Biohandel

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Alnatura erfolgreich trotz Trennung von dm

Rund 40 Prozent Umsatzanteil hatte die Alnatura Produktions- und Handels GmbH mit ihrem Vertriebspartner dm vor der Auslistung ihrer Eigenmarke erwirtschaftet. Wie das Unternehmen gestern auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt bekannt gab, konnte der fehlende Umsatz bei der Drogeriemarktkette durch die neuen Vertriebspartner und weitere eigene Filialen kompensiert werden.

Rund 40 Prozent Umsatzanteil hatte die Alnatura Produktions- und Handels GmbH mit ihrem Vertriebspartner dm vor der Auslistung ihrer Eigenmarke erwirtschaftet. Wie das Unternehmen gestern auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt bekannt gab, konnte der fehlende Umsatz bei der Drogeriemarktkette durch die neuen Vertriebspartner und weitere eigene Filialen kompensiert werden.

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Zwar sei der Umsatz im Geschäftsjahr 2016/2017 „nur“ um ein Prozent auf 770 Millionen Euro gewachsen, aber mittlerweile zeichne sich wieder ein zweistelliges Umsatzplus ab. Trotz der Investitionen in 19 neue SuperNaturMärkte (Kosten rund 20 Millionen Euro), den

Campus-Bau in Darmstadt und die Errichtung eines vollautomatische Kleinteile-Lager in Lorsch schreibt das Unternehmen nach Angaben der Geschäftsführer Götz Rehn und Rüdiger Kasch schwarze Zahlen. Die SuperNaturMärkte wuchsen auch flächenbereinigt, aber nur „zart“, wie Rehn mitteilte. Damit ist die Konjunkturflaute im Naturkostfachhandel auch an Alnatura nicht spurlos vorbeigegangen. „Wir werden weiter mit Läden expandieren“, kündigte Kasch an.

70 Prozent Umsatzplus mit Edeka

Weiterhin sehr positiv sei die Entwicklung des Alnatura-Markensortiments, das bei Handelspartnern in über 14.200 Filialen in 13 europäischen Ländern erhältlich sei.

Den Alnatura-Umsatzzuwachs in den Edeka-Märkten beziffert das Unternehmen auf 70 Prozent. „Besonders erfreulich ist bei allen Handelspartnern das starke Wachstum des Alnatura-Frischesortiments mit Milch und Molkerei-Produkten, Eiern, Wurst und vegetarischen Produkten. Hier erhöhte sich der Mengenumsatz um 50 Prozent“, so Rehn. Das Frischesortiment sei bei rund 10.000 Handelspartnern eingeführt worden. Logistische Basis dafür sei die im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Großhändler Südwest Bio aufgebaute Frische-Logistik im rheinland-pfälzischen Alzey.

Mehr regionale Produkte und alte Sorten

Die Themen regionale Herkunft und Verbandsware spielen für Alnatura weiter eine wichtige Rolle. So werden ständig neue Vertragspartner gesucht, aktuell in Berlin, wo das regionale Sortiment weiter ausgebaut werden soll. Bislang liefern 150 Partnerhöfe und 40 Bäckereien regionale Ware für Alnatura. Hilfreich bei einer Expansion dürfte die mit dem Naturschutzbund entwickelte Umstellungsinitiative sein, bei der konventionelle Bauern finanziell gefördert werden, wenn sie ihren Betrieb auf ökologische Erzeugung umstellen. „Bis Ende 2018 werden wir 10.000 Hektar in Umstellung haben“, sagte Rehn. Das gesteckte Ziel von 3.000 Hektar sei damit weit überschritten worden. Sogar ein Bio-Bauer habe für dieses Projekt gespendet.

Wichtig bei Alnatura: Grüne Frische soll möglichst aus der Region kommen (Foto: Marc Doradzillo)

Das Frischesortiment von Alnatura soll verstärkt durch alte Gemüsesorten aufgewertet werden. Insgesamt 15 solcher Produkte befänden sich derzeit im Sortiment: Tomaten, Zucchini, Radieschen, Auberginen, Kohlrabi und Kartoffeln. Lieferanten seien 18 Bio-Landwirte aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Einzig die französischen Ochsenherz-Tomaten würden im Land ihres Ursprungs kultiviert. Alte Gemüsesorten könnten den veränderten Umweltbedingungen durch den Klimawandel standhalten. Alnatura arbeitet hier mit der gemeinnützigen Organisation ProSpecieRara zusammen, die sich für den Erhalt gefährdeter Kulturpflanzen einsetzt.

