Biohandel

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35 Jahre Ökotopia – Der Name ist Programm

Der Name Ökotopia entstand in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Ernest Callenbach.Thema des Buches, das vom Berliner Unternehmen vor 35 Jahren auch mitverlegt wurde, ist eine ökologisch und sozial verträglich organisierte Gesellschaft. Dieses Ziel ist fest in der Firmenphilosophie des Kaffee- und Teespezialisten verankert.

Der Name Ökotopia entstand in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Ernest Callenbach.Thema des Buches, das vom Berliner Unternehmen vor 35 Jahren auch mitverlegt wurde, ist eine ökologisch und sozial verträglich organisierte Gesellschaft. Dieses Ziel ist fest in der Firmenphilosophie des Kaffee- und Teespezialisten verankert. Der Hersteller und Großhändler liefert mittlerweile bundesweit rund 150 Tee- und Kaffeespezialitäten aus aller Welt an den Naturkosthandel - fair gehandelt und in bester Bio-Qualität. Zum 35. Geburtstag hat Ökotopia in eine neue Teeabfüllanlage investiert, um der wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können.

Bild: Die Anfänge von Ökotopia liegen im alternativen Kreuzberg, in Berlin. Tee gab es damals im Verkauf durch einen Fensterladen.

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Ausgangspunkt der Firma war 1980 eine studentische Initiative in Berlin-Kreuzberg. Die Bio-Qualität stand damals noch an zweiter Stelle. Es ging mehr darum, die Welt und die Wirtschaft gerechter zu gestalten. Der damalige Name „Ökotopia anders handeln GmbH“ war Programm. Alternative Wirtschaftsformen sollten im ersten alternativen Gewerbehof in West-Berlin Realität werden. Auch heute ist dieser Ansatz bei Ökotopia noch lebendig. Wer die Firma in der Moosdorfstraße im Stadtteil Treptow besucht, kann das erleben. Mitarbeiter aus der Verwaltung sind schon mal bei Arbeiten im Lager anzutreffen oder füllen Tee in Tüten ab. „Unser 18-köpfiges Team rotiert durch die verschiedenen Abteilungen, so hat jeder einen Überblick, was in unserem Unternehmen gerade läuft“, erklärt Franziska Geyer. Sie ist seit 2005 Geschäftsführerin und freut sich, dass Ökotopia Werte ganz aktiv lebt.

Bild: Franziska Geyer ist Geschäftsführerin von Ökotopia. Foto Karin Heinze

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Zu den ersten Produkten, die Ökotopia in den 1980er-Jahren handelte, gehörte der Schwarztee Mehringhof-Mischung, ein Klassiker, der heute noch zum umfangreichen Tee- und Kaffeesortiment zählt. Solidarität mit den von Bürgerkrieg und Naturkatastrophen schwer getroffenen Kleinbauern in Nicaragua übten die Berliner mit dem Import von „Soli-Kaffee“. Folgerichtig war Ökotopia dann 1986 Gründungsmitglied der Mittelamerikanischen Kaffee Im- und Export GmbH, kurz Mitka, die heute noch den Import von fair gehandeltem und Bio-Kaffee aus Lateinamerika bündelt. Unter den 15 Ökotopia-Kaffeesorten (auch Espresso und Getreidekaffee), ist außerdem ein Espresso mit Robusta-Bohnen aus Tansania.

Bild: Ökotopia unterhält sehr aktiven Kontakt zu den Handelspartnern in Mittelamerika und bringt die Vertreter von Kooperativen aus verschiedenen Ländern in regelmäßigen Abständen zusammen. Im Frühsommer 2015 fand ein Treffen mit Kaffeebauern aus Mittelamerika statt. Foto Karin Heinze

Die Kleinbauern in Lateinamerika, Afrika und Asien sind die wichtigsten Handelspartner für Ökotopia. „Es ist uns sehr wichtig, die Initiativen der Kleinbauern zu berücksichtigen und wie sie die sozialen Standards in den landestypischen Produktionsstrukturen einrichten“, betont Franziska Geyer. „Wir wollen es den Bauern ermöglichen, aus eigener Kraft und selbstbestimmt ihre Lage und die ihrer Familien nachhaltig zu verbessern“. Eine persönliche Beziehung zu den Produzenten ist für Geyer selbstverständlich. Mehrmals pro Jahr reisen[nbsp] Mitarbeiter von Ökotopia in die Tee- und Kaffeegärten der Welt um Tee- und Kaffeespezialitäten einzukaufen und die Kontakte zu den Handelspartnern zu pflegen.

