Bild (Bauck): Moderne Abfüllanlage im neuen Anbau.
Der dritte Anbau innerhalb von wenigen Jahren war bei der Bauck GmbH in Rosche fällig, um Kapazitäten für die steigende Nachfrage zu schaffen. Das Traditionsunternehmen aus der Lüneburger Heide bietet ein breites Sortiment und ist als Marke im Naturkostfachhandel sowie anderen ausgewählten Handelskanälen im In- und Ausland vertreten. Die Spezialisierung auf glutenfreie Produkte trägt viel zum überdurchschnittlichen Wachstum des Demeter-Herstellers bei. Wir sprachen mit Geschäftsführer Jan-Peter Bauck über die Unternehmensentwicklung, den Trend free from und die Kriterien für die Belieferung des LEH.
Bild Karin Heinze: Eingang zum neuen Trakt.
Der Erweiterungsbau am Standort Rosche erhöht die Lagerkapazitäten der Bauck GmbH von 3000 auf 7.200 Quadratmeter und ließ neue Räumlichkeiten für Qualitätssicherung, Labor und die Verwaltung entstehen. Mit einem Volumen von rund fünf Millionen Euro ist der Neubau eine der größten Investitionen in der 47-jährigen Unternehmensgeschichte. Gerade in den vergangenen fünf Jahren ist das Unternehmen stark gewachsen: Das Personal wurde seit 2011 von 56 auf 140 Mitarbeiter aufgestockt, der Umsatz wuchs seit 2010 überdurchschnittlich, jährlich um bis zu 24 Prozent, 2015 um 23 Prozent auf rund 32 Millionen Euro. [nbsp]
Das Wachstum generiert der Fachhandel
Die Marke Bauckhof ist seit über vier Jahrzehnten im Naturkost- und Reformhandel wohl bekannt. Die Mehle, Müslis und Backmischungen in Demeter- und Bio-Qualität sind bei allen Großhändlern gelistet und offensichtlich von vielen Kunden geschätzt wie die hohen Zuwachsraten zeigen. Bauck beliefert jedoch nicht nur den Fachhandel, sondern hat schon seit 15 Jahren Erfahrung mit dem LEH. „Doch der Schub kommt nicht aus dem LEH, unser Markenumsatzanteil im LEH bei rund drei Prozent. Das ist kein wirklich relevanter Absatzkanal für uns“, betont Jan-Peter Bauck. Sehr behutsam und in einem eng begrenzten Rahmen habe man angefangen auf die Anfragen aus dem LEH zu reagieren.
Bild Karin Heinze: Demeter-Backmischungen, Flocken und Mehle sind die Spezialität von Bauck.
Kriterien für die Belieferung des LEH
Um fair und immer gleich auf diese Anfragen reagieren zu können, hat Bauck Kriterien für die Belieferung des konventionellen Einzelhandels festgelegt. „Wir werden nur auf Anfrage aktiv, forcieren nichts in diese Richtung und fällen jedes Mal eine individuelle Entscheidung“, erklärt Bauck. Grundsätzlich beliefere man[nbsp]nur ausgewählte selbstständige Einzelhändler, keine Zentralläger und keine Regiebetriebe, die Auslieferung erfolge immer in Zusammenarbeit mit dem Naturkost- und Reformgroßhandel. Der Handelspartner müsse außerdem noch Demeter-Partner werden und sich an die Vorgaben des Demeter-Handelsvertrags halten. Mit der Einhaltung dieser Kriterien habe er gute Erfahrungen gemacht. „In diesem eng begrenzten Rahmen ist die Belieferung des LEH unserer Meinung nach für den Fachhandel unschädlich“, so Bauck.
Bild Karin Heinze: Bauck produziert auch eine Reihe von Handelsmarken.
