Spanien (+50.232 ha) gab es erfreuliche Zuwächse. Allerdings sind in Griechenland, Polen und Rumänien auch Rückgänge von insgesamt rund 130.000 ha zu verzeichnen. Besonders fallen Veränderungen in Australien ins Gewicht, da es dort sehr große extensive Weidebetriebe gibt. Im vergangenen Jahr kamen einige neue Betriebe hinzu.

„Unseren Berechnungen zufolge ist die Bio-Fläche 2016 weltweit um rund 5 Mio. ha gewachsen, was als sehr erfreuliches Ergebnis gewertet werden kann“, freut sich Helga Willer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in der Schweiz. Sie stellt zusammen mit Julia Lernoud seit vielen Jahren im Auftrag von IFOAM – Organics [nbsp]International, dem Weltdachverband der Bio-Bewegung und internationalen Schirmherrn der BIOFACH, und von FiBL, dem schweizerischen Forschungsinstitut biologischer Landbau eine Übersicht über die Entwicklung der Bio-Flächen auf allen Kontinenten zusammen.

Eine Wachstumsrate von 9,9 Prozent Plus verzeichnete der traditionell starke deutsche Bio-Markt 2016. Insgesamt erzielten alle Verkaufswege des Handels 9,48 Mrd. EUR Umsatz. Prognosen sagen für 2017 ein Ergebnis über 10[nbsp]Mrd. EUR voraus. Konventionelle Supermarktketten (LEH) legten mit ihrem Bio-Angebot und 14,6 Prozent deutlich überdurchschnittlich auf 5,45 Mrd. EUR zu. Neben günstigen Preisen bei eigenen Handelsmarken zählt zu den Gründen hierfür die Erweiterung des Angebots gegenüber den Vorjahren. Im Naturkostfachhandel wuchs der Umsatz um 5 Prozent auf 2,85 Mrd. Euro. Während jeder zweite Euro, der für Bio-Produkte ausgegeben wurde, im LEH landet, wird aktuell knapp jeder dritte Euro im Fachhandel ausgegeben.

Eher geringe Zuwächse (2,2 Prozent) konnten sonstige Verkaufskanäle realisieren, wie die Direktvermarktung ab Hof oder Wochenmärkte, Reformhäuser, Tankstellen, Versandhandel oder das Lebensmittel-handwerk wie Bäckereien oder Metzgereien.[nbsp]

Seit jeher ist Österreich neben Dänemark und der Schweiz einer der Vorreiter für Bio-Erzeugung und -Konsum in Europa. Seit über zwei Jahrzehnten wird der ökologische Anbau vor allem auch in den Bergregionen zielgerichtet unterstützt. Regionale Verarbeitung und -Vermarktung stehen daher hoch im Kurs. Nicht verwunderlich, dass der Bio-Anteil am Gesamtumsatz für Lebensmittel in Österreich konstant zunimmt. Betrug dieser 2013 noch 6,7 Prozent, kletterte er auf 8,6 Prozent im ersten Halbjahr 2017, so die Analyse von RollAMA/AMA-Marketing. Besonders nachgefragt ist Bio-Qualität bei Eiern (20 Prozent Marktanteil), Frischmilch (18 Prozent), Kartoffeln (16 Prozent) und frischem Gemüse (14 Prozent). Weniger hoch liegt der Bio-Anteil beim Fleisch. Dieser wuchs zwar von 3,6 Prozent in 2014 auf 4,6 in 2016, liegt jedoch nach wie vor unter dem Durchschnitt. Bei Wurst und Schinken beträgt der Bio-Anteil erst 2,6 Prozent. Die Anzahl der Bio-Betriebe stagniert in Österreich seit Jahren auf verhältnismäßig hohem Niveau. Bereits Mitte der Neunziger Jahre erreicht die Alpenrepublik eine Zahl von rund 20.000 Bio-Betrieben. 2015 lag sie bei 20.779, und ist damit über zwei Jahrzehnte beinahe unverändert geblieben. Der gesamte Bio-Umsatz belief sich 2016 in Österreich auf 1,6 Mrd. EUR. Davon entfielen 75 Prozent auf den LEH, 19 Prozent auf den Fachhandel und 6 Prozent auf die Gastronomie.

