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Avocados in der Kritik: Ist Bio besser?

Die konventionelle Erzeugung von Avocados ist in die Kritik geraten: Monokulturen, hoher Bewässerungsbedarf, lange Transportwege. Da stellt sich die Frage: Sind Bio-Avocados da soviel besser? bio-markt.info hat nach Antworten gesucht.

Die konventionelle Erzeugung von Avocados ist in die Kritik geraten: Monokulturen, hoher Bewässerungsbedarf, lange Transportwege. Da stellt sich die Frage: Sind Bio-Avocados da soviel besser? Bio-markt.info hat nach Antworten gesucht.

Nachfrage ist massiv gestiegen

Vegan, gesund, nährstoffreich und ein Tausendsassa in der Küche: Die Nachfrage nach Avocados ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. 2010 wurden 28.000 Tonnen Avocado nach Deutschland eingeführt, 2015 waren es 45.000 Tonnen, heißt es in einem Artikel der Wochenzeitschrift Die Zeit. Dessen Thema sind die Schattenseite der Frucht, die am Beispiel einer großen konventionellen Avocadofarm in Südafrika beschrieben werden.

Die wichtigsten: Für ein Kilogramm Avocados werden dort 1.000 Liter Wasser verbraucht. Der Anbau ist hochtechnisiert und kapitalintensiv; nur große Farmen können ihn sich leisten, stellen dadurch aber die Avocados pro Stück so günstig her, dass sie kleine Anbieter vom Markt verdrängen. Und schließlich müssen die empfindlichen Früchte aufwändig verpackt zu den Kunden im Norden transportiert werden. Soweit der Zeit-Artikel. Spiegel-online hatte im Sommer zudem über illegale Abholzungen für Avocado-Plantagen in Mexiko berichtet.

Wie sieht die Ökobilanz bei Bio aus?

Das alles betrifft den konventionellen Anbau. Aber sieht die Ökobilanz bei Bio-Avocados soviel besser aus? bio-markt.info hat sich bei den Fachhandelsimporteuren Biotropic und Naturkost Schramm nach deren Avocados und den Anbaubedingungen erkundigt.

Biotropic bezieht Avocados vor allem aus Peru, kleinere Mengen auch aus Argentinien, Chile, Mexiko und Spanien. Der Anbau in Peru habe in den vergangenen Jahre deutlich zugelegt, erklärt Udo Buerk, der bei Biotropic die Qualitätssicherung und das Projektmanagement leitet. Denn die Früchte von der Südhalbkugel werden ab März reif, wenn in den klassischen Anbauländern nördlich des Äquators wie Spanien und Israel die Saison zu Ende geht. Das gewährleistet eine weitgehende Verfügbarkeit, die auch Bio-Kunden verlangen.

„Unsere Erzeuger sind kleine Bauern, die durchschnittlich zwei Hektar Fläche bewirtschaften“, sagt Buerk. Sie müssten die Bäume bewässern, das Wasser dafür komme von den Bergen und sei nicht knapp. „Zumeist setzen die Bauern Tröpfchenbewässerung ein, sie wollen und müssen ja auch sparen. Alle Betriebe sind nach Global Gap zertifiziert, da wird auch der Wasserverbrauch erfasst“. Obwohl traditionell der Fokus der Agraringenieure von Biotropic auf der Bio-Anbauberatung und -kontrolle liege, werde seit einigen Jahren verstärkt auf weitergreifende Nachhaltigkeitsthemen wie Wasserverbrauch und Sozialstandards geachtet.

Wasserverbrauch vor allem in Spanien ein Thema

In Spanien ist der Wasserverbrauch für Bio-Produkte schon länger ein Thema, weil Umweltorganisationen wie der WWF seit Jahren die sinkenden Grundwasserspiegel in den großen und trockenen Gemüseanbaugebieten thematisieren. Frank Rieflin, Vertriebsleiter bei Naturkost Schramm, hatte deshalb schnell eine ausführliche Stellungnahme seines größten Avocado-Lieferanten, der Finca Jalhuca in Andalusien, zur Hand. Deren Betreiber Enrique Morales hat für zwei Standorte in Andalusien und im regenreicheren Cadiz den Bewässerungsbedarf errechnet und kommt auf 585 und 154 Liter je Kilogramm Avocado. „Alle diese Zahlen sind natürlich grob gerechnet. Jede Finca ist eine eigene kleine Welt“, fügte er seiner Stellungnahme hinzu. Jalhuca war übrigens eines der Ziele bei einer Erzeugerfahrt regionaler Großhändler nach Spanien vor wenigen Wochen. Ein kurzer Bericht über den Besuch findet sich hier.

Der niederländische Bio-Importeur Eosta hat auf der Nature[&]More-Webseite mehrere Portraits seiner Avocado-Lieferanten veröffentlicht. Darunter sind Zusammenschlüsse mexikanischer Biobauern ebenso wie ein großes peruanisches Unternehmen, das konventionelle und Bio-Früchte exportiert. Drei Lieferanten sind kenianische Firmen wie FTE Organics, die die Erzeugnisse von Kleinbauern bündeln.

Soziale Strukturen, Wasserverbrauch, Transport - drei Erkenntnisse

© akaradaj – Fotolia.com

Fazit 1: Die für den Fachhandel relevanten Avocado-Importeure arbeiten mit bäuerlichen Erzeugern und teilweise mit kleinbäuerlichen Strukturen zusammen. Allerdings werden nicht alle Bio-Avocados in solchen Strukturen erzeugt. Westfalia, einer der weltweit führenden Anbieter konventioneller Avocados, lässt auf seinen Farmen in Südafrika, Mozambique und Kolumbien auch Bio-Früchte anbauen. Diese dürften vor allem an die großen LEH-Konzerne geliefert werden.

Fazit 2: Bio-Avocados brauchen im Prinzip ebensoviel Wasser wie konventionell angebaute. Wichtig für die Ökobilanz ist das Klima vor Ort. Denn an extrem trockenen Standorten wie in Südafrika ist der Bedarf an Bewässerung weitaus höher als in Gebieten mit mehr Regen. Dies gilt allerdings für marokkanische Datteln ebenso wie für Kartoffeln aus Ägypten oder Mandeln aus dem dürregeplagten Kalifornien. Wenn bewässert werden muss, dann sollte das Wasser möglicht effizient zu den Pflanzen kommen. Hier sind größere Betriebe, die sich eine Tröpfchenbewässerung leisten können, tendenziell im Vorteil.

Fazit 3: Bio-Avocados haben die selben langen Transportwege wie konventionelle. Alle Avocados aus Übersee werden per Schiff geliefert, die spanischen per Lkw. Der Importeur Eosta hatte bereits vor zehn Jahren den Energieverbrauch für den Transport von argentinischen Äpfeln, Grapefruits aus Südafrika und anderen Produkten abgeschätzt und in Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) umgerechnet. Ein Kilogramm Äpfel aus Argentinien verursachte demnach durch seinen Transport in einen deutschen Bioladen in etwa ebensoviel CO2 wie ein Mittelklasse-Pkw, der einen Kilometer zum Einkaufen fährt. Überspitzt formuliert.

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