Bild: Teepflücken verlangt viel Fingerspitzengefühl. Eine Teepflückerin in Darjeeling, Indien weist Franziska Geyer in ihr Handwerk ein. [nbsp] Foto Ökotopia

Die Kriterien für den fairen Handel, die Ökotopia sich auferlegt, seien strenger als gängige Fairtrade-Kriterien, erklärt Geyer. So bezahle Ökotopia beispielsweise einen höheren Aufschlag als andere Fairhandelsunternehmen und gewähre Vorfinanzierungskredite. „Langfristiges Wirtschaften und vertrauensvolle Beziehungen zu den Produzenten in aller Welt bestimmen unsere Handelsethik“, betont sie. „Alle Beteiligten sollen von der Wertschöpfung des Warenkreislaufs profitieren.“ Gewinne werden in die Förderung von Ökolandbau- und Sozialprojekten der Partner und in die Weiterentwicklung des Unternehmens investiert. „Ökotopia gehört sich selbst. Es gibt keine externen Kapitalgeber, denen man verpflichtet ist und die Gewinne fließen stets in die Firma zurück“, erläutert Geyer.

Die gleiche soziale Verantwortung, die Ökotopia gegenüber ihren kleinbäuerlichen Handelspartnern in aller Welt vertritt, bildet auch die Vertrauensbasis für die Zusammenarbeit der Mitarbeiter in der Zentrale in Berlin. „Aus unserer Sicht ist partnerschaftlicher Handel auch eine Frage der innerbetrieblichen Struktur“, so Franziska Geyer. „Dazu gehören eine gerechte Entlohnung und flache Hierarchien ebenso wie eine aktive Mitgestaltung und Mitbestimmung durch jedes Teammitglied.“ Jeden Tag kommen alle Mitarbeiter beim gemeinschaftlich gekochten Bio-Mittagessen an einem großen Tisch zusammen. „Bei Ökotopia fühlt sich jeder mitverantwortlich und setzt sich mit seiner Arbeitskraft dafür ein, dass der Gedanke, nachhaltig und fair zu Handeln hier und überall auch an zukünftige Generationen weitergegeben wird“, erklärt Geyer.

Bild: Flache Hierarchien und der gemeinsamen Sache verpflichtet zu sein zeichnen Ökotopia aus. Foto Ökotopia

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Die breite Produktpalette geht bundesweit an Naturkostfachgeschäfte und Biosupermärkte, Ökotopia beliefert den Großhandel, ist jedoch auch selbst als Großhändler aktiv. Dazu kommt der eigene Online-Shop für Endverbraucher. In der Zentrale, einer alten Fabrikhalle nahe dem Treptower Park, füllt Ökotopia das breite Teesortiment[nbsp] überwiegend von Hand ab. Die Hälfte des Angebots machen Schwarz- und Grüntees aus China, Indien, Nepal und Japan aus, die andere Hälfte sind Früchtetees, Baum- bzw. Strauchtees, Solokräuter und Kräutermischungen, deren Rohwaren aus Europa, Südafrika und Brasilien stammen. Auch regionale Spezialitäten bieten die Berliner mit Teemischungen aus heimischen Kräutern und Pflanzen aus Berlin-Brandenburg an.

Bild: Das Ökotopia-Sortiment im Bio-Fachhandel, hier in einer Bio Company-Filiale in Berlin. Foto Karin Heinze

Alle losen Teesorten werden in Berlin abgemischt und per Hand abgefüllt. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, wurde dafür im Frühjahr 2015 eine neue Abfüllanlage angeschafft, die die Abwiegemenge automatisch berechnet und das Wiegen erleichtert. Bei den Teeverpackungen werde besonderer Wert auf Umweltfreundlichkeit gelegt, so Geyer: „Alle Verpackungen bestehen aus 100 Prozent Cellulose und sind leicht abbaubar.“

Ökotopia ist gut vernetzt als Mitglied im Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), in der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) sowie als Partnerbetrieb von fair [&] regional Bio Berlin-Brandenburg setzt sich Ökotopia für ökologischen Landbau ein. Von TransFair und Naturland ist Ökotopia Lizenznehmer.

Bild: Abfüllung von Hand ist bei Ökotopia Standard. Foto Karin Heinze

www.oekotopia.de

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