Über zweistellige Zuwachsraten im Jahr 2016 sowohl in der Anbaufläche, als auch bei der Zahl der Bio-Betriebe, konnte sich Italien freuen. 300.000 ha befanden sich zum Jahresende in der Umstellung. So betrug die
Bio-Fläche in Italien insgesamt 1,8 Mio. ha. Besondere Zuwächse konnten erzielt werden bei Gemüse (+49[nbsp]Prozent), Getreide (+32[nbsp]Prozent) sowie bei Oliven- und Weinbauflächen (+23 Prozent). Das größte Flächenwachstum konnten die Regionen Sizilien, Apulien und Kalabrien verzeichnen. Inzwischen werden 14,5[nbsp]Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Italiens biologisch bewirtschaftet. Dies geht aus einer Analyse des Sinab-Instituts hervor. Von den 72.154 Unternehmen, die Bio-Produkte handeln oder erzeugen, sind knapp 56.000 Bio-Landwirte. Auch der Bio-Umsatz konnte sich mit einem Plus von 14[nbsp]Prozent sehr positiv entwickeln. Während der LEH mit 16[nbsp]Prozent leicht überdurchschnittlich abschnitt, legte der Naturkostfachhandel um 3,5[nbsp]Prozent zu. Lieferdienste, Wochenmärkte und Hofverkäufe verzeichneten ein Wachstum von 13[nbsp]Prozent. Der Gesamtumsatz mit Bio-Lebensmitteln belief sich einschließlich der Außer-Haus-Verpflegung daher in Italien 2016 auf 3 Mrd. EUR, heißt es beim Marktforschungsinstitut Nielsen sowie dem Bio-Herstellerverband AssoBio.

Satte 1,2 Mrd. EUR mehr setzten französische Naturkostfachgeschäfte, der konventionelle Einzelhandel und die Direktvermarktung in Frankreich im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um, berichtet die halbstaatliche Agénce Bio mit Sitz in Paris. Somit kam die Branche auf ein Wachstum von 21,7 Prozent und landete bei 6,7 Mrd. EUR Umsatz. Hinzu kommen Außer-Haus-Verpflegung und Gastronomie, die einen Umsatz von 411 Mio. EUR
erzielten. Besonders zugelegt haben die Produktkategorien Obst und Gemüse mit 33 sowie das Trockensortiment mit 24 Prozent. Auch Bio-Fleisch konnte deutlich hinzugewinnen, da immer mehr Bio-Fachmärkte Wurst- und Fleischabteilungen und -theken etablieren und den Verbraucherinnen und Verbrauchern so auch frisches Fleisch anbieten.

Der starke Bio-Trend in Schweden hält bereits fast vier Jahre an. Seit 2014 werden enorme Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent jährlich verzeichnet. Allein zwischen 2014 und 2016 verdoppelte sich der Bio-Markt auf 2,6 Mrd. EUR. Aktuell wächst der Markt wieder etwas langsamer. Das liegt einerseits an einer gewissen Marktsättigung, aber auch an den Herausforderungen bei der Versorgung mit Bio-Rohstoffen. Für das erste Halbjahr 2017 schätzt Cecilia Ryegård den Zuwachs auf 7 bis 8 Prozent. Ryegård ist verantwortlich für das Fachinternetportal Ekoweb und veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Zahlen und Informationen zur Bio-Branche in Schweden. Bemerkenswert ist der enorm schnelle Anstieg des Bio-Anteils in Schweden. Dieser zählt Ryegård zufolge mit 9,3 Prozent inzwischen zu den weltweit höchsten.

Bilder: Pixabay

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