Wachstumstreiber ist das glutenfreie Sortiment
2006 haben Susan und Jan-Peter Bauck begonnen, sich mit dem Thema glutenfrei zu beschäftigen. „Heute sitzen wir durch diese Ausrichtung quasi ohne Zutun mitten auf den Trends „free from“ und vegan“, freut sich Jan-Peter Bauck. Die Spezialisierung auf glutenfreie Produkte, insbesondere glutenfreien Hafer bedeute sehr viel Aufwand, lohne sich aber in doppeltem Sinne. „Zum einen ist den „Zölies“ (Zöliakie-Betroffene) damit wirklich sehr geholfen, denn Hafer kann eine wertvolle Ergänzung der oft sehr ballaststoffarmen Ernährung bei Zöliakie sein. Zum anderen hat sich das Sortiment zum Wachstumstreiber entwickelt und trägt rund 40 Prozent zum Umsatz bei." Vor allem beim glutenfreien Hafer hat die Firma sich einen großen Vorsprung an Wissen und Expertise angeeignet, der der Unternehmensentwicklung zugute kommt. Die Bemühungen um glutenfreien Hafer wurden im Frühjahr diesen Jahres „geadelt". Im März hat die Deutsche Zöliakie Gesellschaft erklärt: „Glutenfreie Produkte aus bzw. unter Verwendung von nicht-kontaminiertem Hafer hergestellt, können ab sofort auch in Deutschland mit dem Glutenfrei-Symbol der durchgestrichenen Ähre gekennzeichnet werden“.
Bild (Bauck): Die Mühle ist ausschließlich glutenfreien Getreiden vorbehalten.
Mit der Anschaffung einer mobilen Mühle aus Schweizer Militärbeständen fing man vor rund zehn Jahren eher bescheiden an, ein glutenfreies Sortiment aufzubauen. Man begann mit Basismehlen z.B. Reis-, Soja- oder Kichererbsenmehl an, um das sensible Geschäft mit glutenfreien Produkten beherrschen zu lernen. Es folgten Backmischungen (z.B. Brownies, Falafel) und erst vor fünf Jahren wagte man sich an das Thema glutenfreier Hafer. „Die Analyse ist extrem aufwändig.[nbsp]Wir beproben sowohl die eingehende Rohware als auch die fertig abgepackte Charge, um 100 Prozent sicher zu gehen, dass keine Verunreinigung mit anderen Getreidearten im Hafer ist“, erläutert Bauck. Durch diese Analysen im hauseigenen Labor ist es gelungen den offiziellen Grenzwert von 20 ppm (parts per million) weit zu unterschreiten. Dazu tragen auch[nbsp]zwei räumlich getrennte Mühlen, äußerste Sauberkeit und vor allem der Vertragsanbau mit Landwirten aus der Region bei.
Bild (Bauck): Analyse und Qualitätssicherung für glutenfreie Produkte sind sehr aufwändig.
Regionaler Rohstoffbezug
Die Anbauer werden eng begleitet, denn von der Qualität und Sauberkeit des angelieferten Getreides hängt es ab, die glutenfreien Produkte herzustellen. Mehrjahresverträge mit Abnahmegarantie sichern beide Seiten ab und halten die hohe Qualität aufrecht – nicht nur bei glutenfreiem Getreide. Bauck unterstützt auch die Öko-Getreidezüchtung und führt seit Jahren beispielsweise „Lichtkornroggen“, eine bio-dynamische Züchtung von Karl-Josef Müller, von der Getreidezüchtungsforschung Darzau, der nicht weit von Rosche ansässig ist. Auch Sorten von Berthold Heyden und Peter Kunz zählen zu dieser Nische. Die generelle Forderung an den Getreideeinkäufer des Unternehmens laute: „So direkt (Bauer, Erzeugergemeinschaft), so regional und so langfristig wie möglich zusammenzuarbeiten und einzukaufen“, erklärt Bauck.
Die Expertise „glutenfrei“ hat sich herumgesprochen
Mit der Devise „Die glutenfreien Produkte müssen so lecker sein, dass alle sie gerne essen“, ist Bauck bislang sehr gut gefahren. „Natürlich sind etwa die Familienmitglieder des Zöliakie-Betroffenen oder Kita-Gruppen mit Zölies die besten Multiplikatoren, wenn die Produkte schmecken – dann ist allen geholfen“, sagt Jan-Peter Bauck. Dies ist auch das Motto bei der Produktentwicklung von Backmischungen für Brot, Kuchen, Puffer oder Falafel. Die betriebseigene Küche probiert immer wieder Neues aus. Das Bauck-Sortiment umfasst insgesamt rund 140 Glutenfrei- und Demeter-Produkte, darunter neben den Mühlenprodukten auch Malzkaffee oder Fruchtmuse.