Erstes Fleischprodukt aus Bruderhahn-Haltung

Nachdem alle unter der Marke Alnatura verkauften Eier aus der Bruderhahn-Aufzucht stammen, bieten die Bickenbacher jetzt auch das erste Fleischprodukt aus dieser Aufzuchtform an: Das Babygläschen „Alnatura Hühnchenfleischzubereitung“ stammt von männlichen Nachkommen und wird in Bioland-Qualität angeboten. Für das nächste Jahr sei eine Geflügelbratwurst geplant.

Café-Bars sollen ausgebaut werden

Vor dem Hintergrund veränderter Konsumgewohnheiten der Kunden will Alnatura jeden neu eröffneten Markt künftig mit einer Café-Bar ausstatten. Von den aktuell 128[nbsp] verfügten bereits 30 über eine solche Einrichtung. Pfandsysteme für Kaffeebecher wie in Freiburg oder demnächst in Berlin werde man unterstützen. Eine Maßnahme zum Ressourcenschutz ist auch der Verzicht auf Clipverschlüsse bei den Cerealien. Rund vier Tonnen Metall und 16 Hektar Folie würden dadurch pro Jahr eingespart. In Richtung Klimaschutz geht die neue Tetra Pak-Verpackung für Tomatensauce: Durch das geringere Gewicht des Gebindes werden 63 Prozent weniger CO2 ausgestoßen.

Bereits in 30 Filialen realisiert: Die Alnatura Café-Bar (Foto: Thommy Mardo)

Expansion auch in der Schweiz und in Österreich

In der Schweiz stehen Alnatura-Produkte in allen Migros-Märkten. Der Handelskonzern mit 50 Prozent Marktanteil im Lebensmittelbereich betreibt auch acht SuperNaturMärkte bei den Eidgenossen, zwei weitere gibt es demnächst im Kanton Zürich (23.11.2017 und im April 2018). Auch in Österreich sei eine stärkere Marktdurchdringung gelungen. In beiden Ländern soll weiter investiert werden. Auch in Deutschland soll die Zahl der Läden weiter steigen: Für das Jahr 2018 wurden u.a. Eröffnungen in Erfurt, Leipzig, Potsdam, Heidelberg und Düsseldorf angekündigt. Auch die Russen können sich an Alnatura-Produkten erfreuen. Wie Götz Rehn mitteilte, steht die „einzige Marke unter den Bio-Eigenmarken“ in 130 Moskauer Geschäften. In Deutschland wurde sie zum zweiten Mal zur beliebtesten Lebensmittelmarke gewählt.

Online-Shop-Entwicklung „überschaubar“

Mit einem Umsatz von neun bis zehn Millionen Euro im Jahr habe der Verkauf über den eigenen Online-Shop eine überschaubare Entwicklung genommen, wie es Götz Rehn formulierte. Ein Verkauf über Amazon stehe nicht zur Debatte. Bislang seien die Produkte aber über den Handelspartner tegut bei dem Versandriesen vertreten. Für die stationären Läden soll demnächst der Einkauf „mit digitalen Werkzeugen“ bequemer gemacht werden, kündigte der Alnatura-Gründer an. Am wichtigsten für den Erfolg der Märkte seien seine Mitarbeiter. Und da er sich mit den Beschäftigten einig sei, dass nicht er, sondern der Kunde der eigentliche Arbeitgeber sei, bedürfe es auch keines Betriebsrates. Nur eine Filiale in Freiburg verfüge über eine institutionalisierte Arbeitnehmer-Vertretung. Inzwischen arbeiten knapp 3.000 Menschen für Alnatura, rund 200 davon sind Auszubildende und Studierende.

Auszubildender bei Alnatura im Verkaufsgespräch (Foto: Marc Doradzillo)

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