Insgesamt rund 9000 Tonnen Getreide werden bei Bauck jährlich verarbeitet. Diese Menge kommt nicht nur in Kleinpackungen mit dem Aufdruck Bauckhof auf den Markt, sondern auch Private Label-Produktion für das In- und Ausland lasten den großen Maschinenpark. Rund 15 Prozent gehen als Großmengen an Bäckereien. Exportiert wird in rund 40 Länder, auch außerhalb Europas z.B. nach Dubai oder Taiwan.
Bild Karin Heinze: Palettenweise gehen glutenfreie Mehle an den Handel und an Bäckereien.
Potenzial für weiteres Wachstum
„Wir haben keinen riesigen Marketingapparat, unsere Produkte scheinen einfach für sich zu sprechen“, meint Bauck. Das Unternehmen sei nur auf der BioFach, den BioMessen, der Free From, den Hausmessen sowie auf wenigen Auslandsmessen vertreten. Die Nachfrage nehme jedoch kontinuierlich zu. Auf dem deutschen Markt lässt es sich die Firma einiges kosten, die Absatzkanäle für das glutenfreie Sortiment zu pflegen und die Fachhändler zu unterstützen. Am Konzept „Glutenfrei Partnerladen“ nehmen über 600 Geschäfte Reformhäuser und Naturkostläden teil. Einzelhandels-Verantwortlicher Ulrich Rueben gibt Schulungen bei Großhändlern, in Läden und vernetzt örtliche Selbsthilfegruppen mit Bioläden.
Von Glutenunverträglichkeit sind geschätzte 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung betroffen, Tendenz steigend. Jan-Peter Bauck geht davon aus, dass Lebensmittelunverträglichkeiten weiter zunehmen werden. „Für „free from“ gibt es einen wachsenden Bedarf.“ Was den Vegantrend angeht, wagt er keine Prognose.
Bild Karin Heinze: Einzelhandels-Verantwortlicher Ulrich Rueben schult Ladenpersonal und vernetzt Geschäfte mit Zöliakie-Selbsthilfegruppen
Auch wie es im Markt im Zuge der Entwicklungen - Stichwort Alnatura bei Edeka, Fachhandelsmarken bei dm - weitergeht, möchte er nicht im Detail spekulieren. Nur soviel: „Das Machtgefüge wird sich weiter ändern, denn die Hersteller werden immer weniger aber dafür immer größeren Partnern im Einzelhandel gegenüberstehen“, analysiert Bauck. Die „Drohung“, die vom Arbeitskreis der Filialisten gegenüber Davert ausgesprochen worden ist, gehe genau in diese Richtung. Er hält das für eine sehr fragwürdige Vorgehensweise. „Hier kommen die gleichen Schemata zum Vorschein, über die wir uns jahrzehntelang beim “bösen“ LEH beschwert haben“, sagt Jan-Pater Bauck. „Wir wissen doch, dass der Fachhandel Bio besser verkaufen kann als der LEH." Außerdem erklärt er: „Unsere Hauptaufgabe liegt derzeit nicht im Vertrieb sondern in der Sicherung qualitativ hochwertiger Rohstoffe.“
Bild Karin Heinze: Jan-Peter Bauck bei der Eröffnung der neuen Halle
Die Bauck GmbH wurde 1969 gegründet, um Demeter-Erzeugnisse der Region zu vermarkten. Die Wurzeln führen zurück zu den drei Bauckhöfen in Amelinghausen, Klein Süstedt und Stütensen: Bereits 1932 wurde der Bauckhof im niedersächsischen Klein Süstedt als einer der ersten in Deutschland auf die biologisch-dynamische Landwirtschaft umgestellt. Noch heute verbindet die drei Bauckhöfe und den Naturkosthersteller Bauck GmbH das Bekenntnis zur biologisch- dynamischen Landwirtschaft. „Wo Zusammenarbeit sinnvoll ist, sind wir vernetzt und arbeiten zusammen“, so Jan-Peter Bauck.
Bild Karin Heinze: Susan und Jan-Peter Bauck beim Einweihungsfest für die neue Halle.
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